Familie braucht Unterstützung

Mütter und auch Väter haben sich seit Mitte März zu Hilfslehrern qualifiziert. Das ging auch die ersten Wochen sehr gut. Denn überall herrschte Corona-Chaos. So konnten auch die unqualifiziertesten und unbegabtesten Eltern als Lehrer nichts falsch machen. Denn Schule fand nicht statt. Also auch kein Unterricht, also waren auch keine Hilfslehrer notwendig. Doch irgendwann haben dann die Kultusminister beschlossen, Schule wieder zu reaktivieren und begründeten dies mit der Schulpflicht. Da kam das Chaos so richtig in Bewegung. Video-Konferenzen wurden eingeführt. Doch weder war die Technik als auch die Kompetenz vorhanden. WEB-Cams waren schnell ausverkauft. Lieferzeit nicht unter acht Wochen.

Familien-Home-Office

Kita geschlossen, Schule geschlossen, Spielplatz geschlossen, Kontaktsperre. Das Leben spielte sich auf engsten Raum ab. Eltern befinden sich urplötzlich im Hamsterrad, angetrieben durch Beruf, Kinder, Familienleben. Eltern arbeiten nicht mehr im Büro, sondern im Homeoffice, Kinder gehen nicht mehr in die Schule, sondern haben Homeschooling. Schließlich soll die Familie auch noch Home sweet Home sein – trautes Heim, Glück allein – für alle Familienmitglieder. Doch sweet Home findet nicht statt. Denn neben der eigenen Heim-Büro-Arbeit steht täglich noch die Pflicht.Beschulung des Nachwuchs an. Musste am Beginn des Eltern-Lehrerdasein nur die Abarbeitung der Stoffwiederholung kontrolliert werden, so wurde nach und nach die (Selbst-) Erarbeitung des Stoffes den Kindern auferlegt. Das bereitet Eltern ohne Abitur und Fremdsprachenkenntnisse weiterhin erhebliche Mühe. Da kommen manchmal 20 Stunden schnell zusammen – wohlgemerkt am Tag und nicht in einer Woche. Wenn das Pensum nicht bis Freitag geschafft wurde, gab es auch kein Wochenende. Warum auch. Es bestand Kontaktsperre und teilweise Reiseverbot. Da war das Wochenende gerettet (okay, das ist sarkastisch, aber leider die Realität).

Unterstützung gefordert

Dem Krisenmodus konnten nicht alle so richtig folgen. Soziale und ökonomische Schwächen wurden gnadenlos aufgedeckt. Marode Gesundheitssysteme haben die Regierungschefs schnell erkannt. Viele jedenfalls. Die Konsequenzen folgten dann sofort: Ausgangssperren und strenge Kontaktsperren.

Durch die Corona Krise wurde innerhalb kürzester Zeit in Deutschland ein Digitalisierungsschub ausgelöst, mit dem sich Eltern in mehrfacher Hinsicht konfrontiert sehen. Nicht selten gleicht das Homeoffice einem Großraumbüro: Mama, Papa, Kinder. Da sind Hilfen dringend erforderlich. Aber auch Eigeninitiative von Eltern können hilfreich sein zum Beispiel durch die Bildung von digitalen Netzwerke, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Gerne verdrängt wurde, dass Alleinerziehen im „normalen Alltag“ nur bedingt funktioniert. In der Krise hat sich gezeigt, Alleinerziehende sind überfordert. Aber nicht nur Alleinerziehende sind in einer Krise überfordert. Das trifft für einen Großteil unserer Mitmenschen zu. Denn „Krise“ lässt sich weder erlernen noch studieren. Individuelle Fähigkeiten zeichnen Menschen aus, um Krisen zu meistern. Der eine kann es, der andere lernt gerade.

Künftige Hilfsleistungen können nicht so aussehen, dass pro Kind einmalig ein Betrag zur Verfügung gestellt wird. Der ist schnell verbraucht; wofür auch immer. Die Lücke kommt danach wieder oder wird sogar größer. Deshalb sind andere Unterstützungen sicherlich sinnvoller wie zum Beispiel eine kostenfreie Internetverbindung für benachteiligte Kinder. Das könnte – mit allen Mängeln und Unterstellungen – ein Schritt hin zur Digitalisierung der Gesellschaft sein.