Selbst ist der Camper

Reisen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der deutschen Bundesbürger. Zwar hat es in der Bundesrepublik einige Jahre gedauert, bis der (VW) Käfer über die Alpen Richtung Mittelmeer kletterte. Doch nach den ersten Brenner-Abenteurern folgten schnell viele weitere deutsche Urlauber mit dem Ziel Italien. Mit Baumwoll-Leinwand wurden die italienischen Campingplätze erobert. Noch heute ist der Italienurlaub auf der Beliebheitsskala ganz oben angesiedelt. Doch mit dem Wirtschaftswunder wurde aus dem Camper ein Pensions- und Hotel-Gast. Mehr Komfort und Bequemlichkeit sollte es irgendwann mal sein. Also adieu Steilwandzelt und Luftmatratze? Ja und nein.

Caravans und Wohnmobile

Nun wollen wir nicht die gesamte Geschichte des Reisens von einem „Zigeuner-Wagen“, den Marketendern in den Kriegszeiten des Mittelalters über die Trecks im „Wilden Westen“ bis zum heutigen Luxus-Mobilen aufarbeiten. Deshalb beschränken wir uns auf die vergangenen 40 Jahre. Seit den 60er Jahren mit Beginn der Bulli-Produktion in Hannover wurde aus dem Transporter auch ein Reisefahrzeug. In den 70er und 80er Jahren wurden immer mehr VW Transporter und natürlich Transporter anderer Hersteller wie Hanomag mit der F Baureihe, aus der später der Mercedes Transporter hervor ging, zu Camping-Fahrzeugen umgebaut. Neben den Werksproduktionen entstanden viele Eigenbauten. Da wurde Bänke, Liegemöglichkeiten und Campingküchen verbaut; Fahrzeuge mit Hochdächern stehfreundlich hergerichtet oder mit Aufstelldächern versehen. Viel handwerkliches Geschick war erforderlich, um zum Beispiel ein Hochdach zu montieren. Dabei war dann nicht unbedingt auch die Dichtheit gegen eindringendes Wasser garantiert. Doch das Ziel hatten die Bauherren und Baudamen klar vor Augen: unabhängig reisen.

Hilfe für Selbstausbauer

Einer dieser Bauherren war Günter Holona. Vor über 40 Jahren baute er sein erstes Freizeitfahrzeug aus. Das er damit den Grundstein für eine größere Unternehmung legen sollte, ahnte er wohl selbst nicht. Was seinerzeit mit einem Individualausbau, zugeschnitten auf seine persönlichen Bedürfnisse, in einem (gelben!) VW T2-Bus begann, sollte sich bald darauf schon zu einer beachtlichen Modellvielfalt und einem erfolgreichen Unternehmenskonzept entwickeln.

Holona erkannte, dass viele seiner Gesinnungsgenossen nicht unbedingt das Basteln am Fahrzeug im Vordergrund hatten. Sondern den Ausbauern ging es ums Reisen; so wie ihm. Nachdem er schon seit 1969 erste Erfahrung mit dem Ausbau für den Eigengebrauch gesammelt hatte, baute er für Freunde und Bekannte VW Bullis aus. Nach Abschluss des Studiums sollte es dann für den studierten Lehrer in die Schule gehen. Doch gerade zu dieser Zeit führte ein Einstellungsstopp zur Wende. Für einen Mann mit Geschäftssinn und Probleme erkennen war aber schnell klar, dass etwas anderes zum Geldverdienen her musste. Also wurde der Ausbau professionalisiert und das Unternehmen Reimo gegründet. Erst später erkannte er, dass sich hier eine Marktlücke eröffnen sollte. Denn das Reisen der Deutschen nahm immer weiter zu, der (bezahlte) Urlaubsanspruch stieg und anscheinend war auch der Wunsch nach unabhängigen Reisen bei vielen Mitmenschen stark ausgeprägt. Doch eine Caravan- und Wohnmobilindustrie wie heute war nicht vorhanden. So bastelte jeder sich sein individuelles Reisefahrzeug.

Tradition verpflichtet

Eine erste Testfahrt führte 1980 ein Jahr lang durch Afrika. So wurde schnell gelernt, was ein Reisefahrzeug ausmacht und wo Verbesserungsbedarf besteht. Das wurde dann auch im Laufe der Jahre weiter optimiert. An der Seite von Günter Holona war von Anfang an Kurt Manowski. Beide hatten den Anspruch gerade bei sicherheitsrelevante Komponenten in Fahrzeugausbauten keine Kompromisse einzugehen. Wurden früher z.B. Dächer oder Sitzbanksysteme noch an private Ausbauer geliefert, so erfolgt heute die Lieferung nur an qualifizierte Ausbaupartner. Doch für den geneigten Ausbauer bleiben noch viele Möglichkeiten der Individualisierung durch tatkräftige Eigenleistung offen. Denn das Reimo Programm umfasst mehr als 17.000 Artikel rund um das Thema Reisemobile, Camping und Caravans. Ziel ist es, durch leichte Vormontage, Stabilität und hochwertige Materialien ein dem Kunden ein perfektes Produkt anzubieten. So sind einfache Montage, absolute Passgenauigkeit und dauerhafte Stabilität der Möbel im Fahrzeug besonders wichtig. Die Montage soll so einfach wie möglich werden. Deshalb werden zum Beispiel die Möbel als zerlegte Bausätze geliefert. Die einzelnen Teile müssen zusammengesteckt und verschraubt werden und sind dann durch Aussparungen und passende Zapfen miteinander verschränkt und dadurch stabil verbunden. Auf Wunsch erhalten die Kunden die Möbel auch vormontiert, mit oder ohne Technik-Komponenten.

Und heute?

Wer heute einen fertigen Caravan oder ein neues Wohnmobil beim Händler bestellt, muss mit langer Lieferzeit rechnen. Dagegen sind neue und gebrauchte Transporter auf dem Markt vielfach vorhanden. Zwar sind VW Bullis nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Doch Mercedes Vito oder Ford Transit aus erster oder zweiter Hand sind gerade für Selbstausbauer eine gute Basis. Und schnell und relativ preisgünstig verfügbar, wie Felix Holona, Sohn des Gründers und heutiger Geschäftsführer, im Pressegespräch während des Caravan-Salon in Düsseldorf gegenüber luckx – das magazin ausführte. Dabei, so seine Beobachtungen, sind fast keine Grenze gesetzt. Ob Sitzbänke, Hoch- oder Aufstelldach, Küchenzeile oder Betten und Toilette, fast alles ist möglich und wird individuell aus dem Reimo-Programm zusammengestellt. Fenster und Wassertanks werden eingebaut. Wie die Fahrzeuge am Schluss dann ausgestattet sind, ist und bleibt immer eine Überraschung. Doch eines ist sicher: Reisen werden die Bundesbürger weiterhin. Gerade zu Corona-Zeiten ist Reisen im Caravan und Wohnmobil eine sichere Sache.