pelzfrei

Schon seit Jahren versuchen Tierschützer den Model-Marken den Pelz auszutreiben. Weder Pelzbesatz noch ganze Pelzmäntel sollen über die Ladentheke an die Kundin oder den Kunden gehen. Nach etlichen anderen Marken und Einzelhändlern wie Diane von Furstenberg, Victoria Beckham, Chanel und Prada, hat sich jetzt auch das Münchner Modeunternehmen Bogner dafür entschieden, pelzfrei zu werden. So ganz freiwillig kommt die Entscheidung nicht. Nach verschiedenen Online-Aktionen und Demonstrationen vor Bogner-Modehäusern in ganz Deutschland (auch anderer Tierschützer, zum Beispiel PETA) wurde Bogner selbst aufmerksam und führte Anfang 2017 die ersten Gespräche mit dem Deutschen Tierschutzbüro. Mit ihren Aktionen möchten die Tierrechtler auf das Leid der Millionen Pelztiere, die jedes Jahr extra für die internationale Textilindustrie gezüchtet getötet werden, aufmerksam machen. Zwar wird Bogner erst ab der Wintersaison 2022/23 beziehungsweise in Deutschland schon ein Jahr früher, zur Wintersaison 2021/22 auf Pelz verzichten, aber besser spät als nie; so die Tierschützer.

Bogner begründete diese Entscheidung vor allem mit der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens, so war das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus gerückt. Das Deutsche Tierschutzbüro begrüßte damals den Schritt in die richtige Richtung und bezeichnete die Entscheidung als „Etappensieg“ und pausierte daraufhin die Kampagne. Es folgten weitere Gespräche, die sowohl Bogner als auch das Deutsche Tierschutzbüro stets als konstruktiv und offen bezeichnet haben. Im letzten Gespräch, Ende November 2019, gab Bogner nun bekannt, dass man sich bis zum Winter 2022/2023 komplett aus dem Pelzgeschäft zurückziehen wird.

Der Ausstieg aus dem Pelzgeschäft bei Bogner wird schrittweise geschehen. In den eigenen Bogner Stores sowie in Deutschland wird bereits zum Winter 2021/2022 kein Pelz mehr verkauft werden. Der vollständige Ausstieg weltweit wird bis zum Winter 2022/2023 vollzogen sein.

Für das Traditionsunternehmen ist das zwar ein gewaltiger, jedoch notwendiger Schritt. Die Luxusmarke, bei der jahrzehntelang Pelz ein fester Bestandteil war, hat diese Entscheidung sehr bewusst getroffen. Das Münchener Sportfashion-Unternehmen möchte und wird für eine pelzfreie Zukunft stehen.

Doch wie so oft bei PR Aktionen, sind die Ergebnisse mehr Schein als Sein. Wer sich in süd-osteuropäischen Badeorten umschaut, wird schnell 10 und mehr Pelzgeschäfte in jedem Ort (!) entdecken, die ihren Kunden weiterhin ohne Scheu Pelzmäntel anbieten. Und die Kunden kaufen ohne Unterlass, so als hätten sie nie etwas von diesen Aktionen erfahren. Es stellt sich die Frage, warum gerade in diesen Orten weiterhin Pelze verkaufte werden ohne das ein Tierrechtler hier seine schützende Hand erhebt? In jedem Geschäft hängen mehr Pelze herum als von jedem einzelnen Modelabel pro Jahr verkauft wurden. Kommt es nur auf die öffentlichkeitswirksame Aktion an oder geht es wirklich um Tierschutz?

Liebe Leserinnen und Leser, bitte verstehen Sie diesen Einlass so, dass gerade dort für Aufklärung gesorgt werden muss, wo weiterhin Jahr für Jahr – ohne das etwas passiert – abertausende Pelze verkauft werden, für die Tiere speziell gezüchtet und getötet wurden, wenn tatsächlich das Tierwohl Sinn und Zweck der Aktion ist und nicht das Sammeln von Spendengeldern. Tierschutz hört doch nicht an der Stadtgrenze von München auf. Tierschützer müssen tiefer in die Situation eindringen. Das bedeutet aber nicht, sich zu radikalisieren oder zu kriminalisieren. Auch müssen Tierschützer nicht zu einem Günter Wallraff werden und sich – wie Wallraff im Mai 1974 zur Militärjunta-Zeit in Griechenland – Folter und strafrechtlicher Verfolgung aussetzen. Aber bei einem Yogi-Tee die Aktion zu reflektieren reicht nicht aus.