Weniger Umsatz

Wir alle erleben die täglichen Einschränkungen durch die Virus-Pandemie. So gelten weiterhin Abstandregeln und insbesondere die Verwendung von Mund-Nase-Schutz ist angesagt. Darüber hinaus sind Hygiene-Regeln einzuhalten. Bisher hat das meist gut geklappt. So können in den nächsten Wochen weitere Einschränkungen zurückgenommen werden. Wenn alles gut läuft, so ist der Sommerurlaub – zwar mit Einschränkungen – nicht mehr in ganz so weite Ferne.

Aktuelle Situation

Damit lässt sich zwar die Urlaubssaison 2020 nur mit Einschränkungen umsetzen. Doch besser ein paar Tage geschmälerter Urlaub als gar nicht. Wobei nicht abzusehen ist, ob und welche touristischen Betriebe überhaupt öffnen werden und können. Für Restaurants und Hotels gibt es schon Zeitfenster. Andere warten immer noch auf ein Öffnungssignal.

Die Wirtschaft in der Bundesrepublik und weltweit ist hart getroffen. So erwarten 90 % der Selbstständigen Umsatzrückgänge, wie eine aktuelle Befragung unter 429 Selbstständigen und 167 Gründungsinteressierten zeigt, die von der KfW durchgeführt wurde. Bei mehr als der Hälfte der Selbstständigen sind über 75% der Umsätze weggebrochen, ein Drittel hat sogar gar keine Einnahmen mehr. Aufgrund der hohen Umsatzeinbrüche können die Selbstständigen oft ihre laufenden Kosten nicht mehr decken – für viele ist das existenzbedrohend. So gibt etwa ein Drittel der Selbstständigen an mit eigenen Mitteln einen Zeitraum von einem Monat überbrücken und zahlungsfähig bleiben zu können. Weitere 20 % können rund zwei Monate durchhalten. Länger als drei Monate mit eigenen Mitteln zahlungsfähig bleiben können nur 32 % der Selbstständigen, lediglich 16 % der Selbstständigen kämen ein halbes Jahr lang über die Runden. Das überrascht umso mehr, da eigentlich jeder Selbständige seine Finanzlage so planen sollte, dass er mindestens ein halbes Jahr ohne Einnahmen auskommen sollte. Die aktuelle Situation sieht also anders aus.

Hilfsangebote

Durch die staatlichen Hilfsangebote wie Einmalzuschüsse, Kurzarbeitergeld, KfW-Coronahilfe-Kredite oder Steuerstundungen können viele Selbstständige ihre akute existenzbedrohende Situation entschärfen. Acht von zehn Selbstständigen (79 %) wollen eines oder mehrere dieser Angebote nutzen bzw. haben es bereits getan – es sind überwiegend eben jene, die nur eine begrenzte Durchhaltefähigkeit haben. 77 % der Nutzer können voraussichtlich mehr als 2 Monate länger liquide bleiben.

Viele Unternehmen und Selbstständige versuchen, ihre pandemiebedingten Umsatzeinbrüche dadurch abzufedern, dass sie ihr Geschäftsmodell anpassen. An den vielen Gastronomiebetrieben, die ihr Angebot auf „To go“- oder Lieferalternativen umgestellt haben, nehmen sich auch Unternehmen und Selbstständige anderer Branchen ein Beispiel: Über die Hälfte (58 %) passt das Geschäftsmodell zumindest vorübergehend den neuen Bedingungen an.

Neben Umsatzeinbrüchen hat der Corona-bedingte Stillstand weitere Auswirkungen, die Selbstständigen das unternehmerische Leben erschweren. Knapp die Hälfte (49 %) kann öffentliche Einrichtungen wie Ämter, Behörden oder Sozialversicherungsträger nicht oder nur schwer erreichen. Mehr als ein Drittel (36 %) hat aufgrund der Kinderbetreuung zuhause weniger Zeit für das Geschäftliche. Bei 31 % der Selbstständigen ist aufgrund der Corona-Pandemie eine geplante Finanzierung geplatzt. Ein Viertel (26 %) hat Probleme bei der Versorgung durch Lieferanten, und 13 % sind durch den Ausfall von Mitarbeitern belastet.

Unternehmensgründung

Unter dem Eindruck der existenzbedrohenden Lage, in der sich viele Selbstständige durch die aktuelle Krise befinden, wäre zu erwarten, dass viele Gründungspläne aufgegeben werden. Das ist aber offenbar nicht der Fall. Für nur 2 % der Gründungsinteressierten ist die aktuelle Situation Anlass, den Weg in die berufliche Selbstständigkeit abzubrechen. Mehr als die Hälfte (57 %) hingegen halten an ihrem Gründungszeitplan fest. Das heißt aber auch, dass es zu einer Verlagerung der Gründungsaktivität von 2020 auf 2021 kommen dürfte, da 4 von 10 Gründungsplänen verschoben werden sollen.

Die Corona-Krise bringt gerade für Gründer und junge Unternehmen enorme Herausforderungen mit sich – die erheblichen Umsatzeinbrüche führen zu große Existenzsorgen und der Frage nach dem Fortbestand des Unternehmens“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Unsere Blitzbefragung zeigt aber, dass die staatliche Liquiditätshilfen und weiteren Hilfsmaßnahmen wirken: Sie helfen den Selbstständigen, länger durchzuhalten und den Stillstand hoffentlich zu überbrücken.“ Zudem sei es ermutigend zu sehen, wie viele Selbstständige sich in der Not neu erfinden und ihre Geschäftsmodelle den akuten Herausforderungen anpassen. „Entscheidend ist aber, dass alle in Wirtschaft und Gesellschaft mit ihrem Verhalten dazu beitragen, den gegenwärtigen Ausnahmezustand so kurz wie möglich zu halten. Dann werden umso mehr diese Krise überstehen.“