Die gute Nachricht vorweg: Deutschland ist auf einen guten Weg bei der Stromversorgung mit Erneuerbaren Energiequellen. Im ersten Halbjahr 2019 konnten mit Solar, Wind, Wasser und Biomasse um ca. 5% mehr Erneuerbare Energie der öffentlichen Nettostromerzeugung bereitgestellt werden. Der regenerative Strom, der also tatsächlich aus der Steckdose kommt, liegt bei ca. 47% am gesamten Strommix.
Nun stellte der VDE zwei Studien zur Zukunft der „grünen“ Stromversorgung vor. Damit möchte der Verband zeigen, wie die Energiewende mit einer sicheren Stromversorgung gelingen kann.
Weitere Lösungen gesucht
Der VDE möchte mit zwei neuen Studien technische Lösungen für eine „grüne“, emissionsfreie Stromversorgung aufzeigen. „Was bei den Forderungen von Fridays for Future oft vernachlässigt wird, ist dass wir bei 100 Prozent Solar- und Windenergie die Stromversorgung in Deutschland erst einmal komplett auf den Kopf stellen müssen, um keinen Blackout zu erleben. Die Anforderungen an unsere Stromnetze, getrieben durch den stetig steigenden Anteil netzgekoppelter Leistungselektronik in Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen, Batteriespeichersystemen aber auch durch die Anforderungen der Elektromobilität, verlangen jetzt nach Lösungen“, erklärt Ansgar Hinz, CEO der Technologieorganisation VDE. Auch wenn er sehr mit den Fridays for Future sympathisiert, müsse doch maßvoll an das Thema herangegangen und „endlich mal wieder die Ingenieure gehört werden“, so der VDE weiter. Wie weiter von Seiten des Verbandes mitgeteilt wird, habe er lange vor Fridays for Future mit zahlreichen Studien sowohl den Energieversorgern wie auch der Politik den Weg zur Energiewende aufgezeigt.
Doch anscheinend waren die Ohren der Politiker verschlossen oder verstopft. Da muss dann wohl eher der Nachwuchs auf die Straße gehen, um bei der Energiepolitik die Wende einzuläuten. Doch eine Wiederholung der Lindnerschen FDP-These (da müssen Fachleute ran), hilft hier nicht weiter. Denn anscheinend habe diese Fachleute in den letzten Jahrzehnten underperformt. Sonst wären wir schon mit der Energiewende durch.
Die nächsten 20 Jahre im Fokus
Doch der Verband liefert auch Hintergründe und neue Ansätze. So sei die heutige elektrische Energieversorgung weltweit auf Wechselspannungssystemen basiert. Historisch gesehen war diese Herangehensweise auch sinnvoll, so der VDE weiter, denn zu Beginn der elektrischen Energieversorgung konnte nur Wechselspannung mit den verfügbaren Transformatoren in ihrer Höhe beeinflusst werden. In der Studie „Gleichspannung in der elektrischen Energieverteilung“ präsentiert der VDE nun mehrere Ansätze, wie mithilfe moderner Leistungselektronik neue, effiziente und flexible Infrastrukturen in den Verteilungsnetzen umgesetzt werden können. Neben den jetzigen technischen Möglichkeiten identifiziert die Studie auch den weiteren Forschungsbedarf. In der zweiten Studie „Perspektiven der elektrischen Energieübertragung in Deutschland“ zeigen die VDE-Experten, wie unser heutiges Übertragungsnetz zukünftig sich stetig ändernden Aufgaben und Herausforderungen evolutionär anpassen kann. Sie analysieren hierfür die technische Weiterentwicklung von Komponenten, Anlagen, Systemen und Verfahren. Hierzu gehören z.B. der witterungsabhängige Freileitungsbetrieb, Hochtemperaturleiterseile, Kabel, gasisolierte Leitungen (GIL) und supraleitende Systeme inklusive neuartiger Verlegungstechniken. In ihrer Analyse haben die VDE-Experten ihre Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Technologien auf einen Zeitraum von etwa 20 Jahren ausgerichtet.
Es bleibt zu wünschen, dass es bei den Studien nicht bleibt. Umsetzung ist notwendig. Denn daran scheiterten bisher Tennet und Co.