Ab und zu hat sicherlich jeder von uns etwas Kopfschmerz. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein: Zu wenig gegessen, zu viel Alkohol getrunken, Überlastungen durch Arbeit oder Sport, um nur einiges zu nennen. Doch dann gibt es Mitmenschen, die haben ein richtiges „Gewitter im Kopf“. Was in einem solchen Fall von Migräne zu tun ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Lebenseinschränkungen
Die Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzerkrankungen in Deutschland. Etwa 15 Prozent leiden unter starken meist einseitigen, pochenden Schmerzen, die ein normales Leben unmöglich machen. Das berichtet die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Besonders erschreckend: Falsche Medikamente, falsche Dosierungen – Laut einer Migräne-Studie des Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg kommt es in Deutschland vermehrt zu unsachgemäßen Behandlungen. Was Patienten bleibt, ist der Weg zu einem erfahrenen spezialisierten Arzt und natürlich auch, selber zum Experten ihrer Erkrankung zu werden. Denn auch bei Migräne gilt: Vorbeugung ist besser als Nachsorge. Aber wie sieht eine solche Prophylaxe, im Unterschied zur Akuttherapie, genau aus?
Schmerzpille oder Prophylaxe
Mediziner verstehen unter einer Akuttherapie Maßnahmen zur sofortigen Linderung von Schmerzen. Das kann z. B. durch rezeptfreie Schmerzmittel geschehen. Auch Triptane, die extra zur Linderung von Migräneschmerzen entwickelt wurden, sind hilfreich, wenn der Migräneanfall schon da ist. Neben einer solchen Akutmaßnahme kann auch eine Migräneprophylaxe, also eine Vorbeugung noch bevor der Schmerz entsteht, nützlich sein. Behandlungsmöglichkeiten umfassen hier die Verabreichung von Medikamenten wie zum Beispiel Betablockern, Antidepressiva oder Botox. Welche Behandlungsmethode die individuell richtige ist, können Betroffene in einem Gespräch mit ihrem Arzt abklären. Im unwahrscheinlichen Fall, dass der behandelnde Hausarzt nicht weiterhelfen kann, sollten sich Betroffene dann aber nicht davor scheuen, eine Überweisung zu einem Facharzt offen anzusprechen. Denn heute stehen – gerade wenn es um die Vorbeugung von Migräneattacken geht – noch umfangreichere Möglichkeiten zur Verfügung als in der Vergangenheit.
Prophylaxe
Viele Betroffene, deren Alltag besonders stark von der Migräne bestimmt wird, greifen häufig zu Schmerzmitteln. Doch davor waren Fachärzte und sprechen von einen Medikamentenübergebrauch: „Wenn die Einnahmehäufigkeit der Akutmedikamente an eine gewisse Grenze gelangt, muss man sehr aufmerksam werden, denn deren Überschreiten ist mit dem Risiko einer Vermehrung der Kopfschmerzen verbunden.“ Um dies zu verhindern, bietet sich die Migräneprophylaxe mittels Spritze an: Wer mit mehr als 15 Migränetagen pro Monat konfrontiert wird und bereits mindestens drei klassische Prophylaxemaßnahmen erfolglos ausprobiert hat, kommt für eine solche Antikörpertherapie in Frage. Spezielle Antikörper können das Schmerzprotein CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), das den Migräneschmerz an das Gehirn weitergibt, ausschalten. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Impfung, wie oft fälschlich behauptet wird. Die Spritze muss dauerhaft verabreicht werden und schafft keine „Immunisierung“ gegen Migräneattacken. Es handelt sich hier vielmehr um eine Vorbeugungstherapie, die bei jedem Patienten unterschiedlich wirkt. Bei Vielen kann sie die Migräneattacken deutlich absenken und wie ein Regenschirm den Patienten vor dem Unwetter im Kopf abschirmen.
Weitere Vorteile sind, dass sich Anwender die Spritze nach Einführung durch den Arzt ggf. selbst verabreichen können. Darüber hinaus weist die Antikörpertherapie im direkten Vergleich mit anderen Prophylaxemaßnahmen deutlich weniger Nebenwirkungen auf. Patienten berichten von Juckreiz an der Einstichstelle und von leichten Verstopfungen, die sich aber gut behandeln lassen.
Mitarbeit erforderlich
Ganz gleich um welche Beschwerden es sich handelt: Ärzte wollen ihren Patienten dabei helfen, schmerzfrei zu werden oder zumindest besser mit den Schmerzen leben zu können. Betroffene sollten daher offen über ihre Beschwerden, die Wirkungen aber auch Nebenwirkungen der eingeschlagenen Therapie sprechen und sich genau beobachten. Nur so lässt sich letztlich die passende Behandlungsmethode finden. Fest steht: Es gibt nicht die eine Therapiemaßnahme. Je besser der Arzt informiert ist, desto besser kann er auch helfen. Viele Betroffene fragen sich vor ihrem ersten Termin beim Facharzt, wie sie sich am besten auf das Gespräch vorbereiten können. Der Experte schlägt dafür z. B. Ein sogenanntes Migränetagebuch vor: „Damit behält man die Zahl der Migräne- und Kopfschmerztage, aber auch Intensität, Beeinträchtigung im Alltag und Häufigkeit der Medikamenteneinnahme im Blick und kann möglicherweise auslösende Faktoren (Trigger) ausfindig machen.“
Neben einer gewissenhaften Dokumentation ist aber immer auch eine gute, offene Kommunikation ein wichtiger Schritt in ein schmerzfreieres Leben. Denn: Die Behandlung von Migräne versteht sich vor allem als gemeinschaftliches Projekt zwischen Arzt und Patient: „Jede Migräne ist individuell. Dementsprechend ist es wichtig, stets die jeweilige Gesamtsituation des Betroffenen im Blick zu haben. Nur so können wir gemeinsam ein Gesamtkonzept für die Behandlung entwerfen.“
Zusammenfassend bedeutet all das vor allem eins: Hoffnung – Ein Schutz vor dem Gewitter im Kopf ist möglich. Selbst bei stark ausgeprägten Schmerzen gibt es mittlerweile das passende medizinische Rüstzeug. Insbesondere, wenn es um die Vorbeugung von Migräneattacken geht, kommt es immer wieder zu medizinischen Innovationen wie der Antikörpertherapie, die dabei helfen können, dem verdunkelten Alltag der weltweit über einer Milliarde Betroffenen endlich wieder Lichtblicke zu verleihen.