Über die Belastungen unserer Umwelt durch Plastik-Müll hat luckx – das magazin schon sehr oft berichtet. Es vergeht kein Tag, wo wir nicht damit in Berührung kommen. Gerade der Plastik-Müll im Wasser macht Boot fahren und schwimmen nicht zu einer erfrischenden Angelegenheit. So nehmen sich immer mehr betroffene Unternehmen verschiedener Aktionen an. Das geschieht einerseits aus Umweltschutzgründen. Doch einigen Unternehmen haben auch erkannt, wenn sie jetzt nicht aktiv werden, können sie ihr Geschäftsmodell aufgeben. Denn nur sehr wenige Enthusiasten werden sich in Zukunft den Wassersport von einer noch so gearteten Wasserverschmutzung vermiesen lassen. Die meisten suchen sich andere Freizeitmöglichkeiten; wenn es die noch gibt. Doch der Wassersport ist gerade die Freizeitbeschäftigung, wo die Umweltverschmutzung deutlich sichbar wird. Weder beim Wandern noch beim Laufen lässt sich die Luftverschmutzung erkennen; außer dass das Atmen vielleicht schwieriger wird.
Müll sammeln
Seit Sommer 2018 hat der Boardhersteller Starboard begonnen, Plastikmüll zu sammeln. Und das geschah aus direkter Betroffenheit. Am Hauptsitz des Unternehmens in Thailand wurden über 43.000 kg Müll aus der Umwelt gesammelt. Das Ganze hatte einen sehr einfachen Grund: die wöchentlichen Board Testsessions am Wongamat Strand in Thailand endeten häufig in einer Müll-Sammelaktion, da sich Plastiktüten und andere Gegenstände in den Finnen und Foils verfingen und das Vorankommen behinderten. Auch in Deutschland säubern viele Paddler per SUP-Board die Gewässer und Ufer: So wurden gemeinsam mit anderen Partnern an 48 SUP Stationen mit über 300 Freiwilligen Müllsammelaktionen durchgeführt. Weitere sogenannte Cleanups sind u.a. im September in Hamburg und Bayern geplant.
„Durch Ansammlungen aus Plastik und toten Schildkröten zu paddeln ließ uns hautnah erfahren, wie Plastikverschmutzung schnell und leise das Leben der Ozeane zerstört. Ohne Aussicht auf gesetzliche Regelungen in Thailand bis 2022 mussten wir selbst aktiv für die Meere einsetzen.“ stellte Svein Rasmussen, Chefinnovateur bei Starboard, fest.
Vorgehensweise
Um aktiv zu werden, erfasste Starboard zunächst seine eigene Plastiknutzung und entwickelte Alternativen zur Verpackung all seiner Produkte. Im nächsten Schritt verbündete sich das Unternehmen mit dem Plastic Disclosure Project, um das erste Plastic Offset Program (POP) der Wassersportindustrie zu initiieren. Im Juli 2018 wurde das Programm gestartet. Als Ziel wurde festgelegt, für jedes verkaufte Board 1,4 kg Plastik aus den Ozeanen zu entfernen. Das entspricht 200 dünnen Plastiktüten pro Board und 43.000 kg auf das ganze Jahr hochgerechnet. Ein Jahr später, am 7. Juli 2019, hat das Team sein Ziel mit insgesamt 43.749 kg gesammeltem Plastikmüll erreicht.
Der nächste Schritt
Nach einem Jahr Pilotphase kann das Programm erweitert werden. Jetzt werden die Ziele nicht nur höhergesteckt, sondern das Programm soll in weitere Unternehmen implementiert werden. Dazu bietet Starboard jeder Organisation, die selbst ein Plastic Offset Program starten möchte, seine Beratung und Expertise an.
Das POP soll nicht nur den Fokus auf den Ausgleich des Plastik-Fußabdrucks von Unternehmen lenken, sondern auch dazu anregen, die Nutzung von Plastikmaterialien in Produkten zu überdenken, umzugestalten und so weit wie möglich zu reduzieren. Bei Starboard werden dank der Initiative nun alle Produkte plastikfrei verpackt.
Wie funktioniert das Plastic Offset Program?
Zunächst wird der gesamte Plastik Fußabdruck der Produkte berechnet. Bei Starboard werden dazu die verschiedenen Plastikmaterialien, die für die Windsurf- und SUP-Boards verwendet werden, gemessen und analysiert. Im Anschluss daran wird eine interne Steuer auf diese Plastikmaterialien eingeführt, basierend auf deren Nutzung. Jedem einzelnen Material wird unter Berücksichtigung seiner Nutzungsdauer, Toxiität und Entsorgung ein Dollarwert zugewiesen. Dieser Betrag wird dann mit der verwendeten Menge in der Produktion multipliziert.
Die Summe der internen Plastiksteuern fließt in einen Fond, mit dem Aufräumaktionen an den Stränden in Chonburi, Thailand angeregt und finanziert werden. Um ihre Rolle in der Plastikwirtschaft vollkommen transparent zu machen, veröffentlicht Starboard den Programm-Bericht auf seiner Webseite und ermöglicht eine Live-Verfolgung des Fortschritts in einer sich ständig aktualisierenden Übersichtsgraphik.
Das POP Team mit nun um die 20 Mitgliedern hat es möglich gemacht, für jedes verkaufte Board 1,4 kg Plastikmüll aus den Meeren zu bergen. Dies ist eine immense Summe und der Weg zum Ziel war nicht leicht, doch der beständige Einsatz hat sich gelohnt. Insbesondere das Bewusstsein der Menschen wird durch das Programm geschärft.
Was passiert mit dem Plastik?
Nach dem Sammeln an einem der vermüllten Strände sortiert das Team den Plastikmüll in die verschiedenen Kategorien: recycelbare und unbrauchbare Plastiksorten. Flipflops und Feuerzeuge werden beispielsweise für Kunstwerke aufbewahrt. Flaschendeckel und Strohhalme können mithilfe der Precious Plastic Maschine zu neuen Kleinteilen wie SUP-Zubehör upgecycelt werden.
Die Politik ist gefragt
Obwohl es eine tolle Leistung ist, das POP Ziel erreicht zu haben, zeigt es leider auch wie viel Müll jeden Tag an den Stränden angespült wird. Rasmussen: „Wir müssen weiter aufsammeln und gleichzeitig unseren Plastikkonsum drastisch reduzieren, damit sich unsere Meere erholen können und die Gesundheit zukünftiger Generationen geschützt wird.“