An allen Ecken und Kanten fehlen Fachkräfte. Anstatt in die Bildung zu investieren, reist der Bundesarbeitsminister durch die Welt, um Fachkräfte anzuwerben. Aktuell in Südostasien, vorher in Mittel- und Südamerika. Dabei besteht bei uns in Deutschland großer Handlungsbedarf, wie luckx – das magazin recherchierte.
Mehr Bildung schafft Fachkräfte
Dass wir heute unter dem hohen Fachkräftemangel leiden, lässt sich nicht allein der deutschen Bildungspolitik in die Schuhe schieben. Insbesondere die Unternehmen haben in den vergangenen Jahrzehnten mit der fehlenden Ausbildung des Nachwuchs selbst für diesen Zustand gesorgt. Aber auch die mangelhafte Durchlässigkeit unseres Schulsystems von der Hauptschule in die weiterführenden Schulen verringert die Bildungsqualität erheblich. Ursächlich ist hier auch in der mangelhaften Bildungspolitik der Länder zu sehen. Wenn sich Landes-Bildungsminister über Jahrzehnte nicht auf ein gemeinsames Handeln einigen können, gehören diese abgeschafft. So sind dort viele Ursachen zu finden. Beispiel gefällig? Anstatt Bildungswillige den Schritt zu einem höheren Bildungsabschluss zu ermöglichen, werden wie den den letzten fünfzig Jahren Schranken aufgebaut. Denn wenn Hauptschüler tatsächlich das Gymnasium besuchen und dann auch noch das Abitur erwerben, stellen sich Gymnasiallehrer in den Weg und bescheinigen sich doch selbst ein schlechtes Zeugnis. Zwar ist Bildung nicht alles. Aber ohne ausreichende Allgemeinbildung ist der Weg für eine erfolgreiche berufliche Zukunft eingeschränkt.
Und wenn ausländische Fachkräfte dann auch noch mit den hohen Sozialleistungen in dieses Landes geködert werden und dann auch tatsächlich nach Deutschland kommen, stellt sich die Frage, wo sie denn wohnen sollen. Zwar haben wir Deutsche es geschafft, über eine Million ukrainische Flüchtlinge mit Wohnraum zu versorgen. Doch das Ende dieser Fahnenstange scheint erreicht.
Finanzbildung erforderlich
Nun wäre es viel zu einfach, der aktuellen Bundesregierung die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte in die Schuhe zu schieben. Das wäre unfair. Doch bei den vielen Reisen in die weite Welt sollte auch dem letztem Bundesminister aufgefallen sein, welche hohe Qualität unser Bildungssystem hat. Zwar hat die aktuelle PISA-Studie wieder aufgezeigt, wo die Mängel sind. Doch geändert hat sich nicht. Die Studie ist entweder fein säuberlich abgeheftet worden oder wie anscheinend vieler ihrer Vorgänger im Papierkorb gelandet. Viele Länder u.a. die USA, sind an unserem dualem Bildungssystem sehr interessiert. Das sollte genutzt werden. Denn „Made in Germany“ trifft nicht nur auf den weltweit exportierten deutschen Maschinenpark zu.
In der PISA-Studie werden leider nur die unteren Klassen abgestraft. Doch insbesondere in den höheren Jahrgängen sind viel mehr Wirtschafts- und Finanzfragen zu klären. So fordert die Bundesdeutsche Bevölkerung mehr Finanzbildung für Jugendliche. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Finanztip Stiftung und der Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung (IWJB). Die beiden gemeinnützigen Organisationen gehen das Problem mit einer neuen Partnerschaft gemeinsam an. Der Start in ein selbstbestimmtes Leben nach der Schule scheitert nicht selten an fehlender ökonomischer Bildung. Um das zu ändern, bündeln die Initiatoren ihr Engagement bei der Vermittlung von grundlegendem Finanzwissen. Dabei geht nicht um wirtschaftliche, sondern um gemeinnützige Gewinne, also um Bildung für Jugendliche. Ziel sei es, Finanzbildung nachhaltig an Schulen zu etablieren. Lehrkräften wird dabei kostenfrei vertiefende Lehrmaterialien zu den vier Themenbereichen „Finanzen”, „Steuern”, „Erste eigene Wohnung” und „Krankenkasse” bereitgestellt.
Kooperation ist kein Ersatz für Finanzbildungsstrategie
Dabei sind es eigentlich die banalen Themen, zu denen Bildung vermittelt werden soll. Das Ganze erfolgte bisher in einem Zukunftstag, der vor fünf Jahren von Juri Galkin und Lorenzo Wienecke initiiert wurde, die damals selbst gerade erst aus der Schule heraus waren. „In den vergangenen Jahren ist es uns mit den Projekttagen gelungen, die Finanzbildung deutschlandweit an Schulen und auf die politische Bühne zu bringen. Wir haben ein Interesse und Bewusstsein bei zehntausenden jungen Menschen geweckt, doch uns war immer klar, dass ein Projekttag lediglich ein erster Schritt ist, um die Finanzbildung in Deutschland nachhaltig zu verbessern“, so Lorenzo Wienecke. Ziel der Kooperation mit Finanztip sei es, ein Best-Practice-Beispiel dafür zu schaffen, durch zivilgesellschaftliches Engagement Wissen, das auf den Lehrplänen fehle, unbürokratisch und direkt in die Klassenräume zu bringen. So kämen sie bereits ins Handeln, während im politischen Berlin noch darüber diskutiert werde, wie eine nationale Finanzbildungsstrategie aussehen könnte.