Fluchthelfer

BMW_Isetta 02-10-19Am 9. November 1989 fiel der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West. Die Berliner Mauer erlebte ihre letzten trennenden Momente. Für einige Generationen war die Mauer das Trennende zwischen Ost und West. Seit nun fast 30 Jahren ist die Grenze verschwunden. Doch in der Zeit davor versuchten immer wieder Menschen die Grenze zu überwinden. Es wurden Tunnel gegraben, Fluggeräte gebaut oder zu Fuß der Weg in den Westen versucht. Viele Menschen starben, aber auch vielen gelang die Flucht. Nun erzählt 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer BMW die Geschichte von Freiheitsdrang, Einfallsreichtum und Ingenieurskunst.

Erinnerungen

Im Mauermuseum an der Berliner Friedrichstraße erinnern Tausende von Exponaten an die Geschichte der einst geteilten Stadt, an die streng bewachte Grenzlinie zwischen Ost und West und an die Menschen, die dennoch unerschrocken den Weg in die Freiheit suchten. Im obersten Stockwerk am Fenster mit Blick auf den Checkpoint Charlie steht dort das kleinste jemals dafür genutzte Fluchtfahrzeug: eine BMW Isetta. Klaus-Günter Jacobi (79) begleitet als Touristenführer regelmäßig Besucher durch die Museumsräume. Was nur wenige wissen: Jacobi kennt nicht nur die Details zahlreicher Fluchtversuche, von ihm stammt auch die Idee, einen Menschen im Inneren des winzigen Motocoupés zu verstecken und mit ihm unerkannt über die Grenze zu gelangen. Sein bester Kumpel schaffte so die Flucht von Ost- nach West-Berlin. 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer erzählt BMW jetzt die Geschichte von Klaus-Günter Jacobi, seinem Freund Manfred Koster und dem Kleinstwagen, der insgesamt neun Menschen zur Flucht aus der DDR verhalf. Zu sehen ist sie in dem Film „The Small Escape“, der am 2. Oktober 2019, Premiere feiert.

Der Film

Der aufwendig inszenierte und im Stil eines Kinothrillers produzierte Film entführt die Zuschauer in das Jahr 1964. Jacobis Familie hatte den Osten der Stadt bereits 1958, drei Jahre vor dem Mauerbau, verlassen. Als sein langjähriger Freund Manfred Koster ihn um Hilfe bei der Flucht aus der DDR bat, ersann er einen kühnen Plan. Seine BMW Isetta sollte als Fluchtfahrzeug dienen. Das nur 2,30 Meter lange und 1,40 Meter breite Motocoupé, so das Kalkül, würde bei den Grenzsoldaten kaum Verdacht erregen. Und tatsächlich scheint es auch heute noch kaum möglich, einen Menschen im Inneren einer BMW Isetta zu verstecken. Schließlich bietet die „Knutschkugel“ auf Rädern schon auf den dafür vorgesehenen Sitzplätzen hinter der Fronttür kaum ausreichend Platz für zwei Insassen. Das Versteck für den Freund aus dem Osten entstand daher hinter der Sitzbank direkt am Motor. In seiner einstigen Lehrwerkstatt in Berlin-Reinickendorf konnte Kfz-Mechaniker Jacobi den entsprechenden Umbau vornehmen. Er schnitt eine Einstiegsöffnung in die Abdeckung hinter der Sitzbank, versetzte die Ablage nach oben und entfernte Ersatzrad, Heizung und Luftfilter. Zudem tauschte er den 13 Liter fassenden Tank gegen einen Zwei-Liter-Kanister, um Platz für den verborgenen Passagier zu schaffen.

„The Small Escape“ zeigt, wie aus der BMW Isetta ein Fluchtwagen wurde und wie die riskante Fahrt über den Grenzübergang gelang. Die spannende Geschichtsstunde wurde von Regisseur Alex Feil, Kameramann Khaled Mohtaseb und Szenenbildner Erwin Prieb hollywoodreif inszeniert. In Budapest entstand dazu mit Requisiten, Kostümen, Fahrzeugen und Straßenansichten ein originalgetreues Abbild des Berlins der 1960er-Jahre. Dabei sorgt der Nachbau eines Checkpoints samt Mauer und Grenzstreifen für eine beklemmende Atmosphäre, die sich im Film immer weiter steigert und schließlich in einem Happy End auflöst. „Autos haben den Menschen seit ihrer Erfindung Freiheit und Selbstbestimmtheit gebracht. Autos bringen Menschen zusammen. Dies sollte man bei der aktuellen Debatte immer auch im Blick haben. Dieser Film unterstreicht dies. Die bewegende Fluchtgeschichte mit Hilfe der BMW Isetta ist auch sinnbildlich dafür zu sehen, welch unschätzbaren Wert Autos und die Möglichkeit der individuellen Mobilität haben können – es geht um Freiheit, Unabhängigkeit und Träume. Unser Film würdigt den Antrieb und den Mut der Menschen, die diese erfolgreiche Flucht damals ermöglicht haben“, sagt Jens Thiemer, Leiter Markenführung BMW.

Story

Am 23. Mai 1964, kurz vor Schließung des Grenzübergangs um Mitternacht, rollte die von Klaus-Günter Jacobi umgebaute BMW Isetta unter dem geöffneten Schlagbaum hindurch. Kurz darauf konnte er seinen Kumpel Manfred aus dem Versteck hinter der Sitzbank befreien und freudetrunken in die Arme schließen. Für Jacobis BMW Isetta war dies der einzige Einsatz als Fluchtfahrzeug, doch sein Coup sollte Nachahmer finden. Mit einer weiteren, ähnlich umgebauten BMW Isetta gelang in den folgenden Jahren acht weiteren DDR-Bürgern die Flucht in den Westen. Dieses Fahrzeug ist heute im Berliner Mauermuseum zu besichtigen. Dort wird künftig auch der Film „The Small Escape“ zu einem festen Bestandteil der Dauerausstellung über spektakuläre Fluchtversuche.