Ich wollt´ ich wär ein Huhn

Ich hätt‘ nicht viel zu tun, Ich legte vormittags ein Ei, Und abends wär‘ ich frei“ Nun ist nicht übermittelt, ob der Texter und der Komponist dieses Ohrwurm des Films „Glückskinder“ von 1936 sich die heutigen Legebatterien damals schon vorstellen konnten. Wahrscheinlich wäre ihnen der Spaß an Hühnerdasein vergangen. Ob das auch die Bundesbürger dazu inspirierte, weniger Eier zu essen, versuchte luckx – das magazin herauszufinden.

Leicht rückläufig

Vier Eier weniger als 2020 verbrauchten die Deutschen pro Kopf nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) im Jahr 2021. Damit ging der Nahrungsverbrauch, inklusive Eiern in verarbeiteten Erzeugnissen, erstmalig wieder zurück. Während 2020 der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 242 Eiern pro Person lag, sank er 2021 auf 238 Eier. Möglicherweise hatten Eiproduktewerke im Jahr 2020 vorsorglich ihre Lager aufgefüllt, um sich gegen potenzielle Engpässe in der Corona-Pandemie zu wappnen. Andererseits mag bei Verbraucherinnen und Verbrauchern 2021 der Trend zum Selberbacken und -kochen wieder leicht zurückgegangen sein. Des Weiteren könnte der Anstieg veganer Produkte diese Entwicklung beeinflusst haben. Es können aber auch Ungenauigkeiten sein. So richtig weiß es wohl keiner.

Doch eines ist bekannt: 2021 wurde der Legehennenbestand in den deutschen Ställen um rund 400.000 Tiere auf nun 49,6 Millionen erweitert, inklusive einer zugeschätzten Anzahl an Legehennen in Kleinbetrieben mit weniger als 3.000 Haltungsplätzen. Mit einer Legeleistung von knapp 294 Eiern pro Henne, konnten im vergangenen Jahr 14,6 Milliarden Konsumeier erzeugt werden. Der Selbstversorgungsgrad stieg um rund zwei Prozentpunkte auf 73 Prozent.

Eier aus Deutschland gefragt

Nach vorläufigen Außenhandelsdaten gingen 2021 die Einfuhren an Schaleneiern und Eiprodukten (Vollei, Eigelb und Eiweiß, flüssig, getrocknet, gefroren) um 6,4 Prozent zurück. Dies ist überwiegend auf den gesunkenen Import von Schaleneiern zurückzuführen (-10 Prozent). Aus den beiden Hauptlieferländern Polen und den Niederlanden importierte die Branche 2021 weniger Eier als noch 2020 (Polen: -34 Prozent; Niederlande: -10 Prozent).

Die Gesamtausfuhrmengen stiegen leicht um ein Prozent. Während bei Schaleneiern die Ausfuhr um 7,2 Prozent sank, stiegen sie bei den Eiprodukten hingegen um knapp 19 Prozent.

Was beim BZL noch relativ harmlos klingt, hört sich beim Bundesverband Ei e.V. (BVEi) schon dramatischer an. So sieht der Verband schon „Alarmstufe rot“ in der deutschen Eierwirtschaft. Vor dem Hintergrund massiv eingeschränkter Lieferketten und dramatischer Kostensteigerungen insbesondere bei Futtermitteln sendet er einen eindringlichen Weckruf an Politik und Lebensmitteleinzelhandel. Die deutsche Eierwirtschaft kann die Versorgung mit Eiern aus Deutschland spätestens ab Sommer nicht mehr sicherstellen.

Versorgungsengpass?

Weniger eingestallte Legehennen heißt weniger Eier zur Ernährung der Bevölkerung. Schönecke, Vorsitzender des Verbandes, rechnet damit, dass die Versorgungssicherheit mit deutschen Eiern spätestens ab August nicht mehr gewährleistet werden kann: „Wir wollen die Menschen in Deutschland gerne weiter mit dem wertvollen Lebensmittel Ei versorgen, doch dafür braucht es jetzt den Entscheidungs- und Veränderungswillen seitens der Politik und im Handel. Lasst uns gemeinsam an Lösungen arbeiten, wie wir faire Preise herstellen können, damit der Standort Deutschland erhalten bleibt.“ so Henner Schönecke. Sonst drohe ein Tod auf Raten, so Schönecke weiter.

Ob es dann tatsächlich zu Versorgungsengpässen kommt, beantwortet die Zeit. Vielleicht ist es auch eine sinnvolle Entscheidung hin zu mehr Tierwohl, wenn es weniger dieser auf dem Foto dargestellten Stallzustände gibt. Doch das entscheiden wir Verbraucher durch den Kauf von Eiern aus artgerechter Haltung. Dann wären sicherlich auch die „Glückskinder“ gern Hühner.