Wer von uns ist nicht daran interessiert, ein Schnäpperchen zu machen? Denn wenn wir etwas preisgünstiger erstehen können, erfüllt uns das mit Genugtuung und Stolz. Doch manchmal – so scheint es jedenfalls – ist der vermeintlich günstige Einkauf regelrechter Betrug. Denn nach Recherchen des Senders Radio Berlin Brandenburg (RBB) sollen statt hochwertiger Designer Mode, extra billige, minderwertige Ware in einem Designer Outlet verkauft wurden sein.
Resterampe?
In sogenannten Factory Outlet Centern (FOC) dürfen neben Alt- und B-Ware sowie Restposten angeboten werden. Bekleidung und Schuhe minderer Qualität sind ausgeschlossen. Das hat auch seinen guten Grund. Denn die Städte mit den FOCs möchten diese als touristische Attraktion nutzen und locken damit Besucher an. Die dann natürlich noch weitere Einrichtungen wie Hotels, Restaurant und Sehenswürdigkeiten mit besuchen. Sozusagen sollen sich die Markenwaren mit der Marke der Stadt potenzieren. Zum Wohle der Stadt – und des FOC. Minderwertige Ware wird deshalb grundsätzlich vom Verkauf ausgeschlossen. Das ist jedenfalls die Idee.
So wurde nun Ware recherchiert, die anscheinend speziell für den Verkauf im FOC produziert und hat nach Ansicht von Experten keinesfalls den Wert des auf dem Preisschild meist angegebenen ursprünglichen Preises darstellt. Dies wäre wettbewerbsrechtlich sogar eindeutig verboten, sollte dieser sogenannte „Mondpreis“ so nicht vorher im Markt verlangt worden sein.
Handelsverbände werden aktiv
Nun haben in der Vergangenheit meist die Standesvertreter schon gegen FOCs sich ausgesprochen und auf die Gefahren der Wettbewerbsverzerrung hingewiesen. Vielfach hat dann gerade der vorhandene Einzelhandel in den Innenstädten unter den FOCs gelitten. Doch auch eine gegenseitige Befruchtung konnte festgestellt werden. In diesem speziellen Fall sehen nun die Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) mit diesen Praktiken eine unzulässige Täuschung der Verbraucher im Hinblick auf Qualität und Preis der angebotenen Produkte. Zudem führt ein solches Vorgehen zu einer rechtlich bedenklichen Verzerrung des Wettbewerbs zwischen FOC und z.B. Fachgeschäften und Warenhäusern, da der Verbraucher die Ware in diesen Einkaufsstätten fälschlicherweise oft als identisch wahrnimmt. So werden auf unzulässige Weise Kundenströme und Umsätze vom betroffenen, meist innerstädtischen Handel in die FOC umgelenkt.
Hinzu kommt: Nach Informationen der drei Handelsverbände enthalten die meisten Mietverträge von FOC Klauseln, wonach dort lediglich Alt- und B-Ware sowie Restposten verkauft werden dürfen. Auch die Bau- und Betriebsgenehmigungen der jeweiligen Kommunen sollen solche Einschränkungen enthalten.
Sollte diese Recherche tatsächlich auch für andere FOC zutreffen, sind diese gefälschten Waren wohl eher Klimakiller als günstige Schnäppchen. Denn wie auf der letzten Modewoche in Berlin verkündet wurde, werden schon heute mehr als 30% Ware zu viel produziert und in den Markt gedrückt. Dieser Überschuss landet später als Rückläufer im Schredder, wird verbrannt oder bestenfalls in Billigläden verkauft. Sich dieser Problematik anzunehmen ist sicherlich eine Aufgabe der Umweltschutzverbände. Denn Aufklärung tut Not. Denn nur so können wir Verbraucherinnen und Verbraucher die richtigen Entscheidungen bei unseren Einkäufen treffen.