Auf nach Paris!

Gestern war in Paris höchste Alarmstufe. Als unsere Vor-Ort-Reporter zur Eröffnungsfeier wollten, ging erst mal nichts. Jedenfalls offensichtlich nichts. Doch dank der Hilfsbereitschaft einiger Franzosen wurde der richtige Weg gewiesen.

Schnellzüge fielen aus

Unsere Kollegen Patrick Skiberg und Nicki Huber haben dank der Hilfe von Atout France Deutschland und dem Tourismusbüro Grand Roissy (dazu später mehr) im Norden von Paris ihren vorübergehend Redaktionsstandort. Von dort geht’s dann hinein ins Zentrum. Nun hatten einige Gegner dieser Olympiade wohl Sympathisanten finden wollen. Doch so einfach ist es anscheinend nicht. Weil das bisher nicht gelungen war, legten sie die Schnellbahntrasse des TGV still. Leider erfolglos, was die Eröffnungsveranstaltung anbetraf. Trotz Regen säumten mehrere hunderttausend Olympiafans die Seine und jubelten den Olympiamannschaften zu. Doch was ist zu tun, wenn die Zugverbindung ausfällt?

Auch wenn nun heute fast alle Züge wieder reibungslos fahren, so gibt es mitunter Ersatzansprüche. Doch dabei sollten Betroffene genau abwägen, was zu tun ist, wie folgender Fall zeigt. Ein deutscher Verbraucher und seine Frau, die während eines Streiks nicht zeitnah mit dem Zug weiterkamen, buchten kurzerhand zwei Flugtickets von Paris in die Heimat. Kosten: knapp 800 Euro. Eine stolze Summe, aber das Ehepaar war der festen Überzeugung das Geld vom Zugunternehmen erstattet zu bekommen. Eine teure Fehlannahme. Das bestätigte ihm leider auch das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ), das ihn nach seiner Rückkehr rechtlich beriet. Das ist leider nur ein Fall von vielen zum Thema Zugreise.

Zugverspätungen und Zugausfälle

Endlich Freitag, nach einer stressigen Arbeitswoche soll es zurück zur Familie gehen. Der Bahnsteig füllt sich, aber der Zug lässt auf sich warten. In der ersten Stunde passiert zunächst nichts – abgesehen einer deutlichen Verschlechterung der Laune. Sind die ersten 60 Minuten aber erstmal verstrichen, greift die Europäische Fahrgastrechteverordnung und bietet zumindest ein kleines Trostpflaster: Dem Reisenden stehen eine Entschädigung in Höhe von 25 Prozent des Ticketpreises sowie der Wartezeit angemessene Speisen und Getränke zu. Nach zwei Stunden Warten sind es sogar 50 Prozent des Fahrpreises. Um schneller nach Hause zu kommen, haben Reisende bei Zugverspätungen auch ein Recht auf Umbuchung. Bei der Deutschen Bahn ist es innerhalb der Landesgrenzen besonders einfach: Ist abzusehen, dass der Reisende mit mehr als 20 Minuten Verspätung ankommt, wird die Zugbindung automatisch aufgehoben. Dann kann er jeden anderen Zug nehmen – sofern dieser nicht reservierungspflichtig ist.

Ist man mit einem anderen Zugunternehmen auf Reisen, gilt: Kommt dieser der Aufforderung nach Umbuchung nicht innerhalb von 100 Minuten nach planmäßiger Abfahrtszeit des Zuges nach, können Passagiere diese selbst organisieren und dem Bahnunternehmen die Kosten dafür in Rechnung stellen. Das gilt allerdings nur für eine Weiterreise per Zug oder Bus. Mietwagen oder Flug werden nicht bezahlt.

Kein Komplettangebot

Auf Buchen geklickt und die Reise quer durch Europa steht. Aber Vorsicht! Nur weil zusammen gebucht, ist die Reise nicht automatisch ein Komplettangebot. Ein Beispiel: Die Fahrt geht von Frankfurt nach Perpignan (Frankreich). Der Verbraucher erhält eine Fahrkarte der Deutschen Bahn von Frankfurt nach Paris und eine zweite der französischen SNCF von Paris nach Perpignan. Fällt nun bei der Rückreise der Zug von Perpignan nach Paris aus und der Anschlusszug von Paris nach Frankfurt fährt allein los, besteht weder gegenüber der SNCF noch gegenüber der DB ein Anspruch auf kostenlose Umbuchung. Laut aktueller Fassung der Bahnfahrgastrechteverordnung könnten Betroffene Schadensersatz vom Verkäufer der Fahrkarte fordern. In der Realität zeigt sich allerdings, dass diese ihre Haftung beim Buchungsprozess oft ausschließen. Es wird darauf hingewiesen, dass getrennte Beförderungsverträge geschlossen werden.

Wenn Kunden ein Abonnement haben, können Beförderer eigene Entschädigungsbedingungen festlegen. Ein Blick in die Nutzungsbedingungen gibt Aufschluss.

Mehr Zeit einplanen

Es ist grundsätzlich ratsam genügend Zeit zwischen den Zugverbindungen einzuplanen.

Strandet ein Reisender aber dennoch unverschuldet an einem Bahnhof und eine Weiterreise am selben Tag ist nicht mehr möglich, steht ihm eine Hotelübernachtung zu. In so einem Fall sollte umgehend mit dem Bahnunternehmen oder dem Bahnhofsbetreiber Kontakt aufgenommen und Hilfe angefordert werden. Anders steht es um die sogenannten Folgekosten, also Ausgaben für bestehende Mietwagen- oder Hotelbuchungen am Zielort. Können solche Leistungen durch eine verspätete Zugfahrt nicht wahrgenommen werden, muss das Bahnunternehmen für den Verlust nicht aufkommen. Gleiches gilt für verpasste Flüge.

Entschädigungen

Generell gilt: Wer mit dem Zug fährt, bekommt sein Ticket nicht erstattet. Geld bekommt er nur, wenn er 60 Minuten oder später als geplant an seinem Ziel ankommt. Also ist immer die Frage, welchen Grund die Verspätung hat. Das Bahnunternehmen muss nämlich keine Entschädigung zahlen, wenn

– Verspätungen auf höhere Gewalt (Unwetter),

– Fehlverhalten Dritter (Personen auf den Gleisen; Sabotage) oder

– Fehlverhalten des Fahrgastes zurückzuführen ist. Das Eisenbahnunternehmen kann sich aber nur darauf berufen, wenn das Ereignis trotz aller Sorgfalt unvermeidbar war.

Streiks des Bahnpersonals fallen nicht unter den Begriff der höheren Gewalt.

Doch wer seine Reise gar nicht erst antritt, hat ein Recht auf Ticketerstattung.