Wunder gibt es immer wieder

Vor 60 Jahren siegte das kleinste Auto bei der Rallye Monte Carlo: Der Mini. Bis heute gilt der Sieg als einer der spektakulärsten Erfolge in der Geschichte des internationalen Motorsports. Luckx – das magazin blickt zurück.

Januar 1964

Der damalige Mini ist wirklich ein Mini-Auto. Wie damals eben die Autos so waren. Nicht vergleichbar mit den heutigen Fahrzeugen, die in Paris demnächst 18 Euro Parkgebühren pro Stunde bezahlen müssen. Mit dem Iren Patrick „Paddy“ Hopkirk am Steuer gewann der Mini Cooper S die Gesamtwertung der Rallye Monte Carlo. Glück? Zufall? Eine Laune des Schicksals? Eher nicht, denn es folgten zwei weitere Siege bei der Monte und zahlreiche weitere Erfolge bis Ende der 1960er Jahre. Die Gründe dafür hießen rückblickend: Moderne Technik, Top-Fahrer, neue Logistik-Maßstäbe. Und das ganze stand noch unter dem Motto: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.

Ende der 1950-er Jahre bewegten sich die Rallye-Größen meist in stattlichen und üppig motorisierten Fahrzeugen durch englische Wälder, über französische Pässe oder von Lüttich nach Sofia und wieder zurück. Austin Healey und Ford Falcon waren bei den Rallyes das Maß aller Dinge und beherrschten die Szene. Für den Alltag taugten sie eher nicht. In dieser Zeit baute der Grieche Alec Issigonis im Auftrag der British Motor Corporation (BMC) das mit Abstand modernste Auto seiner Zeit: Mit dem vorn quer eingebauten Motor und Frontantrieb entsprach der classic Mini bei seinem Debüt 1959 dem heute noch gültigen Standard für Kleinwagen.

Sportkarriere

Für eine beeindruckende Sportkarriere bedurfte es eines zweiten genialen Car Guys: John Cooper. Er war als Rennfahrer zu Ruhm und als Konstrukteur zu Wohlstand gekommen – und er war auf Anhieb vom sportlichen Potenzial des classic Mini überzeugt. Cooper, der schon bei seinen Formel 1 Autos den Motor nicht wie damals üblich vor dem Fahrer, sondern hinter ihm platzierte, brachte es gegenüber seinem Freund Issigonis, der im classic Mini mehr ein Auto für Jedermann sah, auf den Punkt: „Du hast keine Familienkutsche gemacht. Das ist ein verdammtes Rennauto. Gib ihm mehr Leistung, bessere Bremsen und bau das Ding.“ Der unterschätzte Underdog – eine Rolle, die MINI in seiner mehr als sechs Jahrzehnte langen Geschichte immer wieder gerne einnahm – war geboren. 1960 entstand der erste Mini Cooper – mit stolzen 55 Pferdestärken anstelle der 34 PS des Ur-Mini von 1959. Schon 1961 stellte der gerade mal drei Meter große Mini Cooper die Welt der Schnellfahrer auf den Kopf. Er demokratisierte Geschwindigkeit. Denn ab sofort konnten auch weniger Betuchte mindestens genauso zügig über Land kacheln wie die Besitzer von reinen Sportwagen und PS-starken Limousinen. Und auf den Rallyepfaden und Rennpisten räumten die kleinen Racer mit ihren fast filigran anmutenden Zehn-Zoll-Rädern die Pokale ab.

Mini Cooper

Der classic Mini Cooper war wie maßgeschneidert für die damaligen Rallyestrecken. Kaum vorhandene Karosserieüberhänge sorgten für ein bis dahin ungekanntes neutrales Fahrverhalten. Die kompakte Karosserie ließ auf engen Bergstraßen immer noch ein bisschen Platz bis zum nächsten Mäuerchen, an dem man mit den Healeys und Falcons längst angeeckt wäre. Und dank der recht bescheidenen 650 Kilo, die ein Rallye Mini damals auf die Waage brachte, entstand mit den ebenfalls überschaubaren 55 PS ein durchaus akzeptables Leistungsgewicht. Die Konstruktion war auch die Geburtsstunde des berühmten Gokart-Feelings.

Im Mai 1962 trug sich der classic Mini erstmals in die Siegerliste einer internationalen Rallyeveranstaltung ein. Bei der Internationalen Tulpen-Rallye, die von der niederländischen Gemeinde Noordwijk bis an die französische Riviera und wieder zurück führte, lenkte Pat Moss, Schwester des viermaligen Vize- Weltmeisters und 16-maligen Grand-Prix Gewinners Stirling Moss, den classic Mini Cooper in Bestzeit über die Strecke.

Ebenfalls im Jahr 1962 nahm BMC-Sportchef Stuart Turner neben dem Iren Paddy Hopkirk zwei Talente aus den nordischen Wäldern unter Vertrag: Timo Mäkinen und Rauno Aaltonen. Die finnischen Eis-Eiligen und virtuosen Linksbremser teilten die Vorliebe für herzhaftes Gasgeben – und konnten dennoch nicht unterschiedlicher sein. Mäkinen war kein Freund der vielen Worte und ging als Fliegender Finne in die Geschichte ein. Aaltonen parlierte fließend in fünf Sprachen und betrieb den Motorsport mit wissenschaftlicher Akribie, was ihm später den Titel Rallye-Professor einbrachte.

Von nun an begann Mini nach den Sternen zu greifen. Egal, wie hoffnungslos eine Aufgabe erscheint, Mini stellte sich in seiner langen Geschichte immer dem Wettbewerb. Das geniale Grundprinzip des Fahrzeugs und die drei Spitzenfahrer waren wichtige Säulen des Erfolges. Genauso wie die von Turner entwickelte professionelle Logistik. Er setzte neue Maßstäbe in Sachen Service-Organisation und schickte als erster Teamchef Eisspione auf die Sonderprüfungen. John Cooper feilte weiter am Brennraumvolumen und lockte im nun Mini Cooper S genannten Modell nach der für die 1100er Klasse definierten Hubraumerweiterung auf 1071 ccm 90 PS von der Welle. Fortsetzung hier.

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