Zecken weiterhin gefährlich

Nun muss es sich ja nicht sofort um eine Meningoenzephalitis (FSME) Infektion handeln. Doch das Risiko von einer Zecke befallen zu werden, steigt mit zunehmender Wärme. Denn mit steigender Wärme werden auch Zecken aktiv. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass beim Blutsaugen verschiedene Krankheitserreger wie FSME-Viren oder Borreliose-Bakterien übertragen werden. Auch wenn es nicht dazu kommt, so ist ein Zeckenbiss eine schmerzhafte Angelegenheit.

Aufenthaltsorte

Zecken halten sich gern in hohem Gras oder in feuchtem Laub auf. Beim Hindurchgehen streift man sie zum Beispiel mit den Beinen ab und sie können sich dann an der Haut festsetzen. Beim Blutsaugen können sie vor allem die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, und die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen. Das Krankheitsbild der Lyme-Borreliose ist sehr vielgestaltig und die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit kann Tage bis Wochen und – für bestimmte Erkrankungen wie zum Beispiel die Lyme-Arthritis – sogar Jahre betragen.

Verbreitung von FSME-Viren und Borrelien

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch Viren ausgelöst. Diese kommen jedoch nur in bestimmten Risikogebieten vor. In Deutschland kommt die FSME vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, aber auch im südlichen Hessen (Odenwald) und im südöstlichen Thüringen vor. Außerdem betroffen sind die Landkreise Marburg-Biedenkopf (Mittelhessen), Saar-Pfalz-Kreis (Saarland), Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) und Vogtlandkreis (Sachsen) . Doch auch in den Risikogebieten ist nur ein sehr geringer Teil der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert.

Die in Europa am häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung ist die Lyme-Borreliose. Im Unterschied zu den FSME-Erregern ist das Auftreten der Bakterien, welche die Lyme-Borreliose verursachen können, nicht auf bestimmte Gebiete beschränkt. Schätzungsweise 5 bis 35 Prozent der Zecken sind mit diesen Borrelien, infiziert und sie können überall auftreten.

FSME-Impfung

Gegen FSME ist eine Impfung möglich. Nach dem Infektionsschutzgesetz müssen FSME-Erkrankungen in Deutschland an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet und von dort über die zuständigen Landesbehörden an das Robert Koch-Institut gemeldet werden. Auf der Basis der dokumentierten Erkrankungsfälle veröffentlicht das Robert Koch-Institut jährlich aktualisierte Karten zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die FSME-Impfung für folgende Personenkreise:

Einwohner und Besucher von Risikogebieten, die zum Beispiel durch Freizeitaktivitäten im Grünen ein Zeckenstichrisiko haben.

Personen, die beruflich durch FSME gefährdet sind, zum Beispiel Forstarbeiter in Risikogebieten oder Laborpersonal.

Die Impfstoffe sind allgemein gut verträglich. Vor allem bei jüngeren Kindern werden jedoch häufig fiebrige Reaktionen beobachtet. Für Kinder unter drei Jahren sollte der Arzt oder die Ärztin gemeinsam mit den Eltern deshalb besonders sorgfältig die Notwendigkeit der Impfung prüfen.

Praxistipp

Entzündungen der Hirnhäute können durch verschiedene Erreger, wie zum Beispiel Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ b (Hib), hervorgerufen werden. Die Impfungen gegen diese Erreger schützen nicht vor einer durch FSME-Viren ausgelösten Hirnhautentzündung, so wie umgekehrt eine FSME-Impfung nur gegen FSME-Viren wirksam ist.

Schutz vor Zeckenstichen

Da eine Impfung nur gegen FSME, nicht aber gegen Borreliose möglich ist, sollten Sie Zeckenstiche nach Möglichkeit vermeiden:

Bleiben Sie bei Spaziergängen möglichst auf festen Wegen und meiden Sie Unterholz, hohes Gras und Hautkontakt zu bodennahen Pflanzen.

Ziehen Sie sich und Ihrem Kind beim Aufenthalt in möglichen Zeckengebieten feste Schuhe an.

Achten Sie auf helle Kleidung, die den Körper weitestgehend bedeckt. Hierauf lassen sich die Zecken leichter auffinden.

Suchen Sie nach dem Aufenthalt in möglichen Zeckengebieten bei Kindern (am besten bei allen Beteiligten) den Körper sorgfältig nach Zecken ab: Bevorzugte Saugstellen sind am Kopf, Haaransatz und am Hals sowie unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen.

Praxistipp

Es gibt auch synthetische oder natürliche Stoffe, die durch ihren Geruch Zecken fernhalten. Diese sogenannten Repellentien sind in Drogeriemärkten und Apotheken frei erhältlich. Sie werden auf die Haut aufgetragen und können für einen kurzen Zeitraum von einigen Stunden einen gewissen Schutz bieten.

Für Haustiere gibt es unter anderem Zeckenhalsbänder, die jedoch auch nur zeitlich begrenzt schützen.

Zecken richtig entfernen

Zecken sollten möglichst sofort entfernt werden; besonders bei Kindern. Die FSME-Viren befinden sich in den Speicheldrüsen der Zecken. Durch den Stich können sie rasch in die Blutbahn des Wirtes gelangen. Anders die Borrelien: Sie befinden sich im Darm der Zecken, sodass die Erreger erst bei längerem Saugen – in der Regel nach circa 12 Stunden – übertragen werden. Wird die Zecke rasch entfernt, ist das Übertragungsrisiko der Borreliose-Erreger sehr gering.

Entfernen Sie die Zecke möglichst rasch mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument.

Fassen sie die Zecke im Kopfbereich so nah wie möglich an der Haut (niemals am vollgesogenen Körper!).

Ziehen Sie die Zecke vorsichtig und mit gleichmäßigem Zug gerade heraus.

Achten Sie darauf, dass die Zecke nicht gequetscht wird. Hierdurch könnte mit Krankheitserregern infizierter Speichel oder Darminhalt vermehrt oder schneller übertragen werden.

Bedecken Sie die Zecke keinesfalls mit Öl, Klebstoff oder Nagellack. Auch dies erhöht das Risiko einer vermehrten oder beschleunigten Übertragung von Krankheitserregern.

Desinfizieren Sie die Wunde nach Entfernen der Zecke sorgfältig und lassen Sie die Einstichstelle gegebenenfalls von Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin untersuchen.

Suchen Sie auf jeden Fall die kinderärztliche Praxis auf, wenn Ihr Kind nach einem Zeckenbiss allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit zeigt. Charakteristisch für eine Borrelien-Infektion ist daneben in etwa 90 Prozent der Fälle die sogenannte Wanderröte, eine sich ringförmig ausbreitende Rötung mit blassem Mittelfeld, die an der Einstichstelle, aber auch an anderen Körperstellen auftreten kann. Eine Borreliose kann durch die rechtzeitige Gabe von Antibiotika in der Regel wirksam behandelt werden.