Auf dem Rücken eines Pferdes

Was kann es für Reiterinnen und Reiter Schöneres geben, als auf dem Rücken eines Pferdes durch die Landschaft zu reiten. Eine besondere Art ist es sicherlich auch gemeinsam mit dem – eigenen – Pferd einen Urlaubsreise zu machen. Beliebt sind bei Reitern insbesondere das Wanderreiten von Ort zu Ort. Dabei übernachten Reiter und Pferd meist auf einem Reiterhof. Doch in der aktuellen Coronakrise sind die pferdetouristischen Betriebe und alle diejenigen, die Kinderreitferien oder Klassenreisen, Familienurlaub auf dem Reiterhof, Wanderritte, Ferienkurse rund ums Pferd oder Reitaufenthalte für Menschen mit Handicap anbieten, stark betroffen. Nichts geht mehr – außer Pferdefüttern. Alle touristischen Aktivitäten sind bis auf Weiteres untersagt.

Umsatzverluste

Um die aktuelle Situation der Betriebe zu erforschen, wurden im Rahmen einer Studie befragt. So beträgt der durchschnittliche Umsatzverlust pro Monat in diesen Betrieben mit jeweils knapp acht Vollbeschäftigen inkl. Unternehmerfamilie, Angestellten und Aushilfen mehr als 10.000 €. Schon bei den 287 Teilnehmerbetrieben an der Befragung summiert sich dies allein im Osterferienzeitraum März und April bereits auf Einbußen in Höhe von 5,9 Mio. €, bis Oktober auf über 23,2 Mio. €. Ein Verlust mit fatalen Folgen, wie z.B. Entlassung von Mitarbeitern, Verkauf von Pferden bis hin zu Insolvenzen.

Hinzu kommen hohe Stornoquoten für die Monate Mai und Juni (61 Prozent) sowie Juli / August (29 Prozent), Tendenz wöchentlich steigend. Insbesondere die sozial- und familienpolitisch, aber auch wirtschaftlich für die Betriebe so wichtigen Kinderreiterferien, Klassenreisen, Familien und anderen Gruppen, wurden vielfach schon weit längerfristiger bis ins Jahr 2021 hinein storniert und drohen auf unabsehbare Zeit vollkommen wegzubrechen. Das verursacht neben den akuten Problemen massive Langfristschäden, die eine Breitenwirkung in den ländlichen Räumen Deutschlands nach sich ziehen.

Nicht einfach abstellen

Nun sind Pferde bekanntermaßen große Tiere, die sich nicht wie Maschinen einfach abstellen lassen. Weiterhin müssen sie versorgt und gefüttert werden. Die Kosten z.B. für Futter, Hufschmied und Tierarzt für die Pferde laufen unvermindert weiter – viele Betriebe haben 20 oder mehr eigene Pferde, nicht wenige sogar weit über 50. Zudem ist der Pferdetourismus ein Saisongeschäft: Das Geld für das ganze Jahr wird von Ostern bis zu den Herbstferien verdient. Bricht das weg, sind viele Betriebe spätestens Ende des Jahres akut insolvenzgefährdet. Nur 7 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass sie die Krise gut überstehen, weitere 19 Prozent hoffen dies – in der Regel, weil Umsätze aus anderen Geschäftsbereichen, wie der Landwirtschaft, Verluste zumindest teilweise kompensieren können.

So benötigen die Betriebe unbedingt weiterhin die Mitarbeiter, um die Pferde zu versorgen und Stall, Wiesen und Weiden in Ordnung zu halten. Ein Pferdeverkauf ist für die Inhaber keine Option, denn diese gehören quasi zur Familie.

Natürlich reagieren die Unternehmer: 45 Prozent der Befragten haben, neben vielen Maßnahmen zur generellen Kostenreduktion, bereits Kurzarbeit eingeführt, 8 Prozent planen dies; 14 Prozent mussten sogar schon Personal entlassen oder stellen nicht, wie sonst üblich, für die Saison weitere Mitarbeitende ein. So gehen Beschäftigungsverhältnisse im ländlichen Raum verloren. Viele haben bereits Anträge auf Soforthilfen gestellt. Doch, so deren ersten Einschätzung, werden diese Maßnahmen nicht reichen um eine touristische und landschaftlich wichtige Aufgabe zu erfüllen.