Die Belastungen in Beruf und Alltag sind für manchen Erwachsenen nur schwer zu ertragen. Da ist es nicht verwunderlich, wenn Kinder erschöpft aus Kindergarten und Schule zuhause ankommen. Wie sie gestärkt werden können, hat luckx – das magazin recherchiert.
Kommunikation entscheidet
Wie sagte es einmal ein befreundeter Lehrer, der beiläufig in einem Nebensatz einen Schüler kritisierte: Es war mir nicht bewusst, was ich damit ausgelöst habe. Oder ein anderer Lehrer, der einen Schüler mitteilte, dass er auch beim Wiederholen die Klasse nicht schafft. Ja, geht’s noch? In was für einer Welt leben wir eigentlich? Uns fehlen an allen Ecken und Kanten gut ausgebildete und hoch qualifizierte Menschen. Und dann kommt da eine – nennen wir es unbedarfte – Aussage, die eine ganze Karriere vernichten kann. Der erste hat reflektierte – der zweite es bis heute nicht verstanden. Neben den vielen schlechten Nachrichten, die jeden Tag auf uns einprasseln, kommen dann auch noch persönliche Angriffe, die schon Mobbing sein können. Wie gelingt es, dass Kummer und Ärgernisse nicht Verzweifeln lassen? Es geht darum die Fähigkeit zu stärken, die Krisen und Schwierigkeiten uns gut zu überstehen. Kinder – und auch Erwachsene – können diese Kompetenz mit Unterstützung stärken um dann zu einem resilienten Menschen zu reifen.
Resilienz um Krisen zu meistern
Klimakatastrophe, Kriege und Krankheiten. Aktuell gibt es so viele Herausforderungen. Nicht nur Erwachsene, auch Kinder bekommen diese äußeren Einflüsse mit. Die Fähigkeit, belastende Situationen gut zu bewältigen und zu verarbeiten, wird immer wichtiger. Aber wie können Kinder diese Zauberkraft erwerben? Der bekannte Hirnforscher und Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther vertritt die Ansicht, dass Resilienz nicht antrainiert wird, sondern von Anfang an in der Persönlichkeit jedes Menschen vorhanden ist. Diese Fähigkeit könne jedoch verloren gehen. Gerade im Kindesalter ist es also wichtig, diesen „psychischen Muskel“ zu stärken und immer wieder zu vermitteln, dass man sich selbst und die eigene Umgebung verändern kann. Denn: Kinder, die frühzeitig Resilienz entwickeln, gehen später leichter mit Stress, Konflikten und Veränderungen um. Sie lernen, sich selbst zu vertrauen, Lösungen zu finden und sich nicht von Misserfolgen entmutigen zu lassen. Eltern und Menschen, die Kinder begleiten, können sie immer ermutigen, Herausforderungen selbstständig anzugehen. Kleinkinder lernen das beispielsweise beim Laufen lernen. Hinfallen. Selbstständig wieder aufstehen. Und wieder üben. Und üben. Kleine Menschen machen die ersten eigenen Schritte nicht, wenn sie immer an die Hand genommen werden – sie müssen ihr Gleichgewicht selbst finden. Liebevoll begleitet. Rückschläge gehören dazu und fördern Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit. So helfen Erwachsene, psychische Widerstandskraft zu stärken.
Eltern und Erziehungsberechtigte können gezielt Selbstständigkeit und Selbstvertrauen von Kindern stärken, indem sie Kindern kleine altersgerechte Aufgaben geben (z. B. den Tisch decken, sich selbst anziehen); indem sie nicht nur das Ergebnis loben, sondern auch den Einsatz („Du hast dir richtig Mühe gegeben!“); indem sie dem Kind etwas zutrauen und damit das Selbstvertrauen stärken.
Gefühle wahrnehmen und begleiten
Erst wenn Kinder erkennen, ob sie traurig, wütend oder glücklich sind, können sie selbst bewusst handeln. Gefühle zu benennen und auszuhalten ist ein Teil, den die Großen selbst oft noch lernen müssen. Es ist aber besonders wichtig, dass Sie aktiv mit Ihrem Kind über seine Gefühle sprechen und diese auch klar benennen. Eine gute Hilfe kann hier das gemeinsame Bücherlesen sein: Bilderbücher können helfen, Emotionen zu erkunden. Fragen wie „Wie fühlt sich der Bär?“ fördern Empathie. Je mehr Kinder lernen, in sich hinein zu spüren und sich selbst wahrzunehmen, desto selbstbewusster können sie ihre Emotionen und Reaktionen steuern. So stärken sie die Entwicklung der inneren Wahrnehmung, die so entscheidend für die Selbstwahrnehmung und damit für die Resilienz ist.
Auch Eltern müssen ihr Kind auch beim Umgang mit Kummer, Enttäuschung, Wut und Verlust begleiten. Die Wucht der eigenen Gefühle, sich selbst und andere zu verstehen, ist viel Arbeit. Und zu gern möchte man seinen Kindern diese Erfahrungen ersparen. Aber auch unschöne Gefühle, Krisen und Konflikte müssen bewältigt werden. Es gibt heute kein zweites Eis? Das ist doch doof! „Ich will aber…“ – hier ist doch klar, dass der Kummer da ist. Die Lösung ist kein zweiter Besuch der Eisbude, sondern das Aushalten von Frust. So lernt ein Kind.
Eltern begleiten Kinder dabei liebevoll und geben Werkzeuge zur Bewältigung in die Hand. Wer lernt Lösungen zu finden, entwickelt vielfältige Kompetenzen und wächst an neuen Herausforderungen. Das stärkt die Resilienz. Wird fortgesetzt.