Ferienhotellerie weniger stark betroffen

Anscheinend konnte Deutschland durch zielgerichtetes und schnelles Handeln die Corona-Virus-Pandemie in den Griff bekommen. Auch wenn das deutsche Gesundheitssystem an vielen Ecken dringend verbessert werden muss, so scheint es im Vergleich zu vielen anderen Ländern die Krise zufriedenstellend zu bewältigen. Doch jetzt an den Vorsichts- und Hygienemaßnahmen Abstriche zu machen ist sicherlich der falsche Weg. Wenn in den nächsten Wochen wie angekündigt Restaurants und Hotels wieder öffnen, könnte eine weitere Infektionswelle unser Land – dann aber viel stärker – treffen. So muss auch die Gastronomie und Hotellerie über neue Konzepte nachdenken und schnellstmöglich umsetzen. So weist Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern einen hohen Inlandstourismusanteil auf. Wenn hier bei den Hygienemaßnahmen geschludert wird, ist davon nicht nur der Tourismus insgesamt betroffen, sondern die Gesamtwirtschaft wird sich dann auf absehbare Zeit nicht erholen können.

Aktuelle Situation

Die offiziellen Zahlen, welche die Entwicklung der Coronavirus-Erkrankungen in Deutschland betrachten, sehen gut aus. Allerdings ist selbst mit einem (positiv betrachteten) voraussichtlichen Ende der Pandemie in Deutschland das Tal für die Hotellerie noch lange nicht durchschritten.

Zwar wird es in den nächsten Wochen und Monaten Grenzöffnungen geben, doch aufgrund der weiterhin vorherrschenden Angst von vielen Mitbürgern findet Urlaub – wenn überhaupt – nur im eigenen Land statt. Martin Schaffer, Geschäftsführer und Partner von MRP hotels, sieht starke Unterschiede zwischen Deutschland und zum Beispiel Österreich: „Der Anteil an inländischen Touristen in Deutschland ist enorm hoch. Während Bayern mit 20% Auslandsanteil möglicherweise etwas stärker betroffen sein wird, leben die Bundesländer an der Küste stark von Inlandsgästen und erwarten weniger Nachfrageeinbruch. Der Inlandsanteil liegt hier bei 90 % oder mehr. Die Hoteliers im Reiseweltmeister-Land Deutschland haben ein Potenzial von 50 Mio. Urlaubsreisen die üblicherweise ins Ausland gehen vor sich.“

Dies ist auch ein wesentlicher Unterschied zum Nachbarland Österreich: Beispielsweise hat Tirol einen Inlandsanteil von nur rund 9% und ist stark von der Öffnung der Grenzen nach Deutschland abhängig.

Umsatzverlust

Der zu erwartende Umsatzverlust in der Ferienhotellerie durch die Schließung von März bis voraussichtlich Anfang Juni, mögliche Kapazitätseinschränkungen in Hotellerie und Destinationen in Kombination mit höheren Betriebskosten aufgrund von steigenden Aufwänden für Hygiene, Service etc. wird die vor allem die Resorthotellerie, treffen.

Die Unternehmen stehen also vor großen Herausforderungen. So müssen sie zum Beispiel klären, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die erheblichen Produkt-Einschränkungen in Gastronomie, Spa etc. zumindest zu mindern und trotzdem ein attraktives Hotelprodukt zu schaffen. So sind sehr spezielle und individuell zugeschnittene Lösungen zu finden. Beispielsweise können durch neue Restaurantkonzepte, die Richtung à la carte gehen und Massenabfertigungen an Buffets vermeiden, die Hygienevorschriften besser gelöst werden. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass das Personal ausreichend qualifiziert ist. So kommen wahrscheinlich nur ausgebildete Fachkräfte in Frage (die es aber nicht gibt), um den Betrieb unter den geforderten Auflagen überhaupt zu öffnen. Des Weiteren müssen sich die Hotelbetreiber damit auseinandersetzen dem Trend zum Remote Working folgen. Das gelingt aber nur dann, wenn die digitale Infrastruktur zur Verfügung steht, um auch im Hotel arbeiten zu können. Denn Gäste möchten Urlaubsfeeling, trotz aller Einschränkungen.

Unabhängig von den behördlichen Vorschriften sollte auch von seitens der Hotellerie darüber nachgedacht werden, welche Tools – auch im digitalen Bereich – eingesetzt werden können, um den Gästen Sicherheit zu bieten. So könnte das Testen auf das Corona-Virus von Gästen und Mitarbeitern zu mehr Sicherheit führen. Temporäre und gut geplante Stilllegungen könnten ebenfalls in Betracht gezogen werden, um die gesamtwirtschaftlichen Negativeffekte in der Hotellerie zu bremsen und den Kapazitätsdruck zu verringern.