Hexenverbrennung

Jahrzehnte lang war es zur Walpurgisfeier Brauch, eine – wohlgemerkt – ausgestopfte Hexenpuppe auf einem „Scheiterhaufen“ zu verbrennen. Gegen Mitternacht des 30. April wurde dazu ein großer Holzhaufen angezündet und die herbeifliegende Hexe verbrannte in den Flammen. Wie Walpurgis heute im Harz gefeiert wird, hat luckx – das magazin recherchiert.

Einzug des Frühjahrs wird gefeiert

Eigentlich sollte mit einem großen Feuer am 30. April der Winter vertrieben, sozusagen verbrannt, werden. Solche Feuer waren in der heidnischen Kultur nicht unüblich, um das Frühjahr einzuleiten. So auch im Harz. Da im April das Wetter zum kalt und warm ständig schwankt, hat das auch Einfluss auf Naturerscheinungen. So wurde insbesondere im Harz die um den Brocken herum waberten Nebel und Wolken als Hexenerscheinungen interpretiert. Diese Geschichte verarbeitete Goethe im Faust und machte die Walpurgisnacht weltweit populär. Damals glaubten die Menschen daran, dass jährlich findet in der letzten Nacht des April eine schauerliche Zusammenkunft auf dem höchsten Berg des Harzes, dem Brocken, statt findet. Der Teufel lädt seine Hexen- und Zauberdiener zum wichtigsten Hexensabbat ein. Sobald Mitternacht vorbei ist, kommen von allen Himmelsrichtungen die teuflischen Bundesgenossen auf ihren Untieren, Mistforken und Besen herbeigeritten. Damit sie dann nicht bei den Menschen landen können, werden sie mit großen Feuern vertrieben und verbrannt.

Hexenwahn

Seit dem Mittelalter hat unsere Rechtsprechung schon viele Fortschritte gemacht. Heute erfolgt sie auf Grund von Gesetzen. Zur damaligen Zeit wurden andere Kriterien herangezogen, um Recht zu sprechen. So konnte schon bestimmte Körpermerkmale Menschen zum Beispiel als Hexen ausweisen. So galt beispielsweise eine abweichende Augenfarben (z.B. hellblaue Augen bei dunkel häutigen Menschen), rote Haare, Sommersprossen, Warzen, Muttermale und ähnliches als klares Indiz für eine Hexe. Kam noch der Besitz einer schwarzen Katze hinzu, war Grund genug, jemanden als Hexe zu denunzieren. Insbesondere glaubte man, dass vor allem Frauen von Natur aus verdorben und triebhaft seien und daher zur Hexerei neigten. Da Hexen, ebenso wie Ketzer, einen Bund mit dem Teufel geschlossen hatten, wurden auch sie mit dem Tode bestraft. In den meisten Fällen war es der Feuertod auf dem Scheiterhaufen. Die letzte Frau, die als Hexe den Feuertod sterbe musste, wurde im September 1609 verbrannt. Damit endet aber nur im Harz die Hexenverfolgung. Noch viele jahrzehntelang danach starben Frauen auf dem Scheiterhaufen.

Walpurgisfeiern locken Gäste in den Harz

Walpurgis ist das größte und wichtigste Fest im Harz und wird seit Jahrhunderten in der Nacht auf den 1. Mai in den Harzorten traditionell gefeiert. Dabei bilden diese den Treffpunkt für Hexen, Teufel und andere Fabelwesen. Keine Angst. Alle sind nur verkleidet. Der Harz gleicht dann einem Hexenkessel, der tausende Besucher sowie mit Liebe zurecht gemachte Hexen und Teufel aus ganz Deutschland in seinen Bann zieht. In über 20 Harzorten findet dann ein buntes Hexentreiben mit allerlei Rahmenprogramm statt. Die größten Walpurgisfeiern lassen sich in Bad Grund, Braunlage, Hahnenklee, Sankt Andreasberg, Schierke und Thale finden. Geprägt ist jede Feier für sich durch ein besonderes Highlight. Ob fröhlich-gruseliges Theaterstück am Hübichenstein in Bad Grund, Schabernack und Hexentanz der Hexenbrut in Wolfshagen, Teufelsansprache und Feuershow in Braunlage, Festumzug und spezielle Kinderangebote wie Hexen- und Teufelsdiplom in Hahnenklee, mittelalterliches Treiben unterhalb des Brockens in Schierke – für jeden Geschmack ist das Passende dabei. Selbstverständlich auch auf dem sagenumwobenen Hexentanzplatz in Thale wird die „Nacht der Nächte“ gefeiert. Gäste können sich auf ein mystisches Programm mit Livemusik, Laser- und Teufelsshow sowie Höhenfeuerwerk freuen. Zusätzlich veranstalten auch kleinere Harzorte Walpurgisfeste. So werden die Bergstadt Altenau, das Josephskreuz in Stolberg, Bad Sachsa und Bad Lauterberg im Südharz u.v.m. zum Treffpunkt von Fabelwesen und Gästen.

Namensgeberin der Walpurgisnacht ist die heilige Walburga, eine im 8. Jahrhundert lebende Äbtissin. Sie galt als Schutzpatronin der Seefahrer und als Schutzheilige gegen Krankheiten, Missernten und böse Geister. Durch ihre Heiligsprechung an einem 1. Mai wurde die Verbindung zur heutigen Walpurgisnacht geknüpft. Übrigens: Harzer Hexen tragen keinen Hut, sondern ein Kopftuch.