Kummerow ist nicht Bollerup. Obwohl . . . Es könnte sein, dass Jens Otto Dorsch auf seiner alten Mähmaschine übers Feld rattert. Aber wir sind nicht an der holsteinischen Küste, sondern in Vorpommern. Die Felder sind schon abgeerntet. Jedenfalls die meisten. Auch haben die Felder nicht Handtuchformat, sondern reichen bis zum Horizont. Und der ist weit. Über 200 Hektar hat der durchschnittliche vorpommersche Bauer unterm Pflug. An Kummerow sind wir gerade vorbei gefahren. An den Laternenmasten hängen überall Einladung zum Besuch von „Die Heiden von Kummerow“. Ehm Welks wohl bekanntester Roman soll hier als Theaterstück aufgeführt werden. Passend zur Ferienzeit, passend zur Unterhaltung der Gäste.
Unser Weg führt uns von Schwerin – der Landeshauptstadt in der Seenlandschaft – zum Darß weiter nach Usedom. Doch fangen wir von vorn an. Gegenüber dem Schloß bietet die Landeshauptstadt einen Wohnmobilstellplatz. Wir kommen spät an und treffen auf eine illustre Reihe von Wohnmobilen. Die ruhige Lage hat sie angelockt. Die Wendeschleife der Straßenbahn und der Busverkehr stören nicht besonders. Dieser Parkplatz ist ideal um die Stadt zu erkunden. Und sicher dazu. Die umliegenden Ministerien mit vielen Sicherheitskräften sorgen dafür entsprechend. Am nächsten Morgen erkunden wir die Stadt zu Fuß. Zum Schloß sind es wenige Gehminuten. Der Schloßpark lädt zum Verweilen ein. Auch könnte hier eine Laufeinheit vollzogen werden. So weitläufig ist er angelegt. Doch zuerst ist Siteseeing und Shopping angesagt. Die schöne Lage und das Ambiente hat dann wohl auch die Landesregierung bewogen, hier den Landtag einzurichten. Früher residierten hier die Herzöge. Momentan wird gebaut. Es soll schön werden. Das Neuschwanstein des Nordens soll als Kandidat für das UNESCO Welterbe fit gemacht werden.
Die Zeit vergeht viel zu schnell und wir verlassen Schwerin am Nachmittag. Die Stadt hat viel zu bieten. Doch die Ostseeküste und der Strand sollen heute noch erreicht werden.
Zingst ist das Ziel. Ein kleiner Stellplatz direkt am Strand. Direkt am Wasser. Was gibt es Schöneres! Die Befürchtungen bewahrheiten sich zum Glück nicht. Ausgebucht sieht anders aus. Heute morgen sind wegen ein paar Tropfen Regen viele abgereist, sinniert der Platzwart. So ist genug Auswahl. Aber der Strand ruft – und wir folgen. Unerwartet ist es windstill. Doch die Seeluft dringt in die Atemwege und in die Seele.
Zingst besuchen wir gern. Warum nur? Es ist teuer – und unfreundlich. So jedenfalls das Erlebnis im Fischrestaurant. Die Frage nach einem Tisch wurde barsch abgewehrt. Na gut, es gibt noch mehr Angebote. Der Grieche am Strand bietet dann auch das, was wir gewohnt sind: Philoxenia – Gastfreundschaft. Als nach dem Ouzo das Gespräch auf die griechische Heimat mit dem Kellner kam, war der Damm gebrochen. Die vielen Erinnerungen bei beiden Gesprächspartnern konnte er kaum ertragen. So groß war die Sehnsucht nach der Heimat. So sind sie, die Griechen: Gastfreundlich und Heimatverbunden.
Es kann doch aber nicht sein, dass Gastfreundschaft nur in nicht von Deutschen betriebenen Restaurants erfahren werden kann. Wo ist der Servicegedanke? Oder sind die Zingster schon so satt, dass sie keine Gäste mögen? Wir wissen es nicht.
Weiter geht’s nach Usedom. Ein weiter Weg mit vielen Staus. Denn es ist Hauptreisezeit. Um bei Wolgast auf die Insel zu kommen, fährt es sich nur im Schritttempo. Ampeln sperren den Weg. Ein Umfahren ausgeschlossen. Doch die Insel empfängt freundlich. Das Ostseebad Heringsdorf ist das Ziel. Da ist ein Parkplatz! Doch die Freunde hält nur kurz. Wieder so ein unfreundlicher Kerl. Ist das nun wirklich Strategie, um die Gäste loszuwerden oder sind die Menschen hier so? Wollen die keine Gäste? Wollen die kein Geld verdienen? Oder wird das immer auf´s Konto überwiesen? Von wem?
Aber es nicht nicht überall so. Qualität zeichnet sich aus. Das Hotel Maritim mit seiner Lage direkt an der Ostsee und mit Blick vom Dachgarten direkt auf´s Meer entschädigt für vieles. Auch das Personal ist außerordentlich freundlich. Gut geschult und ausgewählt. Geht doch!
Viel Zeit bleibt nicht für die Kaiserbäder. Aber es lohnt sich, wieder zu kommen. Versprochen!
Der polnische Teil soll noch erkundet werden. Etwas weniger als 10 Kilometer sind es nach Swinemünde; polnisch: Swinoujscie. Die Marktbuden sind kurz vor dem Schließen. Die Geschäftstüchtigen unter den Budenbesitzern haben noch geöffnet. Denn was machen die Deutschen, wenn es regnet: shoppen. Da kann noch ein Geschäft gemacht werden. Auch wenn die Deutschkenntnisse nur gering sind. Freundlicher Service ist da. Ob der Waffenhändler auch eine Kalschnikow im Angebot hat, haben wir nicht angefragt. Aber geöffnet hatte er bis zum dunkel werden.
Die Zeit drängt, der Hunger scheint schon vorprogrammiert. Ziel soll Rostock sein; oder genauer gesagt: Warnemünde. Knapp zwei Stunden Fahrt sind nicht sonderlich lang. Denn dort ist ein ruhiger Stellplatz sicher. Doch bevor es in die „Nachtrunde“ geht, ist Essen angesagt. Das Hotel Neptun leuchtet den Weg. Ein Parkplatz ist in den Abendstunden direkt vor der Tür zu finden. Welche eine Überraschung. Doch ein Sitzplatz in der Broiler Grillstube ist nicht in Sicht. Die Bar bietet sich an. Doch, welch ein Graus. Der Koch hat nicht genug Essen vorbereitet. Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab. Wie erwartet? Eigentlich nicht. Ein fünf Sterne Hotel sollte immer gut vorbereitet sein. So wie der Italiener im Kurhaus. Essen: na klar, was darf´s denn sein?
Trotzdem: Warnemünde ist eine wunderschöne Stadt und bietet mehr als keine Broiler. Der Strand und Hafen laden zum Verweilen ein und bieten viel Abwechslung. Und der Grieche am Ende der Promenade sollte besucht werden: wie erwartet, gastfreundlich und gutes Essen. Das nahegelegene Rostock kann dann mit Großstadtflair punkten. Ach ja, wir kommen wieder.
Zu unseren Fotos: Hafen Warnemünde (oben), Villa in Heringsdorf (mitte), Therme in Heringsdorf (unten).