Shopping

In den letzten Monaten hat sich unser Einkaufsverhalten sehr stark verändert. Konnten wir am Beginn der Corona-Krise wochenlang nur noch Lebensmittel mit einigen Vorsichtsmaßnahmen einkaufen, so öffneten nach und nach weitere Einkaufsmöglichkeiten. Aktuell ist fast wieder ein „normales Leben“ möglich, wenn nicht die Unvernunft einiger Mitmenschen zu Geschäfts- und Schulschließungen wie in Leer und Göttingen notwendig machte.

Doch die Shoppingaktivitäten wurden in anderen Bereichen deshalb nicht vollständig eingestellt. So wurden Fahrradteile und -zubehör sowie Garten- und Balkonartikel stark nachgefragt. Sicherlich einerseits, da das Frühjahr vor der Tür stand und andererseits die Nutzung des ÖPNV aufgrund möglicher Ansteckungsrisiken zu mehr Radfahren animierte. Die schrittweisen Lockerungen der Corona-Maßnahmen und das schöne Wetter ziehen die Menschen somit verstärkt nach draußen. Das zeigt sich auch in ihrem Verhalten beim Onlineshopping.

Die Produkte, deren Nachfrage im Verlauf der Corona-Pandemie am stärksten gesunken ist, sind häufig Artikel, die zu Beginn besonders beliebt waren. Die Nachfrage nach Kraftsportprodukten und Tischtennisplatten beispielsweise schoss in den ersten Tagen der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen nach oben, ist inzwischen aber mehr als 80 Prozent zurückgegangen.

Einen ähnlichen Rückgang der Bestellungen gab es bei Videospielen und Konsolen – ebenfalls Produktkategorien, die Mitte März besonders begehrt waren. Auch der Bedarf an Homeoffice-Artikeln scheint inzwischen weitgehend gedeckt zu sein. Die Nachfrage z. B. nach Monitoren, Smart Home und WiFi-Zubehör hat sich halbiert.

Veränderung im Stationären Lebensmittelhandel

Doch was ist nun im deutschsprachigen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) passiert und wie schätzen die Unternehmer die Auswirkungen der Coronakrise auf die Branche ein?. Die Szenario-Studie des Institute of Brand Logic zeigt: Die meisten Unternehmen rechnen damit, dass die Folgen der Pandemie auf ihr Geschäft noch einige Monate anhalten und zum Teil langfristig nachwirken werden. Strenge Hygienevorschriften, Einschränkungen der Ladenöffnungszeiten und verändertes Kundenverhalten stellen den LEH vor besondere Herausforderungen. Für den LEH würden vor allem Dauer und Intensität der Krise über wirtschaftliche und betriebliche Auswirkungen für die Branche entscheiden. So wird ein Szenario als wahrscheinlich angenommen, es wird mit einer zeitlich kurzen Dauer, aber intensiver Wirkung gerechnet. Die Händler erleben für absehbare Zeit deutlich spürbare Veränderungen, halten sie laut Umfrage jedoch mehrheitlich für bewältigbar. Im Schnitt rechnen die Befragten damit, dass die Krise 7,3 Monate dauern wird. Allerdings erwartet immerhin ein Viertel, dass mehr als ein Jahr vergehen wird, bis sich die Lage wieder normalisiert. Nahezu alle befragten Unternehmen rechnen für die gesamte Dauer der Krise mit strengen Hygienevorschriften. So zwingt die hohe Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus den Handel zu umfangreichen Maßnahmen, um Kunden und Mitarbeiter vor Infektionen zu schützen. Was auf der einen Seiten mit spürbar höheren Kosten verbunden ist, aber andererseits auch positive Wirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter hat. So wird aktuell von niedrigen Krankenstände gesprochen.

Konsumentenverhalten

80% der befragten Lebensmitteleinzelhändler geben an, dass die Online-Nachfrage seit Beginn der Krise stark zugenommen habe – mit der Folge einer massiven Überlastung der Online-Lieferlogistik. Auch längerfristig scheinen sich klare Konsumtrends abzuzeichnen, die die Krise angestoßen oder verstärkt haben: 64% der Studienteilnehmer erwarten, dass der wöchentliche Einkauf an Bedeutung gewinnt, 55% sehen möglichst kurze Anfahrtswege als Trend. Bei der Produktauswahl dürften regionale Erzeugnisse (65%) und gesunde Ernährung (59%) noch deutlich stärker als bisher in den Fokus der Konsumenten rücken.

Die meisten Befragten vermuten auch, dass die Krise für ein verstärktes Sparverhalten der Konsumenten sorgen und den Anteil am verfügbaren Haushaltseinkommen senken wird. Damit könnten gerade preisaggressive Anbieter profitieren.

Des Weiteren konnte aus den Studienergebnis geschlossen werden, dass ein Großteil der Befragten den den Ausbau von E-Commerce mit Omni-Channel-Lösungen planen (74%) und das Online-Marketing verstärken (69%). Um Kosten zu sparen, wollen zudem 78% die Prozesse im Lager und in der Logistik automatisieren, 67% wollen im Bereich der Lieferkette Kooperationen eingehen.

Wandel macht langfristig profitabel

Die eigene Organisation besser für künftige Krisen zu wappnen sei das Gebot der Stunde: Rund drei Viertel der Befragten geben an, in diesem Bereich besonders aktiv werden zu wollen und ein leistungsfähiges Krisenmanagement zu etablieren, Digitallösungen für flexiblere Arbeitsstrukturen einzuführen sowie Krisen-PR-Strategien zu entwickeln. Trotz aller Corona-bedingten Probleme ergibt sich auch ein positiver Effekt: es wurden Veränderungen angestoßen oder beschleunigt, die weit über die aktuelle Phase hinaus wirken werden. So bleibt für uns Verbraucher nur zu hoffen, dass es insgesamt zu deutlichen Verbesserungen in der Versorgung kommt. Denn noch immer scheinen im Handel als auch in der Industrie erhebliche Potentiale zu schlummern, die gehoben werden können. Sei es den Ausschuss zu verringern wie weniger Lebensmittel wegzuwerfen als auch an anderer Stelle die Kosten zu reduzieren. Was nicht unbedingt mit Arbeitsplatzabbau zusammenhängt.