Thüringer Wald – Erholung pur

ASC_5066Lange Wochenende laden geradezu zu einem Kurztrip ein. Doch wenn die Temperaturen steigen und eher Hitze als Regen angesagt ist, so reizen Nordsee- und Ostseeküste. Doch wenn alle dahin fahren, ist Stau vorprogrammiert. Warum nicht einmal in den Thüringer Wald reisen?

An der Autobahnabfahrt Lauscha sind wir häufiger vorbei gefahren. Jetzt wird abgebogen und dem Ort ein Besuch abgestattet. Glauben wir den Werbungen des Ortes, ist Lauscha mit seinem Ortsteil Ernstthal am Rennsteig „ein malerisch gelegener, staatlich anerkannter Erholungsort inmitten des südlichen Thüringer Waldes“. Stimmt, südlicher Thüringer Wald. Auch die schieferbeschlagenen Häuser, grüne Wälder und dahinplätschernde Bäche gibt es. Aber auch die Vergangenheit des Ortes ist überall zu entdecken. Relikte aus DDR-Tagen sind übriggeblieben wie z.B. ein Produktionsgebäude der VEB Thüringer Glasschmuck Lauscha. Der Zustand: abrissreif. Da ist viel zu tun. Doch darauf die Vergangenheit zu beschränken, wäre zu einfach. Lauscha ist als Wiege des lampengeblasenen Glases anerkannt und kann auf eine über 400-jährige Tradition zurückblicken. Aufgearbeitet wird dies im Museum für Glaskunst, welches einen Einblick in das Leben und Schaffen der Glasbläser von einst und heute gibt, viele Vorführwerkstätten und Geschäfte, in denen Kunstglasbläser ihr Handwerk vorführen und ihre Unikate zum Kauf anbieten.

Wichtige Grundlage für dieses Handwerk ist noch heute die Farbglashütte, in der nach alter Tradition von Hand farbige Glasstäbe und Röhren für die Glasbläser gefertigt werden. Die Farbglashütte kann besichtigt werden und entführt ihre Besucher in die Welt des Glases. Lauscha ist die Geburtsstadt des gläsernen Christbaumschmuckes. Dieser verhalf dem Namen Lauscha zu Klang und Ansehen in aller Welt. Doch nicht nur des Glases wegen ist Lauscha eine Reise wert. Die herrliche Natur und vielfältige Freizeitmöglichkeiten laden zu einem Urlaub in Lauscha ein.

Historisches

Die Glasbläserstadt Lauscha (580 m – 835 m ü. NN) ist die Geburtsstätte des gläsernen Christbaumschmuckes und des Kunstglasbläserhandwerkes. Lauscha liegt mit dem Ortsteil Ernstthal am Rennsteig im südlichen Thüringer Wald, in einem der schönsten Wandergebiete Deutschlands. Etwa 3.900 Einwohner zählt Lauscha mit seinem Ortsteil zusammen. 1597 wurde Lauscha durch den Bau einer Glashütte gegründet. Diese wurden zu der Mutterglashütte der Glasproduktion im Thüringer Wald.

Die Glasmacher Hans Greiner und Christoph Müller erhielten am 10. Januar 1597 vom Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg die Konzession für diese Glashütte. 1707 wurde Ernstthal ebenfalls durch den Bau einer Glashütte gegründet. 1835 entwickelte Ludwig Müller-Uri das künstliche Menschenauge aus Glas in seiner modernen Form. Dieses revolutionierte die Versorgung derjenigen Patienten, welche durch Unfall, Krankheit oder Krieg ein Auge verloren hatten.

Im Jahre 1853 wurde die heutige Farbglashütte von Elias Greiner-Vetter-Sohn als Märbelhütte gegründet. 1867 erfolgte der Bau einer Gasanstalt in Lauscha. Diese war die Grundlage für die Entwicklung der Lauschaer Heimindustrie. Mit der Gasflamme war nun das Glas vielfältiger und dünnwandiger herstellbar.

In beiden Orten trifft man auch heute noch auf unzählige Glasbläserwerkstätten, Glasgeschäfte und Glashütten. Heute werden in Lauscha vielfältige Waren aus Glas hergestellt. Die Palette reicht vom Hüttenglas, lampengeblasenem Glas, Christbaumschmuck über Tier- und Puppenaugen aus Glas, den künstlichen Menschenaugen aus Glas bis hin zu modern gefertigten Flaschen und Flakons sowie Glasfaserdämmstoffen.

Die ganze Familie mußte bei der Christbaumschmuckproduktion mitarbeiten

Einen ganz besonderen Stellenwert hat der gläserne Christbaumschmuck in Lauscha. 1847 wurden durch einen Lauschaer Glasbläser die ersten Früchte und Nüsse aus Glas geschaffen. Diese waren vermutlich die Vorreiter der heutigen Christbaumkugeln. In den ersten Jahren wurde der Christbaumschmuck mit einer Zinn-Blei-Legierung verspiegelt, die 1870 durch das Verspiegeln mit Silbernitrat abgelöst wurde. Etwa um 1880 wurde der Amerikaner Woolworth auf die Lauschaer Erzeugnisse aufmerksam, kurze Zeit später war der Christbaumschmuck bereits Exportschlager. Zwischen 1870 und 1939 wurden ca. 5000 verschiedene Formen hergestellt. Der Christbaumschmuck wurde in Heimwerkstätten gefertigt und über die Sonneberger Verlagshäuser in alle Welt verkauft.

Seit 1990 erlebte die Christbaumschmuck-Herstellung eine neue Wende. Heute achten alle Hersteller wieder sehr auf die traditionelle handwerkliche Herstellung ihrer Erzeugnisse. Werkzeuge und Verfahren sind teilweise über hundert Jahre alt und werden wie ein Schatz gehütet. Doch nicht nur die Rückbesinnung auf Tradition, sondern auch moderner Lifestyle halten Einzug in die Entwicklung neuer Formen. Filigrane Handdekoration und Malerei hauchen dem Glas Leben ein. Die Palette der Farben und Maltechniken lässt keine Wünsche offen – ob schrillbunt oder nostalgisch – jeder wird seinen persönlichen Favoriten entdecken.

Museum für Glaskunst Lauscha

Am 12. April 2014 konnte nach mehreren Monaten intensiver Arbeit das Museum für Glaskunst die Türen für die Besucher öffnen. Somit wurde ein lang gehegter Gedanke, das Museum in neuem Outfit zu präsentieren, in die Realität umgesetzt. Ausschlaggebend war der Vorschlag seitens des Lauschaer Ehrenbürgers Herrn Gerhard Bürger, die ungenutzte obere Etage der Farbglashütte als neues Domizil für die ca. 10 000 Objekte zur Verfügung zu stellen. In Anbetracht der Situation am alten Standort ist durch den Umzug eine deutliche Verbesserung der Erreichbarkeit, der Barrierefreiheit und der Präsentationsmöglichkeiten erreicht worden.

Um dem ganzen noch etwas mehr Glanz zu verleihen, wird als Repräsentantin der Lauschaer Glaskunst eine Prinzessin gewählt. Alljährlich zum 1. Advent (Kugelmarkt) küren die Lauschaer die Glasprinzessin, 2016 wurde schon die 21. Prinzessin auf den Thron gehoben. Diese Kür erfolgt seit 1992 repräsentiert das gebietstypische Kunstglasbläserhandwerk und die Stadt Lauscha.