Pegasus

Holland_Bilderausstellung_31-05-18In der griechischen Mythologie gibt es das geflügelte Pferd Pegasus. Pegasus ist das Kind des Meeresgottes Poseidon mit Medusa. Bei der Enthauptung durch Perseus – wir kürzen die Mythologie etwas ab – entsprang der Medusa Pegasus. Die griechische Mythologie ist nicht für zart besaitete Mitmenschen. Wie sich Odilon Redon den Pégase (Pegasus) vorstellte, ist in seinem Werk aus den Jahren 1895-1900 zu erkennen. Nun wird in der Ausstellung „Odilon Redon. La littérature et la musique“ des Kröller-Müller Museum (Oterlo bei Arnheim, Niederlande) ein neues Licht auf den französischen Künstler Odilon Redon (Bordeaux 1840 – Paris 1916) geworfen. Mit zahlreichen Gemälden, Pastellen, Zeichnungen und Lithografien zeigt diese Schau, welche bedeutende Rolle Musik und Literatur in Redons Leben und Werk spielten.

Mehrsinnliches Kunsterlebnis

Redon ist (Pastell-)Maler, Zeichner und Lithograf, lernt jedoch schon in jungen Jahren auch Geige und Klavier spielen und entdeckt seine Liebe zur Literatur. Er unterhält enge Freundschaften zu Schriftstellern und Komponisten und betätigt sich zudem selbst als Autor und Musiker. Musik, literarische Themen und bildende Kunst sind für ihn untrennbar miteinander verbunden. Schon zu Lebzeiten erntet er viel Lob für seine sehr individuelle Art, diese expressiven Künste in seinem Werk zu vereinen. Wie kein Zweiter greift er damit das im späten 19. Jahrhundert populäre Konzept der Synästhesie auf: die Auffassung, dass das gleichzeitige Ansprechen mehrerer Sinne zu einem intensiveren Kunsterlebnis führt.

Themen der Ausstellung

Redon findet seine Inspiration in literarischen und musikalischen Quellen von der klassischen Antike bis hin zu Richard Wagner. Die Ausstellung verdeutlicht dies anhand einer Reihe spezifischer Themen. Dazu gehören zum Beispiel das geflügelte Pferd (Pegasus) oder die Frau, die einerseits als Symbol der Schönheit (Beatrice), andererseits in Gestalt der fatalen Verführerin (Salome) auftritt. Redon verarbeitet diese Themen stets aufs Neue, ändert ihre Erscheinungsform und verleiht ihnen immer wieder neue Bedeutung und Assoziation.

Wort und Bild

Redons Rolle als Schriftsteller und Illustrator wird in der Ausstellung anhand einer Reihe von Lithografien gewürdigt, die er für von ihm bewunderte Schriftsteller schuf, wie Gustave Flaubert, Edgar Allan Poe oder Charles Baudelaire. Zudem kombinierte er Lithografien mit eigenen Texten zu visuellen und textuellen Gedichten, wie z. B. seine Hommage à Goya. Wort und Bild verschmelzen hier zu einem Gesamtkunstwerk.

Odilon Redon und Helene Kröller-Müller

In der Allee Lange Voorhout in Den Haag im damaligen Museum Kröller (hier befindet sich auch das Büro des Unternehmens Müller&Co.) organisierte 1929 Helene Kröller-Müller eine große Ausstellung mit Werken von Odilon Redon. Sie bewunderte den Künstler, aber fand auch, dass seine Arbeit nicht immer einfach zu deuten war. Er faszinierte sie, dadurch lud sie andere begeistert dazu zu ein, seine neuen Arbeiten zu begutachten. In ihren Briefen schreibt sie über ihre große Liebe zu seinen Werken und in beinahe all ihren Ausstellungen wird Redon gezeigt. Das ließ den späteren Museumsdirektor Hammacher nur seufzen: „Die Arbeiten von Redon hingen so gut wie immer in einer schummerigen stillen Kammer in dem verwunschenen alten Haus in Lange Voorhout in den Haag. Hier konnte man ein Redonzimmer genießen – nichts außer Redon.“

Besondere Leihgabe

Die Ausstellung umfasst 167 Werke aus einer wichtigen Privatsammlung, der eigenen, umfangreichen Redon-Kollektion des Museums sowie mehrere Leihgaben aus anderen Kollektionen. Somit präsentiert La littérature et la musique die ungeahnte Breite und Vielfalt Redons gesamtem Oeuvre, von seinen expressiven Schwarz-Weiß-Lithografien bis hin zu seinen strahlenden, farbenprächtigen Pastellmalereien.

Publikumsaktivitäten

Das Kröller-Müller Museum organisiert ein attraktives Begleitprogramm mit Lesungen, einem philosophischen Forum, Konzerten und vielen weiteren Angeboten. Eine aktuelle Übersicht finden Sie auf der Websites des Museums: www.krollermuller.nl/de/odilon-redon.

Kröller-Müller Museum: eine außergewöhnliche Kombination aus Kunst und Natur

Mitten zwischen 5.500 Hektar Wald, Heidefeldern, Grasflächen und Sandverwehungen liegt das Kröller-Müller Museum, ganz in der Nähe von Arnhem, Apeldoorn und Ede. Weltweit bekannt, da sich hier die zweitgrößte Van Gogh-Sammlung befindet: knapp 90 Gemälde und rund 180 Zeichnungen. In der Van Gogh-Galerie sind in wechselnder Auswahl immer rund 40 Werke vom Künstler zu sehen. Darüber hinaus sind Meisterwerke von modernen Künstlern wie Claude Monet, Georges Seurat, Pablo Picasso und Piet Mondrian ausgestellt. Der Skulpturengarten des Museums ist einer der größten in Europa und zählt rund 160 Skulpturen von unter anderem Auguste Rodin, Marta Pan, Henry Moore, Richard Seera, Barbara Hepworth, Pierre Huyghe und vielen anderen. Zwei Pavillons von Aldo van Eyck und Gerrit Rietveld schmücken ebenfalls den Garten: Juwelen aus den 60er Jahren, die hier einen neuen Platz gefunden haben. Ein Spaziergang durch den Skulpturengarten ist immer wieder eine Entdeckungstour. Die Kombination aus berühmten Werken von weltbekannten Künstlern und der Zauber der Natur machen den Besuch im Kröller-Müller Museum zu einem unvergesslichen Erlebnis.