Die Hochzeit der Cowboy und Indianer Filme ist schon lang vorbei. Westernfilme sind eher zur Rarität des TV-Programms geworden. Wurden früher in der Weihnachtszeit die Karl May Filme um den Apatschen-Häuptling Winnetou jedes Jahr wiederholt und John Wayne flimmerte mindestens
einmal wöchentlich im Abendprogramm über die Bildschirme. Sie haben sich alle in die Prärie oder die Berge zurück gezogen. Der Kopfschmuck aus Federn sowie Pfeil und Bogen mussten weitestgehend in den Kinderzimmern Laptop und Smartphone Platz machen. Doch über 150 Jahre waren Indianer und Cowboys ein wichtiger Teil der Kinderwelt. Spielfiguren und Comics, Pfeil und Bogen sowie Spielzeugrevolver und nicht zuletzt die Romane Karl Mays fanden sich in jedem Zimmer von Kindern und Jugendlichen, zumindest im deutschsprachigen Raum. Es ist ausgesprochen bemerkenswert und einmalig, dass eine historische Entwicklung auf einem anderen Kontinent – dem Norden Amerikas – eine solche Bedeutung in der Kinderwelt Deutschlands bekam und heute weitgehend aus ihr verschwunden ist.
Ausstellung dokumentiert die vergangene Kinderwelt
Die Ausstellung geht den Spuren der Indianer und Cowboys im Kinderzimmer nach und fragt nach ihren Ursachen und vielfältigen Ausprägungen. Dabei geht es um Zinnfiguren, Elastolin-Indianer und Playmobil-Cowboys, um die Shows von Buffalo Bill und die Völkerschauen Hagenbecks. Weit verbreitet waren die Erzählungen von Friedrich Gerstäcker und die Lederstrumpf-Romane, unter Jugendlichen beliebt und von Erwachsenen abgelehnt die spannenden Heftromane mit Wildwest-Geschichten. Nicht wegzudenken sind natürlich die Erzählungen Karl Mays mit Winnetou und Old Shatterhand. Was noch in den 1950er Jahren „Cowboyfilme“ waren, wurde in den 1960er Jahren zum „Western“. Nun gab es sie auch im neuen Medium als Fernsehen: „Bonanza“ mit den Cartwrights und „Rauchende Colts“ waren fester Bestandteil des familiären Unterhaltungsalltags. Überraschend erfolgreich wurden in den 1960er Jahren auch die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker und lösten einen beispiellosen Starkult aus. In einer Jugendzeitung konnte in den wöchentlichen Ausgaben Winnetou in Originalgröße als Starschnitt gesammelt und an die Zimmerwand geheftet werden.
Reale Indianerwelt?
Immer mehr drang nun in die kritische Öffentlichkeit, wie unrealistisch das lange gepflegte Bild des „Wilden Westens“ war und wie das historische Schicksal der Indianer sowie ihre aktuelle Lebenssituation wirklich waren. Auch in der Kinderwelt klärten nun Sachbücher darüber auf. In der DDR wurden die Indianer bereits seit den 1960er Jahren in Romanen und Filmen als Verfolgte und Verlierer der nordamerikanischen Geschichte dargestellt. In den letzten Jahren sind sie aus den Spielzeuggeschäften verschwunden. Nur noch der freundliche Indianerjunge Yakari und Lucky Luke, der Cowboy, der schneller als sein Schatten schießt, sowie einige Freilufttheater mit Karl-May-Aufführungen erinnern an eine vergangene Kinderwelt.