Impfen und Reiseverhalten

Sie haben es sicherlich schon vernommen: Nun wollen einige Reiseanbieter ihre Reisebedingungen aufgrund der ersten Impfungen gegen das Corona-Virus anpassen. Reisen dürfen nach deren Vorstellungen nur geimpfte Personen. Ja geht´s noch? Oder direkter formuliert: Mit so einem Reiseanbieter sollte jeder Kontakt sofort abgebrochen werden. Denn, wer so etwas dusseliges plant, hat überhaupt keine Ahnung von der aktuellen Situation. Denn dazu genügt schon eine einfache Rechnung: 2021 werden wahrscheinlich zwei Milliarden Impfdosen zur Verfügung stehen. Da jeder zweimal geimpft werden muss, reicht das für eine Milliarde Menschen. Auf der Welt leben rund acht Milliarden Menschen. Auch wenn die Produktion des Impfstoffes deutlich erhöht wird, dauert es sehr lang, bis alle Menschen geimpft sind. Wer also die Grundrechenarten nicht beherrscht, scheint auch in anderen Dingen alles nur oberflächlich zu handhaben. Mit so einem Unternehmen sich vertraglich zu verbinden, ist ein viel zu großes Risiko. Da geht bestimmt sehr viel daneben . . .

Impfbereitschaft

Ein anderer Aspekt ist, wie es mit der Impfbereitschaft der Deutschen bestellt ist. Dazu liegt eine aktuelle Studie von YouGov vor. In einer repräsentativen Umfrage wurden mehr als 2.000 Teilnehmern befragt.

Die Umfrage zeigt: Deutschland ist bei der Frage nach der Corona-Impfung geteilter Meinung. 36 Prozent der Befragten wollen sich auf jeden Fall schützen lassen, sobald ein Impfstoff erhältlich ist. Auffällig dabei ist der mit 43 Prozent höhere Anteil der Männer, die sich für eine Impfung aussprechen, im Vergleich zu lediglich 31 Prozent der Frauen. Einen besonders großen Zuspruch erfährt die Impfung auch unter älteren Menschen ab 55 Jahren. 46 Prozent in dieser Altersgruppe planen, sich gegen das COVID-19-Virus impfen zu lassen. Interessant ist, dass die 18- bis 24-Jährigen mit 25% Prozent Zustimmung eher bereit sind, sich impfen zu lassen, als die 25- bis 34-jährigen (22 %).

27 Prozent der Befragten sind in Sachen Corona-Impfung noch unentschlossen. Vor allem die Frauen zeigen sich mit 31 Prozent besonders unentschieden. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer schließt es generell aus, sich gegen das neuartige Virus impfen zu lassen. Hier liegen die Frauen mit 29 Prozent vor den Männern mit 22 Prozent. Auch die Urlaubsplanung 2021 spielt eine Rolle bei den Überlegungen zu „Impfen – ja oder nein“: Für sieben Prozent der Befragten kommt eine Impfung in Frage, wenn diese eine Voraussetzung für die Einreise in ihr gewünschtes Urlaubsland darstellt.

Planänderung

Wie sehr der Impfstoff auch die Reiseplanung für 2021 beeinflusst, wurde ebenfalls unter die Lupe genommen. Einige Reiseunternehmen und Destinationen haben bereits eine Impfpflicht für Urlauber ins Spiel gebracht. Deshalb wurde bei den Personen genauer nachgefragt, die einer Impfung grundsätzlich eher abgeneigt gegenüberstehen. Das Ergebnis: Wenn an ihrem Wunsch-Reiseziel eine Impfpflicht herrschen würde, würde sich ein Viertel der Befragten lieber für ein anderes Ziel ohne vorgeschriebene Impfung entscheiden. Besonders flexibel zeigen sich die jüngeren Reisenden: 31 Prozent der 18- bis 24-Jährigen würden bei einer Impfpflicht ein anderes Ziel buchen. Nur zwölf Prozent der Umfrageteilnehmer könnte eine Impfpflicht im gewünschten Reiseland dazu veranlassen, sich doch impfen zu lassen. 22 Prozent der Befragten haben für 2021 sowieso keine Reisepläne geschmiedet, 13 Prozent wollen ihren Urlaub ohnehin in Deutschland verbringen.

Fazit

Aktuell sind Reiseunternehmen und Destinationen gut beraten, die „Füße still zu halten“. Sobald absehbar ist, wie der Impfstoff wirkt und insbesondere wie viel Impfdosen tatsächlich bis zur Beginn der Reisesaison zur Verfügung stehen, kann und muss auch über weitere Schutzmaßnahmen für Reisende diskutiert werden. Wer jetzt schon seine Bedingung wie Eingangs dargestellt verschärft, kann und darf kein Geschäftspartner sein.

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2042 Personen zwischen dem 07.12.2020 und 09.12.2020 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.