Wo sind die Fahrer?

Wer nun vermutet, luckx – das magazin sucht nach Chauffeuren für seine Redakteure, wird enttäuscht. Doch wir wollen auf eine Sorge aufmerksam machen, die uns alle betrifft. LKW-Fahrer werden dringend gesucht. Denn ohne diese Transporteure würden wir weder unser Frühstück, noch etwas zum Anziehen als auch keine Wohnungen haben. Denn ohne Berufskraftfahrer – ob im Nah- oder Fernverkehr – steht unsere Wirtschaft still.

Denn wir alle wollen möglichst sofort das beim Versandhändler bestellte Produkt in den Händen halten. Das war zwar früher möglich, in dem wir uns zum Einkaufen zum stationären Handel begeben haben. Doch heute hat sich der Handel komplett gedreht. Der Kunde kommt nicht zum Produkt sondern das Produkt kommt zum Kunden. Einzeln verpackt wird es direkt zugestellt. Und dafür werden LKW-Fahrer benötigt, an denen es gerade mangelt.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. hat auf drohende Versorgungsengpässe durch fehlende Lkw-Fahrer verwiesen und macht mit dem Förderverein „PROFI – Pro Fahrer-Image” gegen den Fahrermangel mobil. Anhand von Zahlen des Verbandes wird deutlich, wo das Problem besteht. Denn im Jahre 2018 haben insgesamt 18.167 Menschen einen Lkw-Führerschein erworben. Jedoch sind das angesichts etwa 30.000 pro Jahr in Rente gehender Lkw-Fahrer viel zu Wenige. So passiert es immer wieder, dass Transportunternehmen und Speditionen Aufträge ablehnen müssen, weil sie keine Fahrer haben, die die Lkw und Sattelzugmaschinen bewegen können. Viele Fahrzeuge mussten schon abgemeldet und Fuhrparks verkleinert werden. Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung wie die der Wirtschaft ist in Gefahr. Der Umstieg auf die Schiene kommt den Spediteuren dabei nicht in den Sinn. Denn die Bahn ist weiterhin zu teuer und viel zu unflexibel.

Europa leidet unter Fahrermangel

Der in ganz Europa grassierende Fahrermangel hat ganz konkrete Ursachen, stellt der BGL fest. Vor allem macht – speziell in Deutschland – die fehlende gesellschaftliche Anerkennung vielen Fahrern zu schaffen. Das öffentliche Ansehen der Lkw-Fahrer muss wieder besser werden, damit sie die Wertschätzung erhalten, die sie für ihre herausfordernde und unverzichtbare Arbeit verdienen. Ebenso machen schlechte organisatorische Zustände an den Be- und Entladerampen den betroffenen Fahrern das Leben schwer. Das beginnt bei unkalkulierbar langen Wartezeiten, geht über zeit- und kostenintensive Probleme beim Palettentausch, bis hin zu – vor allem für Lkw-Fahrerinnen – unzumutbaren hygienischen Zuständen und endet keineswegs bei mangelhaft ausgeprägten menschlichen Umgangsformen. Industrie- und vor allem Handelsunternehmen müssen hier in ihrem ureigensten Interesse Verbesserungen anstreben und auch umsetzen. Immer häufiger kommt es vor, dass Fahrer sagen “Zur Ladestelle XY? Nein, dort fahre ich nicht mehr hin!” Überdies muss verstärkt gegen den ebenfalls seit Jahren bestehenden Parkplatzmangel vorgegangen werden – nicht zuletzt aus Verkehrssicherheitsgründen. Hier wurde in den letzten Jahren zwar schon viel erreicht, aber noch mehr bleibt zu tun. Die allabendliche, oftmals vergebliche Parkplatzsuche gehört leider immer noch zum Arbeitsalltag zehntausender Lkw-Fahrer in Deutschland. Die Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer müssen also generell wieder attraktiver werden.

Forderungen der Profis

Hier setzt die Imagekampagne des BGL an, der im Frühjahr 2019 gemeinsam mit 20 namhaften Unterstützern aus Verbänden, Industrie und Medien den Förderverein „PROFI – Pro Fahrer Image” gegründet hat. Ziele des Vereins sind die Steigerung der Wertschätzung des Fahrerberufs, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal und eine generelle Verbesserung des Logistik-Images sowie die Förderung der Ausbildung und Qualifizierung von Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrern im Güter- und Personenverkehr.

Doch das scheint nur die eine Seite der Medaille zu sein. Wer heute LKW-Fahrer oder -Fahrerin werden möchte, erwartet auch eine angemessene Entlohnung für diese verantwortungsvolle und risikoreiche Tätigkeit. Staus, Termindruck, Unfälle, (Grenz-) Kontrollen machen den Fahrerinnen und Fahrern zu schaffen. Wer tagelang – zum Beispiel am Wochenende am Grenzübergang zur Schweiz oder nach Serbien – warten muss, fragt sich irgendwann, warum er sich das antut. Denn es gibt Jobs, wo er sich nicht auf der Autobahn die Suppe kochen oder die Körperreinigung aus dem mitgebrachten 5 Liter Wasserkanister vornehmen muss.