Dear Mr. President

Come take a walk with me, beginnt das Lied von den Indigo Girls und P!nk. Zwar schon 2006 veröffentlicht, doch aktueller den je. Noch nie hat ein US-Präsident eine so schöne Bauchlandung hingelegt und die eigene Wirtschaft dem Abgrund heruntergefahren. Welche Auswirkungen der Tourismus spürt, hat luckx – das magazin zusammengefasst.

Optimismus?

Jedes Jahr gibt es während der Internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin eine US-Amerikanische Presseveranstaltung. Viele dutzend Aussteller präsentieren sich. Am Anfang gibt’s von offizieller Seite Begrüßungsreden. Auch dieses Mal. Die anwesenden Reisejournalisten trauten ihren Ohren nicht, als froh und optimistisch steigende Gästezahlen für die USA schon wenige Wochen nach der Inthronisierung des neuen Königs, sorry Präsidenten, verkündet wurden. Da hatte sich wohl der Wunsch in das Redemanuskript eingeschlichen. Denn sowohl Italien als auch Österreich spürten in der Vergangenheit bei drohenden radikalen politischen Machtoptionen erhebliches nachlassendes Interesse der Gästen. Zwar kann die USA mit einigen großen Sportereignissen demnächst punkten. Doch aktuell stellen Reiseanbieter einen erheblichen Tourismus-Rückgang in den USA fest. So steht die Tourismusbranche in den USA unter Druck: Rückläufige Einreisezahlen, Verhaftungen und Abschiebung von Besuchern, insbesondere aus Deutschland, geopolitische Unsicherheiten und eine spürbare Zurückhaltung bei der Reisebuchung lassen Unternehmerinnen und Unternehmer zunehmend besorgt in die Zukunft blicken. Einer von ihnen ist der gebürtige Augsburger Marco Wischmeier, der seit 17 Jahren Ferienhäuser in Florida vermietet und aktuell einen deutlichen Buchungseinbruch aus Europa – insbesondere aus Deutschland – verzeichnet.

Wo sind die Gäste?

„Eigentlich müsste um diese Zeit alles ausgebucht sein“, erklärt Wischmeier im Interview mit FOCUS online. „Aber die Straßen sind leer, der Tourismus ist am Boden.“ Der Unternehmer betreibt rund 40 Ferienhäuser in Cape Coral, Fort Myers und Naples. Neben der Vermietung ist er auch als Immobilienmakler tätig. Die Daten der International Trade Administration der ausländischen Besucher in den USA zeigen ein erschreckendes Bild. Im März 2025 wurde ein Rückgang um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verbucht. Aus Deutschland sind 28 Prozent weniger Touristen eingereist. Für Marco Wischmeier ist das eine Katastrophe. Denn seine Gäste kommen überwiegend aus dem Ausland. „Wir hatten immer extrem viele Buchungen aus Deutschland. Jetzt gibt es kaum noch Vorbuchungen“, sagt er gegenüber Focus. Gründe sieht er unter anderem in der geopolitischen Unsicherheit, Einwanderungsrestriktionen und einer polarisierten politischen Stimmung in den USA.

Die Preise fallen – trotzdem bleiben die Gäste aus

Wischmeier hat reagiert und die Preise um 20 Prozent reduziert. Doch er ist nicht alleine. Andere große Anbieter wie Disney World locken Gäste mit außerordentlichen Rabatten. Wenn das keine Krise ist, was dann. So fleht er die deutschen Urlauberinnen und Urlauber an, doch bitte wieder nach Florida zu kommen. Auch wenn Floridas Strände, die Sonnenuntergänge, Delfine und die Everglades weiterhin wunderschön bleiben, verschmutzt der Präsident gerade diesen US-Bundesstaat. Ein Ende ist erst 2028 absehbar.

Mit Krisen hat Wischmeier Erfahrung. Sowohl Hurrikans, die Ölkatastrophe durch Deepwater Horizon bis zur Corona-Pandemie. Alles ließ sich bewältigen. Doch nun sieht er die Tourismus-Branche in einer langanhaltenden Krise. Trotzdem bleibt er zuversichtlich und will nicht aufgeben.

Doch eigentlich müssten die USA eine günstige Reisedestination sein. Der anhaltend schwache Dollar macht sie so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Wer schon lange mit dem Gedanken spielte, einen Urlaub dort zu verbringen, findet derzeit attraktive Konditionen – sowohl preislich als auch in puncto Verfügbarkeit. Doch das Risiko, statt am Strand seine Urlaubszeit in einer Auslieferungszelle zu verbringen, mindert die Attraktivität. Manchmal kann es heilsam sein, seine politischen Wahlentscheidungen zu überdenken. In anderthalb Jahren wird wieder ein Teil der Entscheidungsträger gewählt. Eine Chance.

In Deutschland wurde in den letzten Tagen schnell gelernt, wenn die Halbwertszeit der Wahlversprechen gegen Null geht, was dann passiert. Da können Träume platzen. Zum Glück ist unsere Demokratie und unser Parlament sehr stabil aufgestellt. Fehler werden dann schnell korrigiert. Und das ist gut so.