Wer etwas verändern möchte, braucht Herzblut. Als Stadt der Musik erlangte mit dem Konzertwalzer „Wiener Blut“ dann auch die komische Operette gleichen Namens Weltruhm. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Musikinstrument in Wie erfunden wurde. Luckx – das magazin setzt die Reihe mit Wiener Erfindungen aus dem ersten Teil fort.
Erfindungen
Auch im Instrumentenbau steht die Musikstadt Wien an der Weltspitze und hat einiges auf den Markt gebracht, das seinesgleichen sucht. Allen voran die Klaviermanufaktur Bösendorfer. Sie ist mit fast 200 Jahren nicht nur die älteste Manufaktur im Premiumsegment, sondern steht auch für einen einzigartigen Klang, der auf der ganzen Welt geschätzt wird. Die Klaviermanufaktur Bösendorfer stellt pro Jahr 300 handgefertigte Instrumente her. 1900 erregte die Erfindung eines Konzertflügels, der erstmals über einen Tonumfang von vollen acht Oktaven verfügte, für Aufsehen. Ludwig Bösendorfers Imperial ist auch heute noch Aushängeschild der Klavierbaukunst und des musikalischen Erbes des Hauses. Die Besten spielen und spielten Bösendorfer, von Duke Ellington bis Oscar Peterson, von den Beatles bis Bernstein, von Liszt bis Gulda, von Michael Jackson bis Tori Amos. Das Wiener Verkaufslokal – der Bösendorfer Salon und Flagship-Store – befindet sich im Gebäude des Musikvereins, wo das musikalische Herz der Stadt schlägt.
Der erste Operngucker
Und es ist wohl auch kein Zufall, dass das Opernglas in der Welthauptstadt der Musik erfunden wurde. Friedrich Voigtländer erfand in Wien das erste Opernglas mit zwei Linsen und erhielt 1823 das kaiserliche Privileg für dessen Produktion. Bis dahin verfolgte man das Theater- und Operngeschehen nur mit einem einfachen Fernrohr. Bis heute sind die kleinen, handlichen auch „Operngucker“ genannten Ferngläser gerne in Verwendung.
Der erste seriengefertigte Sessel
Der Wiener Kaffeehaus-Stuhl von Thonet ist das berühmteste Designmöbel aus Wien und zählt zu den meistproduzierten Sitzmöbeln der Welt. Der 1860 von Michael Thonet entworfene Sessel-Klassiker Nr. 14 ist eine Erfolgsgeschichte, damit begann die moderne Möbelproduktion. Das neue, arbeitsteilige Herstellungsverfahren ermöglichte erstmals eine industrielle Serienfertigung. Der Sessel, der heute unter der Nummer 214 geführt wird, ließ sich in sechs Einzelteile zerlegen – und somit in alle Welt verschicken. Mit seiner Erfindung, massives Holz durch Wasserdampf zu biegen, revolutionierte Michael Thonet einst die Möbelproduktion. Der gebürtige Rheinländer gründete 1849 in Wien eine eigene Werkstatt. Doch schon bald verlegte Michael Thonet die Produktion nach Mähren, wo es ausreichend Holz und billigere Arbeitskräfte gab. Aus der Werkstatt „Gebrüder Thonet“ wurde ein Industrieunternehmen mit Weltgeltung, dessen Wurzeln in Wien liegen.
Die Luftburg zum Hüpfen
Kinder auf der ganzen Welt lieben Hüpfburgen. Und auch diese haben ihren Siegeszug von Wien aus in die Welt angetreten. Elisabeth Kolarik ist nicht nur Betreiberin mehrerer Restaurants im Wiener Prater, sondern hat 1977 auch die Hüpfburg erfunden und nannte sie: Luftburg. Elisabeth Kolarik wollte für ihre Tochter eine kleine Matratze in Form einer Burg zum Springen. Dass daraus eine riesige Luftburg entstand, war auf ein Missverständnis bei den Maßangaben zurückzuführen. Der Verkauf und Verleih von Luftburgen wurde zu einem Kerngeschäft. Darum herum entwickelten sich im Prater auch kinderfreundliche Gastronomiebetriebe, wo natürlich neben anderen Kinderattraktionen auch die Luftburg im Einsatz ist – vor allem im gleichnamigen Restaurant, das heuer sein 30-jähriges Jubiläum feiert.
Die Viennoiserie
Im deutschsprachigen Raum ist Viennoiserie kaum ein Begriff. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder USA bezeichnet Viennoiserie, also „Dinge aus Wien“, die herausragenden Wiener Backwaren. Und das hat seine Gründe. Denn das Kipferl zog von Wien in die Welt hinaus. Im 19. Jahrhundert hatte Wien einen besonderen Ruf, was die Backkunst betraf. Bäcker aus aller Welt kamen nach Wien, um hier zu lernen. Und manche Wiener Bäcker trugen ihr Wissen auch ins Ausland. So wie August Zang, der 1838 nach Paris ging und dort für die Verbreitung des Kipferls und des Wiener Gebäcks sorgte. Das „Maison Zang“ wurde bald zum Inbegriff der hohen Wiener Backkunst und Zang verdiente ein Vermögen. Das ursprüngliche mürbe Kipferl wurde in Paris später zum typischen Croissant verfeinert. Das Wiener Bäckerhandwerk erfährt aktuell wieder eine Renaissance und wird von Bäckereien wie Joseph Brot zeitgemäß umgesetzt.