Gemäldesammlung

Turnen als Gemälde – und dann die Gemälde in eine Ausstellung versammeln? So scheint die neue Idee beim Feuerwerk der Turnkunst auszusehen. Europas größte Turnshow entwickelt sich weiter zu Bilder einer Ausstellung? Mitnichten. Es ist weiterhin eine Turnshow von hoher Qualität. In die AURA Tournee 2018 habendie Verantwortlichen mit Frieder Weiß einen erfahrenen und kreativen Lichtproduzenten ins Team geholt, der der gesamten Show mit seinen individuellen Projektionen die so besondere Aura verleihen und die turnerischen, artistischen und akrobatischen Leistungen des Ensembles in ein völlig neuartiges Licht versetzen wird.

Seit vielen Monaten wird hinter den Kulissen getüftelt, entwickelt und programmiert, um das Motto der neuen „Feuerwerk“-Tournee in Licht, Musik und Bewegung umzusetzen. Emotionen durch Bewegung sichtbar zu machen und durch eine ungewöhnliche Projektionstechnik in einer völlig neuen Dimension zu präsentieren – das ist das hohe Ziel, das sich die „Feuerwerk-Macher“ gesteckt haben. „Frieder macht aus den Choreografien Projektionen, durch die ganz neue Muster im Raum entstehen“, erklärt Regisseurin Heidi Aguilar.
Die Projektionstechnik vorstellbar zu machen, ist dabei alles andere als einfach – ein Grund, warum seit vielen Monaten immer wieder geplant und ausprobiert wird. Welches Material kommt in Frage, um die Bühne – in diesem Fall den Innenraum der großen Veranstaltungsarenen – so auszustatten, dass die Projektion von jedem Platz aus zu erkennen ist. Welche Wirkung hat die Projektion aus welchem Blickwinkel? Wie nah muss sich die Projektionsfläche am Artisten befinden, um Bewegung und Licht miteinander verschmelzen zu lassen?
Sich vorzustellen, was Frieder Weiß da in die Arenen zaubern wird, scheint schier unmöglich. Seine Projektion zeichnet mittels einer Infrarot-Kamera die Bewegungen der Artisten, Akrobaten und Tänzer auf und projiziert die Bilder auf frei im Raum schwebende Gaze oder aber auf die Auftrittsfläche selbst. Erzeugt wird dadurch gewissermaßen ein mystisch anmutendes Spiel aus Licht und Schatten. Bilder entstehen so in dem Moment, in dem die Bewegung erfolgt. Sie kann verlängert werden und mit der Bewegung verschmelzen, einen Moment im Raum stehen bleiben und im nächsten Moment in der folgenden Bewegung verschwinden. „Diese Technik ersetzt aber nicht die Bewegung, sondern unterstützt das, was sowieso geschieht“, betont Heidi Aguilar. Verschiedene Grafiken ergänzen das so entstehende Bild und zaubern eine ganz besondere Aura auf die Bühne. Ästhetische Transformation nennt der Lichtdesigner diese Art der Lichtkunst. Doch die neue Methode verfolgt auch einen tieferen Sinn: „Jede Aktion des Menschen hinterlässt Spuren; ich lasse mit Hilfe der Projektion daraus ein Gemälde entstehen und sorge dafür, dass die Bewegung nachhaltig bestehen bleibt“, erzählt Weiß. Und diese Nachhaltigkeit fesselt. „Schon während der Entstehung und Entwicklung der einzelnen Darbietungen kann man stundenlang zuschauen. Immer passiert etwas Neues und Unvorhergesehenes. Das ist absolut faszinierend“, sagt das gesamte Produktionsteam des „Feuerwerks“.
Auch Frieder Weiß zeigt sich begeistert von seiner Aufgabe. „Ich bin mit dem Titel der Show sehr glücklich. Das Motto AURA passt perfekt zu dem, was ich mache.“ Aura ist für ihn die Strahlkraft des Menschen – nicht fassbar und voller Überraschungen. Jeder Mensch wirkt auf jeden Menschen anders, immer abhängig von der jeweiligen Betrachtungsweise kann sie dabei unglaublich vielseitig sein und auf tausende verschiedene Arten wirken. Und schon deshalb ist seine Arbeit beim Feuerwerk der Turnkunst für ihn eine ganz besondere Aufgabe. „Die Technik, mit der die Bewegung transformiert wird, beherrsche ich seit 20 Jahren. Aber aus den vielen unterschiedlichen Gruppen entsteht etwas absolut Spontanes und Neues. Ich muss bei der einzigen Probe vor der Tournee-Premiere sehr schnell reagieren und meine Projektion in kürzester Zeit anpassen.“ Dementsprechend spricht er von Live-Elementen und von immer neuen Überraschungen. „Das ist auch für mich eine neue Erfahrung, auf die ich mich sehr freue.“ Und damit ist er wahrlich nicht allein.