Norwegen hat sich noch nicht so sehr als der Nabel der kulinarischen Welt durchgesetzt. Eher ist das Land auf der skandinavischen Halbinsel bekannt für Mitternachtssonne, Skilaufen und Mücken; aber Letzteres nur im Sommer. Nun möchten die Nordmänner und -frauen auf der Grünen Woche in Berlin als Feinschmeckern in Erscheinung treten. Ab dem 17. Januar stellen 80 Unternehmen aus Norwegen, viele davon Traditionsbetriebe, in Berlin ihre Spezialitäten vor. Besucher des Norwegen-Standes können sich dann von regionalen Delikatessen die Geschmacksnerven kitzeln lassen. Nicht auszuschließen, dass dies auch Lust auf eine ganz reale Reise zu weiten Fjorden, grünem Fjell und wilden Küsten macht.
Spezialitäten
Neben einem reichhaltigen Angebot an Fisch und Meeresfrüchten haben sie in diesem Jahr die Gelegenheit, ganz neue Meeresprodukte zu kosten: Algen und Seetang. Angelita Eriksen und Tamara Singer, die Gründerinnen von Lofoten Seaweed, stellen ihre vitaminreichen Algen-Produkte in Berlin vor. Sie ernten das mineralienhaltige Superfood vor Ort auf den Lofoten und vertreiben Meeresalgen und Seetang in ganzen Blättern oder fein verarbeitet als Pesto, Gewürz oder in Schokolade.
Norwegischen Bräuchen verhaftet und gleichzeitig innovativ sind auch Karen und Jon Sara, die nach samischer Tradition mit ihrer Rentierherde durch Nordnorwegen ziehen und sich der Verarbeitung und Zubereitung von Rentierfleisch widmen. In ihrem Hofladen und online vertreiben die Eltern von fünf Kindern unter dem Namen Skodi Rein neben knusprigen Rentier-Snacks auch Rentierherzen, getrocknete Rentiersteaks und andere Spezialitäten aus dem aromatischen Fleisch, das reich an Omega 3-Fettsäuren ist und vor Ort auf der Grünen Woche probiert werden kann.
Das Geheimnis norwegischer Käseproduktion liegt unter anderem in der hohen Qualität der Milch, bedingt durch die Tierhaltung in einer ökologisch intakten Natur und die Bewirtschaftung kleiner Höfe. In der Nähe von Bergen lebt das Ehepaar Ruth und Jørn Halfslund mit seinen 12 Milchkühen inmitten von Wiesen und Wäldern an einem See. Besucher sind jederzeit willkommen auf ihrem idyllischen Hof Ostegården und können dort sogar ihren eigenen Käse herstellen. Dabei können sie von den Besten lernen: Die Halfslunds produzieren hier den wegen seines einzigartigen Geschmacks mehrfach preisgekrönten Käse Fanaost.
Nicht nur Neuseeland und Griechenland bieten Lammfleisch an. Auch aus dem norwegischen Fjell kommt seit 2009 aus dem Familienbetrieb Telemarklam diese Spezialität auf den Tisch. Das Ehepaar Bjørg und Kim Hopland lebt mit zwei Söhnen und 2.500 Schafen dort, wo andere Urlaub machen – in der norwegischen Telemark. Dort entstehen Spezialitäten wie Fenalår: Der delikate Schinken aus der gepökelten und geräucherten Lammkeule ist eine echte Delikatesse.
Nordische Küche
Ein besonderer Themen-Schwerpunkt des norwegischen Standes ist die Neue Nordische Küche, die sich durch eine Verbindung aus innovativen und traditionellen Zubereitungsweisen auszeichnet, verbunden mit heimischen Produkten aus einer gesunden Umwelt. „Eine bewusste Ernährung mit regionalen Zutaten wird immer wichtiger, wenn wir nachhaltiger leben möchten“, hält Manuel Kliese, Leiter der deutschen Büros von Innovation Norway, fest. Das Prinzip der Nachhaltigkeit berücksichtigt Norwegen, das seine Energie zu 97% aus Wasserkraft bezieht, auch bei der Nahrungsmittelproduktion.
Im Rahmen der Grünen Woche wird auch Olaug Bollestad, Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung, gemeinsam mit norwegischen Akteuren aus Bildung, Ernährung und Tourismus nach Berlin reisen.
Auf die Reise gehen
Besucher der Grünen Woche können auch norwegische Anbieter besonderer Erlebnisreisen treffen. Wer im Urlaub arktische Weiten erkunden möchte, schließt sich den Svalbard Wildlife Expeditions an, die Naturbegeisterte in die Einsamkeit Spitsbergens mitnehmen. Auf Skiern oder Schlitten, in Kajaks oder zu Fuß können Outdoor-Aktive auf mehrtägigen Trips die unendliche Landschaft am nördlichen Ende der Erde entdecken. Ausgangspunkt für alle Touren ist Longyearbyen mitten im arktischen Eismeer.
Familien, die ihren Urlaub im Norden dagegen lieber mit Elchen und Pferden, Hochlandkühen und Hasen, Schafen und Hirtenhunden verbringen möchten, sind auf dem Berghof Glittersjå von Hege und Helge Nordskar richtig. Die beiden haben 2011, nachdem ihre Kinder aus dem Haus waren, den Schritt in ein neues Leben gewagt und aus einem verlassenen Hof ein idyllisches Zuhause für Menschen und Tiere gemacht. Zwischen Hasenhaus und Heuboden können auch Nachwuchs-Norwegentouristen einen Traumurlaub verbringen.