Es kommt in den besten Familien vor. Da flattert ein gerichtlicher Mahnbescheid ins Haus. Die wenigsten Mitmenschen können damit etwas anfangen. Meist sind sie auch noch der Meinung, dass die Forderung ungerechtfertigt sind und werfen das Schreiben weg. Doch aufgepasst, dass hat schwerwiegende Konsequenzen, wie luckx – das magazin recherchierte.
Ungeprüfte Forderungen
Nun ist meist unbekannt, dass jeder so einen gerichtlichen Mahnbescheid erlassen kann. Meist sind damit auch bestehende Forderungen des Antragstellers verbunden. Doch das ausstellenden Gericht hat diese Forderungen nicht geprüft. Das einzige, was geprüft wurde, ob die rechtliche Bedingungen eingehalten und nicht zu hohe Nebenforderungen gestellt werden. Doch welche Folgen kann es haben, so ein Schreiben zu ignorieren?
Folgendes Beispiel zeigt die Konsequenzen auf. Eine Verbraucherin aus Potsdam zahlte ihren Einkauf von 9,40 Euro beim Bäcker mit ihrer Giro-Karte. Da ihr Konto im Minus war, scheiterte die spätere Abbuchung. Der Bäckereibetrieb schaltete ein Inkasso-Unternehmen ein. Die Frau hielt das Inkassoschreiben für eine unzulässige Masche und zahlte nicht. Daraufhin erwirkte das Inkasso-Unternehmen zunächst einen gerichtlichen Mahnbescheid und später einen Vollstreckungsbescheid. Auf beides reagierte die Verbraucherin nicht, die weiterhin von einer Abzockmasche ausging. Als ihr bei der nächsten Bargeldabhebung am Automaten die Karte eingezogen wurde, obwohl ihr Konto wieder gut gefüllt war, erfuhr sie auf Nachfrage bei der Bank, dass eine Kontenpfändung mit Auszahlungsverbot vorlag. Die Gesamtforderung betrug jetzt über 280 Euro. Dagegen konnte sie nicht mehr vorgehen, weil die Fristen verstrichen waren. Neben den hohen Kosten und dem Ärger der Kontosperrung führte dies obendrein zu einem Eintrag bei der Schufa.
Inkassoschreiben prüfen
Wer Post von einem Inkasso-Unternehmen erhält, sollte überprüfen, ob die Forderung zu Recht besteht. Sicherlich ist das manchmal gar nicht so einfach ist, weil sich auch viele Abzocker auf dem Markt tummeln, die Fake-Inkassoschreiben versenden. Die Verbraucherzentrale hat auf ihrer Webseite Tipps zusammengestellt, woran man (un)seriöse Forderungen erkennen kann. Aber Betroffene, die unsicher sind, können sich auch individuell bei der Verbraucherzentrale beraten lassen.
Kosten prüfen
Wenn sich herausstellt, dass es sich grundsätzlich um eine berechtigte Forderung handelt, sollten Betroffene die Kosten prüfen, bevor sie zahlen. Denn nicht immer ist die Höhe der Inkassokosten angemesser. Aus diesem Grund hat die VZB den kostenlosen Inkasso-Check entwickelt, mit dem Verbraucher einfach prüfen können, ob das Inkassoschreiben unberechtigte Kosten enthält.
Mahnbescheid keinesfalls ignorieren
Spätestens wenn ein Mahnbescheid vom Gericht eintrifft, müssen Betroffene unbedingt reagieren. Wichtig zu wissen ist: Das Gericht prüft nicht, ob eine Forderung berechtigt ist. Wenn der Verbraucher nicht aktiv Widerspruch einlegt, kann der Gegner einen Vollstreckungsbescheid beantragen. Mit diesem können dann Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, wie zum Beispiel eine Kontopfändung, eingeleitet werden. Wer denkt, er kann das Aussitzen, liegt falsch. Wenn ein Mahnbescheid – gut erkennbar am gelben Briefumschlag – im Briefkasten liegt, sollte schnell gehandelt werden. Sonst könnte es zu spät sein, selbst wenn die ursprüngliche Forderung oder zusätzlich geltend gemachte Kosten eigentlich unberechtigt waren.