Zukunft der Finanzwelt

Die Finanzkrise 2008/2009 hat uns gezeigt, dass wir in der Lage sind, so eine weltumfassende Krise zu meistern. Für viele Länder hat es sehr lang gedauert, bis sie wieder ein Vorkrisenniveau erreichen konnten. Doch sie haben es geschafft. Einige Länder wie zum Beispiel Griechenland, waren gerade vor Beginn der Corona-Krise auf einen guten Weg. Doch gerade dieses Land am östlichen Mittelmeer hat auch mit vielen schon vor der Krise vorhandenen Unwägbarkeiten zu kämpfen: Sei es die Korruption, zu viele Staatsbedienstete, eine überbordende Bürokratie mit extrem mangelhafter Organisationsstruktur, um nur Einiges zu benennen. Doch wie schaffen es auch solche Länder die Corona-Krise zu überwinden, um dann erfolgreich die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen?

Dazu befragte luckx – das magazin den Finanzexperten Sven Thieme nach seiner Einschätzung, wie sich die Corona-Krise auf die Finanzwelt auswirken könnte und welche Vorsorge gerade jetzt für das Alter getroffen werden könnte.

Niedrigzinsen

Weltweit versuchen Regierungen und Notenbanken die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit frisch gedrucktem Geld zu mildern. Kurzfristig wird diese Strategie Massenarbeitslosigkeit und einen Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften verhindern. Mittel- und langfristig entstehen hingegen unerwünschte Nebeneffekte. Die Staatsverschuldung wird in den nächsten Jahren weiter stark ansteigen – und zwar auf einem global gesehen hohen Niveau. Kapitalanleger müssen sich darauf einstellen, dass die Zeiten niedriger Zinsen auch in den nächsten Jahrzehnten anhalten werden. Das sind keine guten Nachrichten für Sparer, die auf ein Revival gut verzinster Kapitalmarktprodukte gehofft haben.

Bank- und Versicherungsprodukte unattraktiv

Aufgrund der niedrigen Leitzinsen ist es Banken und Versicherungen nicht mehr möglich, Garantiezinsen zu erwirtschaften, die über der Inflation liegen. Spar- und Tagesgeldkonten sowie klassische Renten- und Lebensversicherungen vernichten das Geld der Sparer und sind zum Vermögensaufbau nicht mehr geeignet. Die Allianz hat als größter Lebensversicherer in Deutschland bereits Konsequenzen gezogen und wird in Zukunft keine Lebensversicherungen mit 100-prozentiger Kapitalgarantie mehr anbieten. Für Anleger bedeutet diese Entscheidung, dass nicht einmal mehr die Auszahlung der eingezahlten Beiträge nach Ende der Laufzeit garantiert wird – geschweige denn eine Verzinsung, die über der durchschnittlichen Inflationsrate liegt.

Aktienmärkte boomen

An Aktien für die Altersvorsorge führt kaum ein Weg vorbei, da sind sich fast alle Experten einig. Derzeit besonders beliebt sind sogenannte ETF: kostengünstige Fonds, die das Geld breit gestreut und automatisiert in vorher definierte Indizes anlegen. Absehbar werden die großen ETF-Anbieter in den nächsten Jahren weitere Marktanteile hinzugewinnen und ihre Marktposition stärken können. Vor allem die großen Tech-Konzerne aus den USA konnten auch während der Krise ihre Marktmacht ausbauen und erhebliche Kurssteigerungen verbuchen. Insgesamt haben börsennotierte Unternehmen trotz Krisenstimmung und kurzfristiger Börsenturbulenzen die Pandemie bisher gut überstanden – die Kurse sind fast auf Vor-Krisen-Niveau.

Edelmetalle stark nachgefragt

Gold galt schon immer als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Und auch in der Corona-Krise ist das begehrte Edelmetall seinem Ruf gerecht geworden. Der Goldpreis ist in den letzten 12 Monaten von unter 1.500 US-Dollar pro Feinunze auf derzeit knapp 1.900 US-Dollar gestiegen. Langfristig gab es für den Goldpreis sowieso nur eine Richtung: nach oben! Gleiches gilt im Übrigen auch für den „kleinen Bruder” des Goldes: Silber. In den letzten 12 Monaten stieg der Preis pro Feinunze von 17 auf 24 US-Dollar.

Steigende Immobilienpreise

Der Klassiker unter den Sachwerten bleibt begehrt, ob als Eigenheim oder Kapitalanlage: immer mehr Deutsche träumen von einer eigenen Immobilie. In den letzten zehn Jahren sind die Immobilienpreise aufgrund der hohen Nachfrage teils drastisch gestiegen. Vor allem in den Metropolregionen wie München, Hamburg oder Berlin sind die Preise auch für gutverdienende Arbeitnehmer mittlerweile kaum noch erschwinglich. Aber auch in kleineren Städten und Gemeinden mit deutlich niedrigerem Preisniveau, konnten sich Immobilieninhaber in den letzten Jahren über steigende Preise freuen. Niedrige Zinsen und ein Mangel an Alternativen sind Garanten dafür, dass der Immobilienmarkt auch in Zukunft attraktive Chancen bietet.