Es ist doch sehr überraschend, wie schnell wir Menschen in dieser Virus-Krise unsere Gewohnheiten ändern können. Obwohl es an manchen Stellen aller Voraussicht nach überhaupt nicht notwendig ist. Die Angst spielt wahrscheinlich den entscheidenden Faktor.
So soll uns weiß gemacht werden, mit Banknoten werden Viren übertragen. Ja, bestätigt der Virologe Christian Drosten von der Charité in Berlin. Doch gleichzeitig stellt er klar, dass dies in erster Linie unbehüllte Viren, also zum Beispiel Schnupfenviren, betrifft. Wenn wir mit dem Schnupfenvirus belastete Finger unser Gesicht betasten, können diese übertragen werden. Beim Corona-Virus, einer behüllten Virusart, müssen wir schon unseren Finger in den Rachen stecken, um das Virus zu übertragen. Wir von luckx – das magazin haben versucht, die Finger in den Rachen zu stecken – selbstverständlich mit intensiv gereinigten Händen; ohne Virus, da sind wir sicher. Die Bilder während der Video-Konferenz waren schon sehr witzig. Doch gelungen ist es nicht.
Vorteile durch kontaktloses Bezahlen?
Doch warum schreiben wir darüber? In den deutschen Geschäften wird nun intensiv für das kontaktlose Bezahlen geworben. Es soll, so wird uns vermittelt, vor Vireninfektion schützen. Wer das liest, so war es auch in der Redaktion zu spüren, bekommt große Angst, sich ebenfalls beim Bargeld zahlen zu infizieren.
Schauen wir uns einmal eine aktuelle Umfrage zum Bezahlverhalten in acht europäischen Ländern an. So konnte das Kreditkartenunternehmen Mastercard den Wandel zum kontaktlosen Bezahlen feststellen. Derzeit sind 78 Prozent aller Mastercard-Transaktionen in Europa kontaktlos.
Während der Corona-Pandemie zahlte mehr als jeder vierte Deutsche (27 Prozent) häufiger kontaktlos. Auch nach der Pandemie möchte mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) weiter kontaktlos bezahlen. Für 49 Prozent ist das kontaktlose Bezahlen sogar die bevorzugte Wahl beim Einkaufen im Laden geworden. Dabei wird im Lebensmittelgeschäft (88 Prozent) am häufigsten kontaktlos bezahlt, gefolgt von anderen Einzelhandelsgeschäften (51 Prozent) und Apotheken (36 Prozent).
Weniger Bargeld
Die Hygiene ist für 72 Prozent der befragten Deutschen ein sehr wichtiger Grund für das vermehrte kontaktlose Bezahlen. 86 Prozent der Befragten sagten zudem, dass kontaktloses Bezahlen sehr einfach im Alltag anzuwenden sei. Gleichzeitig sind Bargeldzahlungen stark zurückgegangen: 44 Prozent gaben an, während der Corona-Pandemie weniger Bargeld verwendet zu haben, zehn Prozent kommen sogar ganz ohne Bargeld aus. 81 Prozent der deutschen Kontaktlos-Zahler sagten, dass sie zurzeit am liebsten mit einer Debit- oder Kreditkarte zahlen, gefolgt vom mobilen Bezahlen mit einem Smartphone (29 Prozent) beziehungsweise einem Fitnesstracker (4 Prozent), wie zum Beispiel von Garmin oder Fitbit.
Mehr Kartenumsätze
Die Akzeptanz kontaktloser Zahlungen ist in Europa höher als im Rest der Welt. Innerhalb der letzten zwei Monate ermöglichte Mastercard in 42 Ländern die Erhöhung des Zahlungslimits ohne PIN-Eingabe, damit Bürger an einer Vielzahl von Orten von dieser schnellen und einfachen Zahlungsmethode profitieren können. Im Zuge dessen haben sich die kontaktlosen Transaktionen mit Smartphones und Wearables im Verhältnis zum Vorjahr von sieben auf 14 Prozent verdoppelt.
Bei kontaktlosen Zahlungen ist die Wahrscheinlichkeit des Betrugs wesentlich geringer als beim traditionellen Chip & PIN-Verfahren, so vermittelt es das Kreditkartenunternehmen. Um das Betrugsrisiko weiter zu verringern, wendet Mastercard seit der Erhöhung des Limits zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie das kumulative Limit an und verschärft zudem die Betrugskontrollen.
Die hier aufgeführten Daten stammen von Mastercard (Quelle: Mastercard Data Warehouse). Zusätzlich wurde eine Online-Konsumentenbefragung vom 10. bis 12. April 2020 in acht europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Russland und Spanien) durchgeführt. In Deutschland wurde eine repräsentative Stichprobe von 1.000 Personen ab 18 Jahren befragt.
Hintergrund
Nun ist es ja nicht so, dass die Kreditkartenunternehmen, also Visa, Mastercard sowie alles anderen Girokarten, so etwas befördern möchten, um als Gutmenschen sich in der Geschichte und in dieser Krise zu verewigen. Auf der einen Seite sind es Umsatzbestrebungen. Denn die Einnahmen der Kartenanbieter werden über die Umsätze generiert. Andererseits profitieren auch die Handelsunternehmen von der Kartenzahlung. So muss nicht mehr Bargeld gezählt, vorgehalten und transportiert werden. Bargeld kostet Geld: sowohl beim Bezahlen (Bargeldzahlung dauert länger) als auch bei der täglichen Abrechnung. Außerdem ist der Transport mit Geldtransportern risikobehaftet als auch sehr teuer. Zusätzlich stehen sowohl den Kreditkartenunternehmen und den Handelspartner viele Kaufdaten zur Verfügung. Daraus lassen sich wieder spezielle „Vorteilsangebote für Kunden“ stricken. Eine bisher wenig genutzte Möglichkeit, die sich vielleicht intensiver ausbauen lässt, wenn genug Daten vorliegen. Ein Schelm, der böses dabei denkt.