Offenlegung

Wer einen Kredit haben möchte – ganz egal wofür – muss im wahrsten Sinne des Wortes die „Hosen runter lassen“. So etwas wird landläufig darunter verstanden, wer seine finanziellen Verhältnisse vollständig offen legen muss. Dabei kann die kreditgebende Bank meist nur auf die im Hause stattfindenden Kontobewegungen zugreifen. Doch es gibt auch Wege und Möglichkeiten, um auf alle Konto Zugriff zu haben. Da hilft eine neue EU Richtlinie mit dem kryptischen Namen Zweite EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2). Das gestattet Wirtschaftsauskunfteien die Konten einzusehen. Voraussetzung ist, dass der bzw. die Kontoinhaberin zugestimmt hat. Nun haben Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung (SZ) aufgedeckt, dass die Schufa als Deutschlands größte Auskunftei bereits vorhandene Daten mit den Erkenntnissen aus Bankkonten zusammenführen möchte. Ziel ist es, eine noch genauere Bonitätsbewertung zu bekommen. Sicherlich sind solche Erkenntnisse hilfreich, um die Schufa-Kunden bei der Risikoeinschätzungen zu unterstützen. Soweit so gut.

Kontodaten

Voraussetzung ist, dass der Kunde dem auch zustimmt. Nun hat die Schufa Ende Dezember 2018 den von der Bankenaufsicht BaFin lizenzierten Münchner Kontoinformationsdienst Finapi GmbH gekauft, der nach eigenen Angaben potenziell Zugriff auf mehr als 50 Millionen deutsche Bankkonten hat.

Der NDR, WDR und SZ konten interne Schufa-Unterlagen einsehen aus denen hervor geht, dass die Finapi GmbH auch deshalb von der Schufa übernommen wurde, um an Verbraucher-Kontodaten zu gelangen. Ziel des Kontoeinblicks ist eine größeres Potential bezüglich der Bonitätsbewertung, Affinitätsscores und auch der Lebenssituation zu erhalten. Dabei werde ein Vielzahl von Kategorien abgefragt wie Zum Beispiel Gehalt, Miete, staatliche Leistungen, Unterhaltszahlungen, Arztbesuche sowie Urlaubsreisen. Aber auch Risiken wie Glücksspiel, Zahlungen an Inkassoinstitute oder Rücklastschriften lassen sich herausfiltern. So etwas ist bei einem Kreditantrag aber von Bedeutung.

Test

Ans Tageslicht ist es wohl deshalb gekommen, weil seit November 2020 die Schufa mit einem neuen Produkt „Schufa CheckNow” in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkanbieter Telefónica/O2 auf dem Markt gekommen ist. Damit kann dann in dieser dreimonatigen Tesphase bei Neukunden, welche wahrscheinlich wegen ihrer geringen Bonität keinen O2-Mobilfunkvertrag bekommen würden, auf das Konto zugegriffen werden. So kann die Schufa eine genauere Bonitätsbewertung durchführen, die dann doch einen Vertrag möglich macht. Die Schufa würde danach diese Daten umgehend löschen.

Jetzt sollen die Telefónica/O2 Kunden darüber hinaus eine freiwillige Einwilligung geben, die der Schufa weitgehende Rechte einräumt, die Kontoauszüge der vergangenen drei Monate zu speichern, auszuwerten und zu verarbeiten. Ziel des Dienstleisters ist es, damit neue Angebote zu entwickeln.

Datenschutz

So eine Option ist aus Sicht des Datenschutz aber kritisch zu bewerten, wie der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar im ARD-Magazin „Panorama” (NDR) ausführte: “Ich mache mich als Verbraucher da wirklich nackig, wenn ich diesen Einwilligungsbutton bestätige.” Damit lassen sich sehr umfassende Persönlichkeitsprofile erstellen. Das damit ein Profiling erfolgen kann, was aus den bisherigen Datenerhebungen so nicht möglich war.

Zukunft

Wenn wir da unserer Fantasie einmal freien Lauf lassen, so sind Tür und Tor des „Gläsernen Konsumenten“ nun endgültig aufgestoßen. Denn alle bisherigen Datenerhebungen im Handel haben zwar riesige Datenmengen produziert. Doch an die Kaufgewohnheiten wurde nur wenig gekratzt. Quasi sind diese Datenmengen überhaupt nicht zu bearbeiten. Doch mit dem jetzigen, möglichen Zugriff, lässt sich mehr über Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren. Gerade mit Beginn der Corona-Pandemie wurden wir vom Handel zum Kartenzahlen aufgefordert. Einige Discounter bieten als Gegenleistung für die Discounter eigene App sogar Einkaufsvorteile und kleine Geschenke an. Wenn dann noch die Verkehrsdaten aus Google Maps und anderen Kartendienstleistern hinzugezogen werden, Einkaufszeiten sowie den gekauften Produkten hinzugezogen werden, lassen sich gezielter Werbungen platzieren. Direkt auf das Handy. Und die (Kredit-) Finanzierung wird gleich mitgeliefert.

Okay, beim Letzteren ging vielleicht die Fantasie etwas durch. Wirklich? Lassen Sie uns einfach beobachten, was uns im nächsten Jahr erwartet, wenn das Schufa-Produkt im Realbetrieb ist. Oder lassen Sie uns einfach nur den Anfängen wären, dass wir weiterhin Frau und Herr über unsere eigenen Daten sind und bleiben. Wir entscheiden mit einem einfach Klick darüber.

Ein Gedanke zu „Offenlegung

Kommentare sind geschlossen.