Reisen

Es scheint so, als ob es einen Corona-Virus-Reiseboom gibt. Ober besser: gegeben hat. Nachdem am 13.3.20 Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, haben sich die bundesdeutschen Reiseprofis auf den Weg an die deutschen Küsten gemacht. Denn die Wetterlage war gut: Sonnenschein und für diese Jahreszeit höhere Temperaturen. Doch die Schleswig-Holsteiner als auch die Mecklenburg-Vorpommerer haben dem schnell ein Riegel vorgeschoben. Morgen sollen alle wieder abreisen und zuhause die China-Virus-Krise abwarten. Danach sind sie wieder gern gesehene Gäste. Warten wir´s ab . . .

Sei es wie es kommt: das Auswärtige Amt hat vor Reisen in das Ausland gewarnt. Hintergrund sind die weiteren starken und zunehmenden drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr. Mit Einreisebeschränkungen, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens ist in vielen Ländern zu rechnen ist. Das Risiko, eine Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können, sei in vielen Destinationen derzeit hoch. So sollen über 100.000 Deutsche im Ausland festsitzen. 50 Millionen Euro wendet die Bundesregierung aktuell für deren Heimholung auf.

Einheitliche Maßnahmen

Trotz der von Bund und Ländern am 16. März verabschiedeten Leitlinien, die vorsehen, „dass Übernachtungsangebote im Inland nur zu notwendigen und ausdrücklich nicht zu touristischen Zwecken genutzt werden können“, mangelt es noch an einer einheitlichen Umsetzung beklagt der Deutsche Tourismusverbandes (DTV). In einigen Bundesländern sind touristische Übernachtungen untersagt, in anderen nicht. Das führt zu Chaos, wie der Verband vermutet. Ob es Chaos oder Unvernunft ist, mag jeder selbst für sich beurteilen. Sicher ist, durch weitere Reisetätigkeit wird der China-Virus viel besser und schneller übertragen. Einheitliche Regelungen für alle Ferienunterkünfte in Deutschland zu treffen, hilft den Menschen bei der Einschätzung. In wenigen Wochen, wenn die Situation sich stabilisiert hat, kann wieder unkompliziert gereist werden. Wenn wir aber weiterhin nicht die notwendigen Regeln einhalten, so gibt dass den Entscheidern den Hinweis, weitere Vorschriften bis zur Ausgangssperre zu erlassen. Ob das von allen gewollt ist?

Hilfe für den Tourismus

Damit es nicht zu weiteren wirtschaftlichen Engpässen kommt, fordert der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) weitere finanzpolitische Maßnahmen. Denn nach der China-Virus-Krise soll das Leben weitergehen. Dazu gehört auch die Reisetätigkeit der bundesrepublikanischen Bevölkerung. Wenn also Unterkünfte und Restaurantbetriebe in die Insolvenz geraten und vom Markt verschwinden, fehlen sie im Sommer als Reiseziel. Schon der letzte Reisesommer hat gezeigt, dass aufgrund der gehäuften Ferienplanung es zu Engpässen bei den Bettenkapazitäten an den norddeutschen Küsten kam. Das wird sich in diesem Sommer – wenn der Virusinfekt verschwunden sein könnte – weiter verstärken. Das betrifft auch die Freizeit- und Aktivitätsangeboten; nicht nur im Norden. Diese Branche ist wie keine andere betroffen. Lehrern und Kita-Mitarbeitern wird das Gehalt weiter gezahlt – so jedenfalls der Erlass der Kultusminister. Was passiert mit leeren Restauranttischen, Hotelzimmern, Bus- und Flugzeugsitzen, Messehallen, Stornierungen bereits gebuchter Reisen und vieles mehr. Die Umsätze brechen branchenweit weg, während die Betriebskosten weiterlaufen.

Reisebüros mit 75% Minus

Schon in den ersten Tagen meldeten die Reisebüros Umsatzeinbrüche von 75%. Das ist auch erklärlich. So werden in den ersten Monaten des Jahres Reisen gebucht. Von Januar bis März ist die Urlaubsbuchungszeit. Denn dann stehen die Urlaubspläne in den Betrieben fest und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können planen – und buchen. Ob das nun vielleicht im Mai nachgeholt werden kann, ist ungewiss.

Doch Schwarzmalerei und Pessimismus hilft uns allen nicht weiter. Handeln ist angesagt. Wenn Politik wie in den letzten Tagen handelt, sollte es uns allen gelingen, noch schöne Urlaubstage in diesem Jahr genießen zu können. Das ist dann auch dringend nötig. Freuen wir uns schon darauf.