Stresskiller

Unser Wald liefert nicht nur Holz. Wer den ausströmenden Duft der Bäume inhaliert kann eine Vielzahl von Wirkungen verspüren. So ist es nur zu gut verständlich, dass die heilenden Kräfte des Waldes gern genutzt werden. Darüber hinaus wirkt der Wald beruhigend, der durch die Baumkronen mit ihrem Nadel- und Blätterdach wird Lärm abgeschirmt und durch Verdunstung entsteht ein positives Klima für den Organismus. Im Waldinneren ist es angenehm kühl mit höherer Luftfeuchtigkeit, weniger Wind, und gedämpfter Lichtintensität – allein dies kann sich positiv auf Kopfschmerzen oder Atemwegserkrankungen auswirken.

Wald beruhigt

Annette Bernjus, Seminarleiterin für Waldbaden und Buchautorin kennt diese belegbar positive Wirkung des Waldes. „Wald ist ein natürlicher Stresskiller. Er aktiviert vor allem bei lichterem Baumbestand nachweislich den Parasympathikus, Teil des vegetativen Nervensystems. Die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin gehen stark zurück – das tut immer gut, auch zur Vorbeugung von Depression und Burnout oder: im akuten Fall. Das Einatmen der Waldluftsubstanzen tun ihr Übriges und helfen den Blutdruck zu senken. Die bessere Stressbewältigung verbessert ganz nebenbei auch die Schlafqualität.“

Auf die Frage, ab wann der Wald seine positive Wirkung entfaltet, gibt Bernjus zurück: „Natürlich hat schon der Anblick von Wald etwas Beruhigendes. Mit Eintauchen in den Wald beginnt seine Wirkung – jede Minute im Wald tut uns gut. Wer sich am Wochenende zwei Stunden Zeit für den Wald nimmt, schafft sich ein gutes Stressbewältigungsdepot für die Arbeitswoche. Denn: die Erholungswirkung im Wald hält eine Zeit an.“

Gestärktes Immunsystem

Dr. Quing Li, Arzt mit Schwerpunkt Umweltmedizin und Professor an der Nippon Medical School in Tokio, forscht seit vielen Jahren an den Zusammenhängen von Wald und menschlicher Gesundheit. Er fand unter anderem heraus, dass Waldaufenthalte auch die Anzahl und Aktivität unserer natürlichen Killerzellen im Blut steigen lassen. Sie können abnormale Zellen wie Tumorzellen und virusinfizierte Zellen abtöten. So könnten Waldaufenthalte eine Präventionsmaßnahme vor schweren Krankheiten sein. Forschung rund um den Wald und Gesundheit, die sogenannte „Forest Medicine“ ist bereits seit 2012 eine eigene Fachrichtung im japanischen Raum.

Der aktuelle Präsident der japanischen Waldmedizin, Quing Li prägte auch den Begriff des „Shinrin-Yoku“ = „Waldbadens“. Diese Naturtherapie besteht in Japan bereits seit 1982. Hierbei handelt es sich um das achtsame Wahrnehmen des Waldes mit allen fünf Sinnen und das Nutzen seiner heilsamen Wirkung.

Wald und Natur auf Rezept

Die Wirkung von Waldmedizin und Natur beschäftigt Forscher weltweit und wird immer ernster genommen. In Japan wird Shinrin-Yoku als Gesundheitsprävention von den Gesundheitssystemen längst gefördert – japanische Ärzte stellen Rezepte zum Waldbaden aus.

Auch die Shetlands gaben Ende 2018 bekannt, dass Ärzte Aktivität in der Natur wie Meereswanderungen, Hundespaziergänge und Co. auf Rezept verschreiben dürfen. Parallel dazu entwarf der Nationale Gesundheitsdienst Shetlands einen Monats-Kalender mit passenden kleinen Empfehlungen für Draußenaktivitäten.

Der Waldbeauftragte der deutschen Regierung, Cajus Caesar forderte laut ZDF-Nachrichten ganz aktuell von den Krankenkassen, den heilsamen Wald stärker für Gesundheitsvorsorge einzusetzen.

Eine Vielzahl der deutschen Kurorte – insbesondere die Heilklimatischen Kurorte in den Waldregionen – bieten schon Waldbaden an. Gäste können sich darauf verlassen, die richtige therapeutische Anwendung zu erhalten.