So richtig hat den Begriff der Hydropneumatik keiner verstanden. Das erschwerte bei der Einführung dieser Federtechnik beim französischen Hersteller Citroën den Verkauf. Dabei hatte das Federungssystem viele Vorteile: Es ist eine komfortable und weiche Federung, die eine variable Bodenfreiheit sowie automatische Niveauregulierung ermöglicht. Darüber hinaus passt sich das System der Fahrzeugbelastung an. Das Ganze geschieht mittels Hydraulik und Pneumatik, die die Funktionen von Dämpfung und Federung leistet. Weltprämiere hatte das System im Oktober 1955 auf dem Pariser Automobilsalon mit der DS 19. Zum 65. jährigen Jubiläum erinnert luckx – das magazin an diese extravagante automobile Erscheinung.
Auto-Beziehung
Dass Staatspräsidenten Fahrzeuge heimischer Produktion vorziehen, ist kein Geheimnis. So war es auch beim französischen Staatsoberhaupts Charles de Gaulle. Als Widerstandskämpfer und Präsident prägte de Gaulle nicht nur ganz Frankreich, sondern auch die Geschichte der DS. Seine Liebe zur avantgardistischen Ikone, das Überleben eines Terrorangriffs dank seiner DS und die gepanzerten Staats-DS sind Teil dieser speziellen Verbindung.
Nachdem General de Gaulle Frankreichs Widerstand gegen die Besatzer im Zweiten Weltkrieg angeführt und mit einem Appell an seine Landsleute große Bekanntheit erreicht hatte, wurde er 1959 zum Präsidenten der Republik gewählt. Seine Regierungszeit dauerte bis 1969 an – ein Jahrzehnt, das das Land und die Franzosen selbst maßgeblich prägte. Der Gaullismus, der die auf ihn zurückgehende politische Ideologie beschreibt, beeinflusst bis heute die französische Politik.
Neben den politischen Veränderungen, die seine Amtszeit mit sich brachte, setzte sich de Gaulle nach seiner Ernennung zum französischen Präsidenten auch für die Erneuerung des Élysée-Fuhrparks ein. Bereits vier Jahre zuvor – im Jahr 1955 – war die neue und avantgardistische DS 19 auf dem Pariser Automobilsalon der Öffentlichkeit präsentiert worden. Mit ihrer Eleganz und technologischen Raffinesse verkörperte sie perfekt das Ideal Frankreichs und stand damit sinnbildlich für dessen „Größe“. Damit begeisterte die DS 19 nicht nur das Publikum auf dem Pariser Automobilsalon, sondern imponierte auch de Gaulle persönlich.
Jeder Auftritt des Präsidenten, jede Parade, jeder öffentliche Termin von Ministern, Abgeordneten sowie Bürgermeistern wurde fortan von einer Vielzahl auffälliger, tiefschwarzer DS begleitet, die schnell zum Symbol der Staatspräsenz wurden. De Gaulle nutzte zur Beschaffung aller Fahrzeuge stets den engen Kontakt zu seinem Händler des Vertrauens. Entgegen aller Erwartungen entschied sich de Gaulle nicht für die DS Prestige, ein Modell bei dem zwischen Rücksitzen und Fahrer eine Trennung bestand, sondern für die normale Limousine. Da er seinen Chauffeur als Freund und Vertrauten betrachtete, akzeptierte er keine „Mauer“ zwischen beiden – so konnte sich de Gaulle insbesondere auch auf längeren Fahrten bequem mit seinem Chauffeur unterhalten.
Attentat
Im August 1962 kam es zum Attentat von Petit Clamart. De Gaulle war aus den Sommerferien zu einem dringenden Ministerrat nach Paris zurückgekehrt. Ein Flugzeug brachte ihn zum Militärflughafen von Villacoublay und von dort fuhr er mit seiner DS 19 weiter nach Paris. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg wurde er von Polizisten auf Motorrädern begleitet. Auf dem Rückweg passierte es dann: Während der Fahrt nach Villacoublay eröffnete eine Gruppe Terroristen das Feuer auf die DS des Generals. Zwei Reifen – einer vorne, der andere hinten – wurden getroffen und zerstört. Trotzdem gelang es dem Fahrer noch zu beschleunigen und die Angreifer abzuhängen. Der Konvoi überstand den Angriff ohne Verletzte.
Dieser Zwischenfall machte die einzigartigen Fahreigenschaften der DS 19 über Nacht weltbekannt und stellte den General gleichermaßen vor ein großes Problem: De Gaulle wollte nichts davon wissen, zukünftig ein gepanzertes Fahrzeug zu nutzen. Er liebte den Kontakt zu Menschen, benutzte selten Flugzeuge und Hubschrauber und zog seine DS stets vor. Trotz seiner anfänglichen Bedenken und nachdem es weitere Hinweise auf mögliche Terroranschläge gab, stimmte de Gaulle schließlich zu, ein spezielles gepanzertes Fahrzeug anzuschaffen – vorausgesetzt natürlich, es wäre eine DS.
Spezialfahrzeug
Umgehend wurde ein Team um den jungen Robert Opron, einen Schüler von Flaminio Bertoni, mit der Umsetzung des Projektes beauftragt. Der Bau wurde dem Karosseriehersteller Chapron aus Levallois anvertraut, der bereits einige Jahre eng mit Citroën bei der Herstellung von Cabriolets auf DS Basis zusammenarbeitete. Die Entwurfsphase begann 1964, jedoch verzögerten der Tod von Flaminio Bertoni und die bevorstehende Einführung einer neuen Version der DS 19 – leistungsstärker und robuster – die Fertigstellung bis in die zweite Jahreshälfte 1965. Die neue DS 21 war besser geeignet, gleichzeitig das Gewicht der imposanten Panzerung und die Karosserie zu tragen.
Der General und seine Frau wurden persönlich nach Levallois eingeladen, um die hölzerne „Maquette“ (das Modell) des neuen Autos zu begutachten. Das Design der neuen Staats-DS soll de Gaulle zunächst mit heftigem Kopfschütteln quittiert haben. Besonders die innere Panzerwand der „Présidentielle” missfiel ihm: Sie trennte ihn vom Fahrer, war mehrere Zentimeter dick, unbeweglich und nicht absenkbar. Es dauerte einige Zeit, den hochrangigen Gast zu beruhigen. Erst nachdem er die Sitze des Modells ausprobiert hatte, heiterte sich seine Stimmung auf. Er stand auf, verabschiedete sich von den Entwicklern und ließ sie noch vor seinem Rückweg in den Élysée-Palast wissen: Sie dürften weitermachen!
Die Mechanik der DS Présidentielle wurde aus der herkömmlichen DS 21 übernommen. Darüber hinaus waren einige Extras hinzugefügt worden, die es dem „1-PR-75“ (gesetzlich zugewiesenes Kennzeichen) ermöglichten, auch stundenlang mit sehr niedriger Geschwindigkeit zu fahren (unverzichtbar bei Paraden), ohne dass die interne Klimaanlage ausfiel oder der Motor überhitzte. Im Inneren gab es allen erdenklichen Luxus, sogar einen „Briefkasten“, mithilfe dessen Nachrichten zwischen den Rücksitzen und dem Feldassistenten des Generals ausgetauscht werden konnten, der neben dem Fahrer saß. Die Staats-DS wurde 1968 ausgeliefert. Der General benutzte sie bei offiziellen Anlässen jedoch nur dreimal, da er zu diesem Zeitpunkt seine neue DS 21 Pallas bevorzugte, die er wie immer von seinem befreundeten Händler gekauft hatte.
Nachdem Charles de Gaulle das Referendum über die Verfassungsreform verloren hatte, trat er 1969 zurück und überließ die Führung des Landes Georges Pompidou. Der neue Präsident sollte das gepanzerte Staatsgefährt häufiger einsetzen – allerdings hatte sich in der Zwischenzeit die Mode so geändert, dass das Design der „1-PR-75“ endgültig überholt war. So kamen die klassischen DS Limousinen wieder in Mode: Ihnen konnten weder Zeit noch Mode etwas anhaben, da sie sich durch einen zeitlosen Stil auszeichnen. Bei offiziellen Anlässen wurden sie häufig von zwei viertürigen SM Cabriolets flankiert, die noch heute Teil des Élysée-Fuhrparks sind.