Risiko auf Sprunghöhe

Klettern ist ein faszinierender Sport. Ob auf Bäumen, Felsen oder an der Wand entlang: Klettern begeistert jung und alt. Schon Kinder klettern auf Bäume, um sich die Welt von oben anzuschauen. Manchmal geht es dann nicht so richtig zurück; entweder weil der Nachwuchs zwar nach oben, aber nicht nach unten klettern kann; oder weil dann doch eine überraschend Höhe erreicht wurde oder weil es bedenken beim Abstieg gibt. Da helfen dann Mama oder Papa wieder auf die Erde zurück. Was bleibt, ist eine riesige Erfahrung: ich kann nach oben klettern und bin gut von meinem Eltern aufgehoben. Der Rest kommt später von allein.

In vielen Schulen sind heute schon Kletterwände vorhanden. Bouldern, wie das Klettern an der Wand entlang heißt, ist ein guter Einstieg in den Klettersport. Er stellt hohe technische Anforderungen an den Übenden, setzt aber neben Fitness und körperlichem Geschick voraus. Denn erst wer im Kopf geklärt hat, wie die Probleme an der Wand zu lösen sind, kann sie auch erfolgreich in Angriff nehmen. Was für diese Sportart spricht, hat luckx – das magazin recherchiert.

Kalkulierbares Risiko

Obwohl beim Bouldern keine Seile oder Gurte verwendet werden und auch in hohen Schwierigkeiten geklettert werden kann, hält sich das Risiko von Verletzungen für den Sportler in Grenzen. Der wichtigste Grund ist die maximale Kletterhöhe von circa vier Metern. In der Boulderhalle schützt zudem eine dicke Bodenmatte vor Verletzungen, wenn es zum Sturz kommen sollte. In der Natur an der Wand nutzen Klettern selbst mitgebrachte Matten als Sicherung.

Ganzjährige Vergnügen

Bouldern ist, zumindest in den Großstädten, inzwischen ganzjährig und unabhängig von der Witterung möglich. Zu verdanken ist diese Entwicklung vor allem dem enormen Zulauf, die diese Klettersportart inzwischen verzeichnet. Für Betreiber von Kletterhallen lohnt es sich, separate Boulder-Bereiche anzubieten, in denen immer neue Routen abgesteckt werden. So können Boulderer zum Beispiel im Winter oder bei Regen Indoor ihrem Sport nachgehen, bei besseren Bedingungen aber auch im Freien Klettern.

Geringe Kosten

Bouldern ist vergleichsweise günstig. Hohe Anschaffungskosten für die Ausrüstung fallen nicht an, da es neben dem Magnesium für die Hände und geeigneten Boulderschuhen lediglich Kleidung braucht, die genügend Bewegungsspielraum lässt. Tageskarten für das Bouldern in der Halle sind meist deutlich unter zehn Euro zu haben, kosten also weniger als eine Kinokarte. Fast alle Betreiber bieten zusätzliche Ermäßigungen an, also Zeit- oder Mengenrabatte beziehungsweise Sonderpreise für Kinder und Familien.

Klettern für jedermann

Viele Outdoor-Sportarten sind an ein Mindestalter gekoppelt oder ohne ein erhebliches Vortraining nicht ausführbar. Beim Bouldern ist das anders – unabhängig von Alter, Geschlecht und Vorbildung kann sich jeder an der Wand versuchen. Boulder gibt es in allen Schwierigkeitsstufen, eine farbliche Kennzeichnung hilft schon im Vorfeld bei der Einordnung. In allen Hallen werden zudem kurze Einführungskurse angeboten, in denen die richtige Technik erläutert wird. Da Neulinge den versierten Kletterern beim Bouldern zuschauen können, lassen sich manche Finessen abschauen.

Kleine Erfolge

Jeder Boulder besteht aus einer definierten Anzahl von Griffen und Tritten, wobei Start und Ziel gekennzeichnet sind. Die meisten sogenannten Boulderprobleme bestehen aus vier bis acht Griffen, mehr als zwölf sind in Wettbewerben gar nicht zugelassen. Die Distanz an der Wand lässt sich also, wenn es gelingt, relativ schnell überwinden. So gibt es immer wieder Erfolge und damit den notwendigen Motivationsschub, um das nächste Problem konzentriert in Angriff zu nehmen.

Fitness und Gesundheit

Beim Bouldern wird nicht nur die Kraft ausgebaut, sondern auch das Körpergefühl gestärkt. Zusätzlich dient der Sport einer Verbesserung von Sensorik, Motorik und Konzentration. „Bouldern aktiviert nahezu alle Muskelgruppen, das macht es zum idealen Krafttraining für den ganzen Körper“, sagt Dr. Volker Schöffl, Mannschaftsarzt der deutschen Kletternationalmannschaft, in der Apotheken Umschau. Als gesundheitliches Risiko sieht er höchstens die Überanstrengung, da das „Suchtpotential“ beim Bouldern hoch sei.

Familienfreundlich

Bouldern gilt als familienfreundlich, eben weil schon die Jüngsten an die Wand können. Die Betreiber der Hallen sind auf Kinder eingestellt und bieten oft spezielle Event-Pakete an. Der Kindergeburtstag in der Boulderhalle zählt inzwischen zu den Feier-Klassikern, so wie der Bowling-Nachmittag oder die Schatzsuche. Da beim Bouldern auch die Koordination geschult wird, ist jeder dieser Events eine kleine Investition in die Fitness und Gesundheit des Nachwuchses.

Neue Welten entdecken

Mit jedem Outdoor-Sport erschließt man sich nicht nur ein gesundes Freizeitvergnügen, sondern auch einen neuen Blickwinkel auf die (Um-)Welt. Taucher, Surfer und Segler werden das ebenso bestätigen wie Marathonläufer oder Mountainbiker. Wer zum Bouldern in die Sächsische Schweiz, zu den berühmten Felsen um Fontainebleau nach Frankreich oder nach Ausserferrera in die Schweiz reist, wird Landschaften entdecken, die für das Bouldern wie geschaffen scheinen. Aber auch jenseits dieser Hotspots bietet fast jedes Urlaubsziel die Chance, die Umgebung beim Bouldern zu erkunden.

Bouldern oder Klettern?

Bouldern gehört zum Sportklettern und wer sich beim Bouldern gut schlägt, wird auch beim Klettern, zum Beispiel Alpinklettern, eine gute Figur machen. Die Trainingspläne von Kletterern basieren zu weiten Teilen auf der Bewältigung von Boulder-Problemen, denn so lassen sich bestimmte Techniken trainieren und Kondition aufbauen.

Allein geht’s auch

Bouldern heißt Unabhängigkeit. Da die Sicherung mit dem Seil entfällt, braucht es keinen Partner, den man für den Sport in Anspruch nehmen müsste. Damit kann Bouldern jederzeit als Krafttraining betrieben werden, genau wie beim Training im Fitnessstudio.