Warum es so schwierig ist, Ökologie zu leben

Was macht Mann eigentlich, wenn er nicht das Produkt findet, was er sucht? Er baut es selbst. Ist doch ganz einfach. So ein Typ ist Markus Wiesböck. Nun baut sich unser Markus nicht mal eben eine Gartenlaube. Auch gräbt er nicht im Garten, um für sich ein paar Bio-Kartoffeln zu ernten. Er baut sich einen Schlafsack. Na gut, werden einige jetzt denken. Jeder hat irgendwie ein eigenartiges Hobby. Doch nachdem er ein Sportgeschäft gegründet hat und nach langen Suchen immer noch nicht den richtigen Schlafsack fand, hat er angefangen, selbst aktiv zu werden.

Alpengaudi

Am Rande der bayerischen Alpen, dort wo die Berge noch flach sind, verbirgt sich in einer alten Autowerkstatt die kleine Schlafsack-Manufaktur von Grüezi bag. Dort ist Markus aktiv; entwickelt und designed Schlafsäcke. Angefangen hatte alles mit ausfallen Mustern. Später kamen dann Schlafsäcke hinzu, die spezielle Ansprüche erfüllen wie Kinderschlafsäcke, die mitwachsen. Nun ist aber der Schlafsack nicht unbedingt das nachfragestärkste Produkt der Outdoorbranche. Doch Marcus Wiesböck hat es zu seinem Produkt gemacht und steigt immer tiefer in die Materie hinein. Von ein paar Jahre erzählte er auf der Outdoor-Messe in Friedrichshafen von seinem neuesten Projekt: Wolle mit Daune gemischt. Aber schreib noch nicht drüber, gab er mit auf dem Weg. Is noch nicht fertig. Der Tüftler berichtet von Unwägbarkeiten, die ihn aber nicht zweifeln ließen. Sondern nur herausforderten.

Naturprodukte Wolle und Daune

So hatte vor ein paar Jahren die Idee, Schlafsäcke mit Wolle oder mit Wolle und Daune zu füllen. Von seinen Kunden hörte er immer wieder, dass sie nach einer Nacht im Schlafsack schweißgebadet oder ausgekühlt aufwachten. So überlegte Wiesböck lange, welche Materialien dies verhindern könnten. Ein altes Schafwollfell gab ihm die Antwort. Schafwolle kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Das liegt daran, dass Wolle sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, es entsteht ein gutes Schlafklima. Denn nur wo es trocken ist, fühlt man sich wohl.

Um die Schlafsäcke noch besser zu isolieren, hat er in einem mechanischen Verfahren Daune und Wolle verbunden, so entstand DownWool! Und es zeigt sich, dass es funktioniert. Immer mehr Menschen wachen nach einer Nacht im Grüezi bag morgens erholt auf, weil sie das gute Klima am eigenen Leib erfahren haben. Die Woll-Füllung ist ein reines Naturprodukt, das aus den Alpen kommt

Eine Reise durch die Welt der Stoffe

Schlafsäcke sind nun mal Produkte, die hauptsächlich draußen, am Berg, bei einer Fahrradtour, beim Camping oder beim Schlafen in der freien Natur eingesetzt werden. Das heißt, dass die Füllung von robusten Stoffen umhüllt werden muss. Und genau hier, beginnt die Reise durch die große Welt der Stoffe, ihrer Zusammensetzung und deren Nachhaltigkeit.

Die Stoffe müssen atmungsaktiv, leicht, strapazierfähig, saugfähig, wärmend oder kühlend, selbstreinigend, schmutzabweisend, reißfest, formbeständig, anschmiegsam, robust, reißfest, schweißecht, schwer entflammbar, abriebsicher, wasserabweisend, geruchsecht, die Nahtschiebefestigkeit muss gewährleistet sein, isolierend, meerwasserecht, einlaufsicher, winddicht, antiallergen, farbstoffecht – und dabei, das ist dem Outdoorer sehr wichtig, super leicht sein! Man könnte die Liste ohne weiteres noch erweitern. Die meisten Anforderungen gleichzeitig erfüllen derzeit die synthetischen Materialien Nylon und Polyester. Bei hochfunktionellen Kleidungsstücken finden sich kaum Alternativen. Gleichzeitig sollten heutzutage alle Materialien nachhaltig sein. Tja, und nun kommt man ins Philosophieren und Nachdenken!

Siegel über Siegel

Ist ein Stoff nachhaltig nur weil er eine Auszeichnung aus dem Dschungel der vielen Zertifizierungen hat? Da gibt es zahllose: GOTS, OEKO-TEX, IVN Best Naturtextil, der Blaue Engel, bluesign, Cradle to Cradle, EU-Ecolabel, Made in Green, Global Recycled Standard und jetzt gerade ganz neu auf dem „Markt“ der Grüne Knopf. Abgesehen davon gibt es viele Siegel, die lediglich nur einen Bestandteil des Textils zertifizieren wie z.B. RDS bei der Daune oder RWS für Wolle. Beachtet man auch noch die von vielen Herstellern selbst kreierten Auszeichnungen, die gottseidank bisweilen ihre eigenen Maßstäbe sehr hoch setzten, ist es für den Verbraucher, jedoch auch für einen Hersteller sehr schwierig zu entscheiden, welcher Institution man vertraut und die doch nicht unerheblich hohen Gebühren bezahlt, damit der Verbraucher sich sicher fühlt.

Grüezi bag hat sich für OEKO-TEX entschieden, wobei jedes Produkt einzeln getestet wird. Die Daune kommt von Enten und Gänsen, die durch das RDS-Siegel geschützt sind. Der RDS ist ein auf freiwilliger Basis, unabhängiger, global gültiger Standard für Daunen, der besonderen Wert auf Tierschutz legt. Die Kriterien beinhalten die Sorgfalt zur Nahrungs- und Wasserqualität, aber auch zur Möglichkeit des freien Auslaufes sowie zur Tiergesundheit und -hygiene. Außerdem ist es selbstverständlich, dass die Tiere nicht gestopft werden dürfen.

Die Wolle stammt übrigens ausnahmslos von heimischen Schafen aus dem Alpenraum. Auch Grüezi bag hat ein eigenes Label, jedoch versteht sich dies nur zur Kennzeichnung der Produkte, die ausnahmslos ohne PFC auskommen.

Ein Schlafsack aus 100% Natur

Sind Naturfasern zum Beispiel wirklich ökologisch? Grüezi bag hatte es sich 2018 zur Aufgabe gestellt, einen Schlafsack aus 100% Naturmaterialien herzustellen. Das ist mit dem Biopod DownWool Nature auch geglückt und wurde sogleich auf der ISPO 2019 mit dem „Product of the Year“ ausgezeichnet. Von der Verpackung bis zum letzten (Olivenholz-)Knopf besteht das kleine Naturwunder aus Naturfasern. Der Schlafsack ist mit DownWool gefüllt und die Hülle besteht aus robuster Baumwolle.

Aber ist Baumwolle tatsächlich ökologisch? Baumwolle wächst, wie wir wissen, nicht hier bei uns vor der Haustüre, sondern in tropisch-subtropischen Regionen. Der Wasserfußabdruck ist mit 11.000 Liter pro Kilogramm Baumwolle sehr, sehr groß. 2015 wurden knapp 75% der weltweit angebauten Baumwolle aus gentechnisch verändertem Saatgut gezogen. Erfreulicherweise gibt es aber immer mehr Bio-Baumwolle im Handel. Neben der Vermeidung von Pestiziden, Dünger und Entlaubungsmittel wird darauf geachtet, dass es keine Dumpingpreise auf Kosten Anderer, nämlich der Menschen auf den Baumwollfeldern, gibt. Doch auch wenn man sich für Bio-Baumwolle entscheidet, muss man die langen Transportwege und die dadurch gegebene Umweltbelastung in Kauf nehmen. Und nicht zuletzt ist Baumwolle sehr schwer, so verwendet Grüezi bag sie für Schlafsäcke, die im Camping-Bereich eingesetzt werden.

Das Beste jedoch, was eine Firma wie Grüezi bag für Nachhaltigkeit tun kann, ist, hochwertige Produkte herzustellen, deren Nutzungsphase extrem lang ist und die zusätzlich gut repariert werden können. Hier bietet Grüezi bag einen großzügigen Service an.