In den letzten Wochen wurde uns vor Augen geführt, wie mit Tier und Mensch im Schlachthaus umgegangen wird. Uns Verbrauchern wurde dabei immer vermittelt, wir wären Schuld an diesem Desaster. Wir würden das billige Fleisch nachfragen. Doch ist das wirklich so? Wäre es nicht eher so, dass wir weniger Fleisch essen würden, wenn es teurer wäre? Wären wir bereit, für eine bessere Qualität mehr zu bezahlen? Angenommen, die bisherige Situation würde sich verbessern, sowohl für die Mitarbeiter im Schlachthaus als auch die Tiere, wenn wir ein paar Cent mehr bezahlen würden. Würde sich dann die Qualität des Fleisches ändern? Wahrscheinlich vorerst nicht, weil die bisherige Tierhaltung nicht sofort verändert werden kann, wie die Landwirte versichern. Die Tierhaltung in den vorhandenen Ställen wird über viele Jahre weiter wie bisher erfolgen müssen. Denn darauf ist die Tierproduktion ausgelegt. Was sich ändern könnte, wäre die Bezahlung der Mitarbeiter. Vielleicht. Denn einen großen Teil der Bezahlung, so konnte schon in Erfahrung gebracht werden, landet bei den Subunternehmern. Diese vermitteln nicht nur die Arbeiterinnen und Arbeiter. Sondern kassieren für den Arbeitsvertrag, die Reisekosten, die Unterbringung und wohl noch vieles mehr. Doch wie können wir denn nun zu mehr Qualität auf den Teller kommen? Schauen wir einmal in die Alpenrepublik und auf das Bundesland Kärnten.
Slowfood
Essen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Lebensqualität hängt unweigerlich mit einer gesunden, guten und abwechslungsreichen Ernährung zusammen. Das haben die Kärtener erkannt und sich vor vielen Jahren zur ersten Slowfood-Region entwickelt. Dabei ist Slowfood viel mehr als Philosophie, es ist ein Lebensprinzip. Darum weckt jede Reise nach Kärnten eine Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. Eine Reise zu den traditionellen Lebensmittelproduzenten, ihrem überlieferten Wissen und altem Handwerk: z.B. Brot backen, Käse produzieren, Bier brauen, bei der Herstellung von Speck dabei sein, sehen wie Imkerei funktioniert. Ganz gleich ob im Tagungshotel, am Buffet des Seminars oder bei einem Ausflug in die Regionen: Über Kochkurse, Betriebsführungen oder der Mitarbeit bei der Lebensmittel- und Getränkeproduktion… Hier wird eine Brücke zwischen Gast und Region gebaut und Verständnis für das Erhaltenswerte geschaffen.
Brotbacken
Die alte Tradition des Brotbacken und neue Backwaren lassen sich entdecken. Heute gibt’s in der Familienbäckerei nicht nur traditionell hergestelltes Sauerteigbrot, sondern auch Handsemmeln und zwei völlig neue Spezialitäten: das Loncium-Baguette, mit Braumalz aus der nahen Loncium-Brauerei, und das Maisbaguette, aus Gailtaler Weißem Landmais von Sepp Brandstätter. So viel echter Brotgeschmack macht Lust auf Backen, und daher gibt’s beim Meisterbäcker Matitz im Rahmen von Slow Food Travel nun einen Backworkshop. In der Profibackstube mit Tipps vom Profi, vom richtigen Formen der Handsemmel bis zum Anrühren von Sauerteig. Und natürlich anschließender Verkostung im hauseigenen Café.
„Richtig Schwein gehabt“
Kulturerbe der Alpen: Das richtige Einsuren und Räuchern zeigt Johann Steinwender aus Hermagor. Er lebt die Tradition. Wer ihm im Rahmen des Slow Food Travel Erlebnisses „Richtig Schwein gehabt“ zur Hand gehen möchte, den nimmt er mit auf seine Hofreise und zeigt von guter Tierhaltung und richtiger Schlachtung bis zu allen Etappen der Speckherstellung. Da wird zerteilt und mit ausgesuchten Gewürzen eingesurt, dann behutsam angeräuchert und schließlich der Luft zum Trocknen übergeben…
Nach der gemeinsamen „Speckherstellung“ findet die Speckverkostung gleich nach der Hofführung im Garten des romantischen Biedermeier Schlössl Lerchenhof statt.
Slow Food Travel-Reisen
Slow Food Travel Kärnten heißt aktive Teilnahme, Wissensvermittlung und gute, saubere und faire Produkte aus der Landwirtschaft. Es geht darum, den Menschen zu zeigen, dass regionale Ernährung positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit hat. Zudem soll in Erinnerung gerufen werden, dass Essen nicht nur den Sinn hat, schnell satt zu werden, sondern Genuss, Geselligkeit, Wohlbefinden und vieles mehr mit sich bringt.
Kärnten ist seit jeher für seine großartige Küche bekannt. Der beste Weg, diese kennen zu lernen, ist mit dem Slow-Food-Programm. Hier lässt sich erfahren, wie man Brot backt und Käse zubereitet, das eigene Bier braut und wie die Technik des Schinkenräucherns und die der Imkerei funktioniert. Am Ende lässt sich spüren, dass die Kärntner Küche nicht nur aus Speisen besteht, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung ist.