Anscheinend ist das Aufschieben unbequemer Angelegenheiten zu einer Volkskrankheit geworden. Doch im Gegensatz zu echten Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt das nicht direkt zur Arbeitsunfähigkeit. Wie sich dennoch eine Lösung finden lässt, versucht luckx – das magazin herauszufinden.
Machen ist angesagt
Eigentlich sollte die anstehenden Arbeiten schon längst erledigt sein. Doch . . . bisher hat es nicht geklappt. Dieses Aufschieben unbequemer Dinge ist nicht neu. Auch die Lateiner haben dafür schon einen Namen gehabt: „Prokrastinare“ bedeutet „aufschieben“: Die Hausarbeit müsste eigentlich längst abgegeben sein, der Rasen reicht bis zu den Knien und die Bügelwäsche türmt sich bis unter die Decke. Doch anstatt sich sofort an die Arbeit zu machen, tauchen plötzlich zahlreiche anderen Dinge auf, die noch dringender erledigt werden müssen. Oder man bleibt mal wieder am Smartphone hängen. Zum Problem wird es dann, wenn negative Folgen aus dem Aufschieben resultieren, wie etwa Säumniszinsen für eine zu spät bezahlte Rechnung, die Abmahnung vom Arbeitgeber oder gefährliche Schimmelbildung im Bad.
Symptome
Gängiges Symptom neben dem offensichtlichen Aufschieben ist der Ärger über sich selbst, dass man schon wieder nicht das umgesetzt hat, was man schaffen wollte. Es werden immer weitere Gründe gefunden, warum mit der eigentlichen Tätigkeit nicht begonnen werden kann, und die Ausreden werden mit der Zeit nicht besser: „Ich kann in dieser Unordnung nicht arbeiten, ich muss erstmal aufräumen!“. Später können Aufschieber sogar Angst vor den Folgen und gegenüber Veränderungen aufbauen.
Manchmal ist es einfach Bequemlichkeit oder gar Faulheit. Auch Blockaden können zu den Ursachen gehören – entweder durch zu hohen Druck einer zu schwierigen Aufgabe oder schlicht durch Desinteresse. Doch vor wirklich schwerwiegenden Gründen des Aufschiebens sein gewarnt: Depressionen oder Erwachsenen-AHDS. Hier steht das Gefühl im Vordergrund, die Prokrastination nicht mehr unter Kontrolle zu haben. In diesem Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Zeitplan und Aufgabenliste
Wenn viel ansteht, hilft es, sich eine Übersicht über Aufgaben und verfügbare Zeit zu verschaffen. Das kann tabellarisch auf dem Computer, auf einem Blatt Papier oder – ganz modern – über eine App sein. Eine realistische Tagesstruktur hilft dabei, die Aufgaben mit einem Erfolgserlebnis zu meistern. Die richtigen Fragen lauten hier: Wann, wie viel Zeit und mit welchem Ziel. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die unliebsamsten Erledigungen zu Anfang eingeplant werden. Zu Beginn des Tages hat man mehr Energie und kann dann den restlichen Alltag genießen.
Wer sich beim Erstellen eines Zeitplans überschätzt und zu viele Aufgaben und Vorhaben einplant, ist am Ende frustriert und demotiviert. Daher hilft ein simpler Trick: Man plant nur 50 Prozent dessen, was man zu schaffen glaubt. So bringen einen Zwischenfälle nicht aus der Balance. Und hat man sein Soll am Ende erfüllt, kann die nächste Aufgabe kommen.
Mit Technik zum eigenen Rhythmus
Jeder hat seine individuellen Methoden und Wege, ans Ziel zu kommen. Doch gerade am Anfang ist es wichtig, sich selbst nicht zu viel abzuverlangen und beispielsweise mit einer oder zwei Stunden am Tag zu beginnen. Wird länger gearbeitet, ist es wichtig, regelmäßige Pausen zu machen. Die so genannte Pomodoro-Technik sieht vor, 25 Minuten zu arbeiten und zehn Minuten Pause zu machen. In den Pausen sollten die angehenden Planungsprofis möglichst nicht sofort das Smartphone in die Hand nehmen, sondern eher sportlichen oder kreativen Beschäftigungen als Ausgleich nachgehen.
Perfektion ist an dieser Stelle eher kontraproduktiv. Natürlich sollten die selbst aufgestellten Pläne und Regeln, die zur Unterstützung dienen, eingehalten werden. Es muss aber nicht immer alles wie am Schnürchen laufen. Und wenn der heutige Tag schon besser lief als der gestrige, dann darf man sich dafür schon mal auf die eigene Schulter klopfen oder gar belohnen – beispielsweise mit einem Stückchen seiner Lieblingsschokolade.