Reisen trotz Corona

Es brennt in Europa. Es muss zwar nicht die Feuerwehr kommen um den Flächenbrand zu löschen. Doch als diese Zeilen geschrieben werden, ist die Europa-Karte rot bis dunkelrot eingefärbt. Ursache: Corona-Pandemie. Wie diese Pandemie gelöscht werden kann, wird in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich angegangen. Von massiven Ausgangsbeschränkungen in Griechenland bis zum Teil-Lockdown in Deutschland ist alles dabei. In einigen Ländern ist Reisen möglich, doch Übernachtungen unerwünscht. So stellt sich die unter anderem die Frage, wie geht die deutsche Bevölkerung als Reiseweltmeister mit diesen Beschränkungen um. Eine Studie bringt Aufschluß.

Deutsche reisten

Rund ein Drittel der befragten Deutschen hat in den Sommermonaten Juni bis August trotz Corona eine Auslandsreise unternommen. Damit liegen die Deutschen deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 22 Prozent sowie dem weltweiten Durchschnitt von 19 Prozent. Rund 60 Prozent reisten in ein Nachbarland, demzufolge war auch der PKW das mit Abstand beliebteste Transportmittel mit 63 Prozent – gefolgt vom Flugzeug mit 25 Prozent und der Bahn mit 12 Prozent.

Gefragt nach ihrer Erfahrung, wie es ist in Zeiten von Corona ins Ausland zu reisen, sagten 66 Prozent der Deutschen, dass dies „besser als erwartet“ war.

Weitere 27 Prozent fanden ihre Reise „wie erwartet“ und nur sieben Prozent waren mit ihrer Reise unter Corona-Bedingungen weniger zufrieden. Positive Reiseerfahrungen trotz Corona machten nicht nur die Deutschen, sondern die europäischen Auslandsreisenden insgesamt. Die Reisezufriedenheit unter asiatischen und amerikanischen Reisenden fiel etwas geringer aus.

Billiger reisen ist keine Option

Die Pandemie führte in den letzten Monaten auch unter den deutschen Auslandsreisenden zu gewissen Veränderungen beim Reiseverhalten – sei es im Hinblick auf die Wahl des Verkehrsmittels, der Unterkunft oder der Urlaubsart. Interessant ist, dass der Aspekt, in „Corona-Zeiten billiger zu reisen“, für die große Mehrheit der Befragten keine Option darstellt. Das verdeutlicht, die Pandemie hat bis jetzt zumindest keinen negativen Einfluss auf das Reisebudget.

Die Absicht der Deutschen, in den nächsten zwölf Monaten ins Ausland zu reisen, ist im Vergleich zur Umfrage im Juni mit sechs Prozent nochmals angestiegen und liegt erneut deutlich über dem europäischen und weltweiten Durchschnitt. Insbesondere jene, die Anfang Juni noch angaben, dass Reisen ins Ausland nicht in Frage kommen, kehren sukzessive in den Kreis der Reisewilligen zurück.

Neben den Deutschen zeigen vor allem auch die Schweizer, Niederländer und Österreicher ein überdurchschnittliches Interesse, in den kommenden zwölf Monaten ins Ausland zu reisen.

Reisen in Europa

Wie bereits die Juni-Umfrage zeigte, werden Reiseziele innerhalb Europas in Pandemiezeiten klar bevorzugt. So liegt Spanien ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Deutschen – dicht gefolgt von Italien und Österreich. Das heißt, Ziele innerhalb Europas konnten ihre Potenziale entweder halten oder sogar ausbauen. Letzteres trifft insbesondere auf Italien zu.

Das Interesse an Reisezielen außerhalb Europas liegt dagegen nach wie vor deutlich unter dem üblichen Durchschnitt und konnte sich auch in den letzten Monaten kaum verbessern. Ein Grund dafür sind auch die entsprechenden Rahmenbedingungen wie etwa Ein- und Ausreisebestimmungen.

Sicherheit

Nach dem Corona-Infektionsrisiko im Hinblick auf Reiseziele und touristische Angebote gefragt hat sich aus der Sicht der Deutschen die Risikolage im Vergleich zu Anfang Juni aufgrund verschiedener Maßnahmen verbessert. So konnte die Mehrzahl der Destinationen bessere Werte beim Sicherheitsimage erzielen und auch das Corona-Risiko in Bezug auf die verschiedenen Angebotsbereiche wie Transport, Unterkunft, Urlaubsarten oder Aktivitäten wird etwas geringer eingestuft als noch vor vier Monaten. Das verbesserte Sicherheits-Image verbunden mit positiven Reiseerfahrungen in den letzten Monaten schlägt sich auch in einer höheren Reisebereitschaft für die kommenden Monate nieder.

Hohe Sicherheitsstandards und die damit verbundene Erhöhung des persönlichen Sicherheitsgefühls sind für Reisende nach wie vor von zentraler Bedeutung. Maßnahmen zur Reduzierung des Infektionsrisikos haben, so die aktuellen Umfrageergebnisse, im Vergleich zu Anfang Juni nicht an Bedeutung verloren. Neben der Einhaltung von Mindestabständen, dem Tragen von Mund- und Nasenschutz sowie der Einhaltung der generellen Hygienevorschriften legen die Deutschen auch Wert auf verpflichtende COVID-Tests nach Rückkehr aus einem Risikogebiet.

Flugreisen stärker nachgefragt

Ein leicht positiver Trend zeigt sich bei den Deutschen auch in Bezug auf Flugreisen. So ist die Zurückhaltung, in Zeiten von Corona zu fliegen, im Vergleich zu Anfang Juni etwas gesunken. Trotzdem ist die Mehrheit nach wie vor unsicher bei der Frage nach dem Corona-Risiko bei Flugreisen. Generell ist die Angst, unter Corona-Bedingungen zu fliegen, unter den Europäern geringer als unter den Amerikanern und insbesondere unter den Asiaten.

Wie geht’s weiter?

Die grundsätzliche Bereitschaft, in den nächsten zwölf Monaten ins Ausland zu reisen, ist vor allem unter den Europäern und hier insbesondere unter den Deutschen groß. Hohe Sicherheitsstandards beim Angebot sowie ein positives Sicherheitsimage in Bezug auf die Destinationen beeinflussen die Reiseentscheidung bezüglich Urlaubsart und Wahl der Destination. Dem steigenden Interesse ins Ausland zu reisen, stehen je nach Infektionsgeschehen entsprechende Reisebeschränkungen entgegen.

Mit der Einführung eines Impfstoffes ist jedoch mit einer sukzessiven Lockerung der Restriktionen zu rechnen. Den aktuellen Umfrageergebnissen zufolge würde die Reisetätigkeit dann rasch und auf breiter Basis anspringen.