Nicht nur die Deutschen reisen gern. Auch weltweit ist eine stetige Zunahme des Tourismus festzustellen. Auf der in diesen Tagen in Stuttgart stattfinden Messe CMT wurden die ersten Ergebnisse des Tourismusjahres 2019 veröffentlicht. „Die Tourismusbranche verzeichnet seit zehn Jahren ein ununterbrochenes Wachstum“, stellte Prof. Dr. Martin Lohmann, wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), fest. Mit rund 1,45 Milliarden internationalen Ankünften sei 2019 „ein neuer Rekord“ erreicht worden. Neben der Zunahme von knapp vier Prozent weltweit habe sich auch der Deutschlandtourismus „positiv entwickelt“. Hier rechne man für das vergangene Jahr mit fast 500 Millionen Übernachtungen – „noch ein Rekord“, der Steigerungen bei ausländischen (+ 2%) wie inländischen Gästen (+ 4%) gleichermaßen geschuldet sei.
Konstante Nachfrage auf hohem Niveau
Beim Reiseverhalten der Deutschen sei eine „konstante Nachfrage auf hohem Niveau“ festzustellen, so Lohmann. Insgesamt hätten die Bundesbürger 2019 etwa 71 Millionen Urlaubs- und 92 Millionen Kurzreisen unternommen. Bei allen Reiseformen bleibe „Deutschland Reiseziel Nummer eins“. Ein „deutliches Plus“ verzeichneten jedoch internationale Flugziele und Kreuzfahrten (+ 9%).
Sozial- und naturverträgliches Reisen
Langfristig wachse die Zahl deutscher Touristen, die „sozial und ökologisch nachhaltigem Reisen“ positiv gegenüberstünden, sagte Lohmann. Allerdings gebe es für die konkrete Reiseentscheidung zahlreiche weitere Faktoren, allen voran Schulferientermine oder die persönliche finanzielle Lage. „Die Mehrheit der Touristen macht eine Reise nicht, um die Natur zu schützen. Sie reisen, um schöne Ferien zu machen.“ So sei auch die sogenannte „Flugscham“ mehr Ausdruck eines inneren Konflikts als dessen Lösung. Der zu beobachtende „Wertewandel“ sei dennoch ein wichtiger erster Schritt, denn: „ohne Einstellung kein Handeln“. Die Veranstalter seien nun gefragt, mit entsprechenden Angeboten zu reagieren.
Gegenseitiges Verständnis gefragt
Die Präsidentin des Corps Touristique, Hanna Kleber, warb für eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Sinn des Reisens, der sich nicht zuletzt im Reiseverhalten der Instagram-Generation widerspiegele: „Man reist nicht, um von A nach B zu kommen, sondern, um andere Menschen zu treffen.“ Gegenseitiges Verständnis sei daher gefragt, denn „Reisende kommen mit persönlichen Eindrücken zurück“. Zu den jüngsten Destinationen im Verbund des Corps Touristique zählten etwa Uganda oder die Elfenbeinküste. Man hoffe, diesen Zielen neue Chancen bieten zu können: „In Afrika schafft ein Tourist acht Arbeitsplätze, welche wiederum an die zwanzig Menschen ernähren.“
Beste Aussichten für die Saison 2020
Laut Lohmann stehen die Zeichen für die kommende Saison bestens. Die deutschen Urlauber seien neugierig, flexibel, erfahren, anspruchsvoll und multioptional – und ließen sich ihre „liebgewonnene Gewohnheit“ weder von geopolitischen Veränderungen noch von der Thomas-Cook-Pleite trüben. Zwar äußerten sich die Deutschen hinsichtlich ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation „etwas verhaltener“, doch werde diese im Großen und Ganzen als stabil wahrgenommen. Das von der FUR alljährlich erhobene „Barometer“-Kriterium „Geld + Lust + Zeit“ sei bei 44 Prozent der Befragten erfüllt und liege damit gegenüber dem Vorjahr erneut im Plus. „Das sind gute Nachrichten für die Branche.“