Gegenwind

Zwar sind die Bundesdeutschen Biathleten auch in der Abfahrt schnelle Typen. Doch so manches Rennen wird am Schießstand entschieden. Mit jeder Windböe kann der noch so gut abgewogene Schuss daneben gehen. Um dem vorzubeugen, war die Deutsche Biathlon-Nationalmannschaft der Herren im Windkanal von BMW, wie luckx – das magazin erfuhr.

Windkanal

Schon so einigen Deutschen Nationalteam hat der Windkanal von BMW ordentlich Wind um die Nase wehen lassen. Zwar sind die Biathleten immer schnell unterwegs. Doch die gelaufenen und bergab erzielten Geschwindigkeiten sowie der ständige Wechsel zwischen bergauf und bergab verlangen nicht unbedingt eine aerodynamische Haltung. Doch am Schießstand kann so mancher Schuss daneben gehen. Deshalb kann eine gute Vorbereitung und mehr Wissen hilfreich im Wettkampf sein. Da die Münchner „Mobilitätspartner der Deutschen Ski-Nationalmannschaft Biathlon“ sind, lag nicht nur eine Zusammenarbeit bei der Fahrzeuggestellung nahe. Im Rahmen dieser Partnerschaft ermöglichte es BMW dem DSV Biathlon erstmals, Tests in einem Windkanal durchzuführen. Im Aerolab der BMW Group konnten die DSV-Herren unter kontrollierten Laborbedingungen bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten und -richtungen im stehenden Anschlag ihre Körperhaltung, ihre Reaktion auf die unterschiedlichen Bedingungen sowie die Bewegungen der Waffe analysieren.

Dort, wo normalerweise BMW Fahrzeuge aerodynamisch auf Herz und Nieren getestet und optimiert werden, bekamen die deutschen Biathleten zwei Tage lang die Gelegenheit, das Stand- und Zielverhalten im Wind zu untersuchen. Auch hier geht es darum, wichtige Optimierungspotenziale zu identifizieren, da im Biathlon Wettkämpfe oft am Schießstand entschieden werden.

Umfangreiche Tests

Über mit Sensoren ausgestatteten Fußsohlen in den Langlaufschuhen wurden Kraftangriffspunkt und Druckverteilung gemessen. Am Gewehrlauf wurde eine Messeinrichtung montiert, die den Ziel- und Schussvorgang aufzeichnet. Zusätzlich wurden die Athleten im Windkanal von Kameras und Trainern beobachtet. Nicht zuletzt fließt auch das subjektive Empfinden der Biathleten in die Analyse ein. „Wir haben nur eine Herausforderung – und die ist es, im Wettkampf so erfolgreich zu sein, wie es nur geht. Doch um diese eine Herausforderung zu meistern, muss man in sehr vielen Bereichen etwas tun. Man muss progressiv sein, wenn man sich in der Weltspitze durchsetzen will“, sagt Uroš Velepec, DSV Biathlon-Bundestrainer Herren. „Dass wir erstmals die Chance bekommen, in einem Windkanal zu testen, ist daher sehr wertvoll. Wir haben zusammen mit den Aerodynamikern der BMW Group wirklich signifikante Tests entwickelt. Die Ergebnisse sind schon jetzt vielversprechend. Wir sind BMW sehr dankbar und ich hoffe, dass sich diese Partnerschaft auf technologischer Ebene noch weiter entwickeln wird.“

Stand und Bewegungsanalyse

Neben der individuellen Analyse des Stands im Wind und der Ausgleichsbewegungen verfolgte Velepec noch einen weiteren Ansatz: Ohne Namen zu nennen ist er überzeugt, dass es im deutschen Herren-Kader Athleten gibt, die am Schießstand bei Wind zu den Besten der Welt gehören. Es gilt also herauszufinden, wie sich diese Athleten intuitiv verhalten und daraus ein Modell zu entwickeln, das übertragbar ist. „Wir können jetzt schon sehen, was diese Athleten anders machen“, bilanzierte Velepec nach den Windkanaltests. „Wir haben das immer vermutet, jetzt haben wir den Beweis und wissen, wie sie das machen.“

Auch Karlheinz Waibel, DSV Bundestrainer für Wissenschaft und Technologie, ist begeistert von den beiden Tagen im Windkanal und der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren der BMW Group. Er sagt: „Wir haben die Tests zusammen mit den BMW Experten geplant und wollten wissen, wie sie das angehen würden. Dabei wurden uns Fragen gestellt, die wir nicht beantworten konnten, weil wir dazu noch keine Erkenntnisse aus der Vergangenheit hatten. So entstehen weitere spannenden und pfiffige Ideen, die wir weiterverfolgen werden, zum Beispiel hinsichtlich aerodynamischer Optimierungen am Gewehr.“

Die Auswertung und Analyse der gewonnen Daten wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen, sicher ist aber schon jetzt: Der erste Besuch der deutschen Biathlon-Nationalmannschaft im Aerolab der BMW Group wird nicht der letzte bleiben.