Ob es Gott, den Teufel und Hexen gibt oder gegeben hat. Darüber lässt sich vortrefflich streiten. Doch leider wird der Glaube vielfach ausgenutzt, um Menschen zu manipulieren oder in die Irre zu führen. Mit „Teufelsspring“ hält uns Mario Bekeschus mit seinem Niedersachsen-Krimi einen Spiegel vor, wie luckx – das magazin meint.
Mysteriöser Mord
Braunschweig, zweitgrößte Stadt Niedersachsens. Der Mord an der jungen Joelle Winter erschüttert die Öffentlichkeit. Der Leichenfundort direkt neben dem historischen Pissoir im Braunschweiger Museumpark sorgt für Aufsehen und Gerüchte. Kommissar Wim Schneider und seine Kollegin Rosalie Helmer nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf Parallelen zu einem mysteriösen Cold Case – also alten Kriminalfall – aus dem Jahr 1993. Gibt es eine Verbindung nach Hannover? Die Spuren führen zur düsteren Sage vom „Teufelsspring“ und einem gut gehüteten Geheimnis.
Der Auto Mario Bekeschus wurde 1979 in Braunschweig geboren und hat dort seine Kindheit und Jugend verbracht. Nach dem Studium in Hildesheim erfolgte der Umzug nach Hannover, wo er bis heute lebt und in einem Ministerium arbeitet. Seiner Heimatstadt Braunschweig ist er bis heute stets eng verbunden geblieben und besucht dort nicht nur zu Recherchezwecken regelmäßig Familie, Freunde und Lieblingsorte. Da ist es nicht verwunderlich, die bestehende „Feindschaft“ zwischen Hannover und Braunschweig (insbesondere im Fußball) zu einer freundschaftlichen Bande zu verknüpfen. Denn sein Hauptcharakter, der von Hannover nach Braunschweig gewechselte Ermittler Wim Schneider, kann mit seiner knuffigen Art viele Sympathien gewinnen – aber eben nicht bei allen. Mit seiner Ermittlungstandemkollegin Rosalie Helmer graben sich beide tiefer in die – nicht einfache – Vergangenheit von Joelle ein, erhalten sie unverhofft einen Anruf von Wims ehemaliger Kollegin Biggi Höfgens (die jüngst vorläufig den Kontakt zu Wim abgebrochen hatte): Zufällig ist sie auf einen bereits seit 30 Jahren ungelösten Cold Case gestoßen, der sich im Braunschweiger Land zugetragen hat und auffällige Ähnlichkeiten zum aktuellen Mordfall aufweist.
Gesellschaftskritisch
Dabei baut Bekeschus geschickt gesellschaftskritische Themen in die Handlung ein: die Missstände in der Pflegebranche werden realitätsnah und schonungslos beschrieben, und die queeren Figuren sind nicht nur Randerscheinungen, sondern fest im Mittelpunkt der Geschichte verankert. Es ist selten, dass ein Krimi so selbstverständlich Diversität lebt – und genau das macht Teufelsspring zu etwas Besonderem, hier gebührt nicht nur dem Autor Respekt, sondern auch dem Gmeiner-Verlag, der vollends hinter diesem Buch steht.
Bekeschus’ Schreibstil ist fesselnd, atmosphärisch dicht und schafft es, sowohl Spannung als auch emotionale Tiefe zu transportieren. Die Figuren – allen voran Wim Schneider und sein Team – sind authentisch und gut entwickelt, mit echten Konflikten und glaubwürdigen Beziehungen. Die Dialoge sind lebendig und tragen viel zur starken Dynamik des Buches bei. Der Fall selbst ist clever konstruiert, mit überraschenden Wendungen und einem befriedigenden Finale, das Raum für eine mögliche Fortsetzung lässt.