Es ist schwer, den Nutzen von Mathematik im Alltag sichtbar zu machen. Zwar lernen unsere Kinder Drei-Satz und Pythagoras. Doch die Anwendung wird entweder nicht vermittelt oder, die Lernenden finden nicht den Bezug zur Alltagswelt. Was zu tun ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Echtes Leben
Mathematik im echten Leben unterzubringen, ist Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern als auch Erzieherinnen und Erziehern. Denn Zahlen und Formen sind fester Bestandteil unseres Alltags. Der Umgang mit ihnen sollte daher schon bei Kindern im Kita-Alter gefördert werden – ohne Druck und nah am Alltag der Mädchen und Jungen. Damit entwickeln Kinder gleichzeitig Basiskompetenzen, die sie für das weitere mathematische Denken brauchen. Die Stiftung Kinder forschen hat drei konkrete Tipps, wie die frühe Förderung zu Hause, in der Kita, im Hort oder in der Grundschule funktionieren kann.
Mathematik hat hierzulande oft einen schlechten Ruf. „Das braucht im echten Leben doch kein Mensch“, heißt es dann. Und bei schlechten Noten in der Mathearbeit heißt es zum Trost häufig: „Das konnte ich auch nie. Liegt in der Familie.“ Vergleichsstudien im Bildungswesen – von IGLU über Vera bis IQB – zementieren das Imageproblem von Mathematik seit Jahren. Bringen sie doch selten gute Nachrichten, was die Mathekenntnisse von Schülerinnen und Schülern in Deutschland betrifft. Der Mathe-Hammer kam dann kurz vor Weihnachten: Für die Veröffentlichung der aktuellen PISA-Studie am 5. Dezember 2023 mit Schwerpunkt Mathematik wurden die Befürchtungen der Expertinnen und Experten einmal mehr übertroffen. Katastrophale Ergebnisse.
Lösungen finden
Allerhöchste Zeit also, dem Mathe-Drama mit Lösungen zu begegnen. Denn Mathematik beginnt nicht erst in der Schule. Im Gegenteil: Mathematisches Denken entwickelt sich schon im Kita-Alter und sollte dort unterstützt werden. Viele vergessen, dass Mathematik fester und selbstverständlicher Teil unseres Alltags ist. Mit Zahlen, aber auch Formen umgehen zu können, hilft uns dabei, Herausforderungen im Alltag zu bewältigen – das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder. Gleichzeitig verstecken sich hier wichtige Basiskompetenzen, die Kinder für das weitere mathematische Denken brauchen. Diese Grundlagen können bereits ab einem Alter von drei Jahren zu Hause oder in der Kita gelegt werden – ganz ohne Druck und nah dran am Leben der Kinder. Die Bildungsexpertinnen und -experten der Stiftung Kinder forschen haben drei Tipps für den Alltag zu Hause oder in der Bildungseinrichtung zusammengestellt.
Messen und vergleichen
Mathe macht keinen Spaß, oder besser: Wie Mathematik vermittelt wird. Beim Plätzchenbacken im Advent oder beim gemeinsamen Kochen zum Mittagessen werden beispielsweise Zutaten gewogen und Formen aus Teig ausgestochen. Wie viel sind 200 Gramm Mehl? Wie viel 300 Milliliter Milch? Welche Nudeln sind länger: Spaghetti oder Fusilli? Kinder können hier viele mathematische Grundlagen lernen, wenn sie selbst messen und abwiegen dürfen. Obendrauf gibt es eine Portion Selbstbewusstsein, gemeinsam verbrachte Zeit und ein überaus leckeres Ergebnis.
Spazierengehen kann spannend sein, wenn man gelegentlich gemeinsam den Blickwinkel ändert. Schmale Türen, breite Tore, rechteckige Fenster – mal senkrecht, mal waagerecht -, runde Schilder, dreieckige Dachgiebel: Die Straßen in Städten und Dörfern sind voller mathematischer Formen und wiederkehrender Muster. Wo können die Kinder sie entdecken? Welche Formen kommen immer wieder vor? Wer findet die meisten unterschiedlichen Formen? Und welche Zahlen finden die Mädchen und Jungen an Häusern und Autos oder auf Schildern? Auch in der Natur gibt es Formen und Muster zu entdecken. Kinder – und natürlich auch Erwachsene – können hier kreativ werden und mit Mandalas aus Naturmaterialien selbst ganz neue Muster gestalten.
Taschengeld
Vielleicht am eindeutigsten ist Mathematik immer dann in unserem Alltag zu erkennen, wenn es um Geld geht. Wie viel kostet etwas? Was kann ich alles mit dem Geld kaufen, das ich habe? Das lässt sich spielerisch am Kaufmannsladen im Kinderzimmer oder in der Kita entdecken – oder direkt beim gemeinsamen Einkaufen. Spätestens wenn Kinder im Grundschulalter ein erstes kleines Taschengeld bekommen, werden diese Fragen relevant. Umso wichtiger, dass Eltern, Erzieherinnen und Erzieher oder auch Lehrkräfte mit den Mädchen und Jungen darüber sprechen und mit ihnen üben. Wie lange muss ich sparen, um ein bestimmtes Spielzeug kaufen zu können? Und wie viel Wechselgeld bekomme ich eigentlich zurück? Kenntnisse, die Kinder ihr ganzes Leben brauchen werden.
Auch Erwachsene brauchen Hilfe
Aus vielen Studie ist bekannt, dass viele Erwachsene mit einfachen Rechnungen überfordert sind. Deswegen müssen sie unbedingt in den Bildungsprozess eingebunden werden. Denn in allen Bereichen der frühkindlichen Bildung ist die Begleitung wichtig. Im Idealfall arbeiten alle Bezugspersonen der Kinder zusammen, also Eltern, Erzieherinnen und Erzieher in Kita oder Hort sowie Grundschullehrkräfte.