Verzweifelt suchen Bauherren und Baudamen nach allen möglichen Einsparpotenzialen. Da aber der Einfamilienhausbau wenig Möglichkeiten bietet, weil jeder sein außergewöhnliches Häuschen haben möchte, sind diese begrenzt. Doch für Mieter bieten sich Perspektiven, wie luckx – das magazin recherchierte.
Digitalisierung auf dem Bau
Wer schon einmal ein Haus gebaut hat, wird digitalisieren und bauen als völlig konträr erlebt haben. Noch heute ist ein Time table etwas völlig fremdes beim Bauen. Okay, vielleicht etwas übertrieben. Doch das soll aufzeigen, welchen Potentiale bei kleinen Digitalisierungsschritten beim Bau bestehen können. Denn wenn der Zeitplan eingehalten wird, können Fachkräfte gezielt auf der Baustelle eingesetzt werden. Es entstehen weniger Wartezeiten und Häuslebauer können rechtzeitig einziehen. Was so selbstverständlich klingt, spart für alle Beteiligte viel Zeit, Ärger, Verdruss und insbesondere viele tausend Euro. So lassen sich zum Beispiel mit digitalisierten Prozessen und Vorfertigung abseits der Baustelle Gebäude schneller und einfacher als bisher klima- und mieterfreundlich sanieren. Leider klappt das noch nicht überall.
So stecken viele Mehrfamilienhäuser der 50er bis 70er Jahre im Sanierungsstau: Sie sind schlecht oder gar nicht gedämmt, werden mit fossiler Energie beheizt und verbrauchen bis zu fünfmal mehr Energie, als eigentlich technisch nötig wäre. Das trägt nicht nur zur Klimakrise bei, Mieterinnen und Mieter leiden besonders unter steigenden Energiepreisen. Einen Ausweg bieten serielle Sanierungslösungen nach dem Energiesprong-Prinzip. Sie setzen auf digitalisierte Prozesse und Vorfertigung abseits der Baustelle und können so deutlich schneller und perspektivisch auch günstiger als konventionelle Sanierungen umgesetzt werden.
Serielles Sanieren
„Mit seriellen Sanierungslösungen können wir den Sanierungsstau auflösen und zahlreiche der inzwischen 50 bis 70 Jahre alten Gebäude zügig auf die energetisch sichere Seite bringen – mit spürbaren Entlastungen für Mieterinnen und Mieter. Wie das geht, zeigen die wegweisenden Lösungen, die wir heute hier sehen und von denen viele aus den von der dena begleiteten Pilotsanierungen hervorgehen“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der dena. „Um die seriellen Vorteile voll auszuspielen, vor allem auch auf der Kostenseite, heißt es jetzt: Anzahl und Tempo stark erhöhen. Dies wird gelingen, wenn wir weiterhin mit dem wachsenden Netzwerk aus Bau- und Wohnungswirtschaft und weiteren Unterstützenden an einem Strang ziehen und den Roll-out auch mit eindeutigen förderpolitischen Signalen, wie dem angekündigten Bonus für serielle Sanierungen, noch einmal deutlich beschleunigen.“
Beim Seriellen Sanieren nach dem Energiesprong-Prinzip werden vorgefertigte Fassaden-, (PV-)Dach- und Heizungsmodule eingesetzt, um Gebäudesanierung einfacher, schneller und kostengünstiger zu machen. Ein standardisierter, digitaler Planungs- und Bauprozess macht die Sanierung skalierbar, minimiert Umsetzungszeiten und setzt knappe Fachkräfte effizient ein. So erreichen Bestandsgebäude einen klimaneutralen Net Zero-Standard und erzeugen im Jahresdurchschnitt so viel regenerative Energie, wie die Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen.
Marktentwicklung
Die dena treibt die Entwicklung der seriellen Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip auf dem deutschen Markt aktiv voran, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und mit Unterstützung des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW). Sie vernetzt Immobilienwirtschaft, Bauunternehmen und Hersteller, initiiert Pilotprojekte und sorgt an der Schnittstelle zur Politik für optimale Rahmenbedingungen. Den Startschuss für die Entwicklung des seriellen Sanierungsmarkts in Deutschland gab der 2019 von der dena initiierte und zwischen innovativen Wohnungs- und Bauunternehmen geschlossene Volume Deal. Seitdem entwickelten Bauunternehmen sowie Planende Konzepte für Mehrfamilienhäuser und setzen diese gemeinsam mit Wohnungsunternehmen anhand von Pilotprojekten um. Die Essenz dieser Pilotphase fließt in die Optimierung der Prozesse und der Komponenten ein, so dass Schritt für Schritt ein Baukasten für serielle Lösungen entsteht, der auch in der Breite genutzt werden und sein volles Potenzial im Hinblick auf Geschwindigkeit und Kostensenkungen entfalten kann. Bisher wurden vier Pilotprojekte fertiggestellt, neun sind im Bau, rund 50 weitere befinden sich in Planung und Vorbereitung. Parallel dazu sind mehrere neue Anbieter in den seriellen Sanierungsmarkt eingestiegen, darunter traditionelle Bauunternehmen, große, internationale Player, Start-ups sowie zahlreiche Anbieter für serielle Sanierungskomponenten.
Neben der Pilotphase zeichnet sich jetzt der nächste große Meilenstein in der Marktentwicklung ab: Der Sprung zu ersten Serien und Portfolioansätzen, wie zum Beispiel bei der GEWOBAU Erlangen, die 6.000 Wohneinheiten vorwiegend seriell sanieren lässt.