Zahlungsfähig

Auch wenn es manchen unserer Mitmenschen völlig egal ist, ob sie ihre Miete und Stromrechnung, Telefon und die anderen offenen Rechnungen bezahlen können, legt der allergrößte Teil der bundesdeutschen Bevölkerung auf pünktliche Zahlungen großen Wert. Doch dazu muss er oder sie auch in der Lage sein. Aufgrund der Corona-Pandemie sind viele Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten. Insbesondere betrifft das Solo-Selbständige. Darunter sind neben vielen anderen Berufsgruppen viele Künstlerinnen und Künstler, die unter den geschlossenen Kultureinrichtungen extrem leiden. Zwar hat die Bundesregierung eine Vielzahl von Hilfen angeschoben. Doch der Zahlungsfluß scheint noch nicht so richtig erfolgt zu sein. So erwarten die Finanzauskunfteien eine steigende Anzahl von Insolvenzen.

Historisches Tief

Bisher meldete das Statistische Bundesamt eher das Gegenteil: Die Firmen- und Privatinsolvenzen sind in Deutschland trotz der Rezession aufgrund der Corona-Pandemie in den ersten neun Monaten des Jahres auf ein historisches Tief gesunken. Damit setzt sich aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten 10 Jahren dieser Trend deutlich fort. So sanken die Unternehmensinsolvenzen von 2009 bis 2019 um rund 44%. Im gleichen Zeitraum verringerten sich die Privatinsolvenzen um etwa 36%. Bis zum 30.9.2020 haben in Deutschland knapp 12.200 Unternehmen eine Insolvenz angemeldet und damit 14,7 Prozent (1.bis 3. Quartal 2019: 14.381) weniger als noch im letzten Jahr. Ein Grund dafür, so die Vermutungen der Auskunfteien, sei das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht für Unternehmen seit dem 1. März 2020. Hinzu kommen die unterschiedlichen Rettungspakete für Unternehmen, die entwickelt wurden, um im Jahr 2020 ein historisches Ausmaß an Firmeninsolvenzen zu verhindern. Ob nun tatsächlichen die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung und die der Länder die wahre finanzielle Struktur einiger Unternehmen verschleiern, lässt sich aus diesen Zahlen nicht ablesen. Auch wenn weiterhin behauptet wird, dass derzeit über 300.000 Unternehmen in Deutschland finanzielle Probleme haben, so ist bis jetzt noch kein wirtschaftlicher Einbruch abzusehen.

Wirtschaftliche Auswirkungen wahrscheinlich erst 2021 absehbar

Die Auskunfteien rechnen mit den Auswirkungen der Corona-Krise erst in 2021. Ob dem tatsächlich so sein wird, bleibt offen. Denn die Bundestagswahlen sind erst im September 2021. Und bis dahin werden die politisch Handelnden soweit als möglich eine negative wirtschaftliche Entwicklung verhindern. Die negativen Folgen des Corona-Lockdowns und eine mögliche Weltwirtschaftskrise – so die Auskunfteien – wurden somit lediglich verschoben. Geschädigte sind vor allem Gläubiger, das heißt Lieferanten oder auch Vermieter, die befürchten müssen, durch eine Insolvenz auf ihren Forderungen sitzen zu bleiben und so ihr Geld nicht zu bekommen. Derzeit sind Unternehmen aus den Branchen Gastronomie, Touristik (z.B. Reisebüros), Entertainment (z.B. Kinos) und Messebauer besonders insolvenzgefährdet.

Auch Privatpersonen könnten von einer Insolvenz im nächsten Jahr verstärkt betroffen sein. Doch das zeichnet sich in diesem Jahr in keiner Weise ab. Denn auch hier sinken die Privatinsolvenzen im Vergleich zu 2019 deutlich.

Ob es nun tatsächlich zu einer Wirtschaftskrise kommen wird und dadurch die private Verschuldung zunehmen, bleibt abzuwarten. Sollte es zu einer höheren Arbeitslosigkeit kommen, würde es mehr Insolvenzen in Deutschland geben, da die Personen bei weiterhin hohen Kosten über weniger Geld verfügen. Aber nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern auch der starke Anstieg von Kurzarbeit wird die Zahl der Privatinsolvenzen erhöhen können. Die Menschen werden dadurch weniger Geld in der Tasche haben, um ihren Verpflichtungen wie Kreditzahlungen, Mieten oder Finanzierungen nachzukommen. Auf Dauer führt weniger Einkommen erst in die Überschuldung und dann in die Privatinsolvenz.

Aktuell sollen circa 6,8 Millionen Bürger als überschuldet gelten. Für viele dieser Personen kann ein Schock auf der Einkommensseite für ein erhöhtes Risiko einer Privatinsolvenz sorgen. Hinzu kommt, dass Soloselbstständige und Honorarkräfte aus unterschiedlichsten Branchen von einem Tag auf den anderen ihr komplettes Einkommen verloren haben. Durch die Corona-Pandemie sind so viele Bürger völlig unerwartet in eine finanzielle Schieflage geraten.