Ohne Skilift

Üblicherweise beginnt das alpine Skifahren mit Schlange stehen. Artig stellen sich hunderte Menschen in einer Reihe auf, um dann irgendwann mit der Gondel oder dem Lift Berg hoch zu fahren. Danach folgt dann eine kurze Abfahrt und das Anstehen beginnt von neuem. Es geht aber auch anders.

Pistentour

Wer dem Anstehen nicht abgewinnen kann, wechselt zum Skilanglauf oder entdeckt für sich das Tourengehen. Eine neuere Version ist die Pistentour. Die Vorteile für die Wintersportler liegen auf der Hand: Pistentouren stellen einen niedrigschwelligen Einstieg dar, frei von den damit verbundenen Hürden wie alpiner Erfahrung, Lawinenkunde und Tiefschneetauglichkeit.

Pistentouren sind für viele eingefleischte Tourengeher schon lange zum Fitnessstudio-Ersatz geworden: eine schnelle, effektive Trainingseinheit für die großen Tourenziele im freien Gelände. Dazu gesellen sich seit einigen Jahren immer mehr Sportler, die im Pistentourengehen eine ganz eigene Disziplin für sich entdeckt haben.

Touren im alpinen, freien Gelände? Müssen nicht sein, die neue Touren-Community ist vollauf zufrieden mit ihrem Sport am Pistenrand. Corona und die daraus resultierende Lockdown-Situation mit den geschlossenen Liftanlagen wirken hier wie ein Katalysator.

Zwischen Ski Alpin und Skitouren

Mit dem Pistentourengehen ist eine neue Vielfalt entstanden. Damit stehen dem Wintersportler in zahlreichen Gebieten Angebote zur Verfügung. Das passt natürlich nicht jeden Liftbetreiber. Denn die möchten die Pistennutzung bezahlt bekommen. Denn was sonst über die Liftkosten eingespielt wird, geht nun durch die Pistentourer verloren. Auch die Wintersportartikel-Industrie sieht ein neues Marktsegment und versteht das Skitouring auf Pisten und markierten Routen als Bereicherung. So sind gute und zeitgemäße Konzepte gefragt. Verbote für Pistentourer werden als nicht zukunftsorientiert betrachtet. Es entwickelt sich langfristig einer Markt zwischen Ski Alpin und Skitouren.

Neue Gästepotenziale

Es gilt nun aus den Situationen des diesjährigen Winters zu lernen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, bewusst mithilfe der Liftgesellschaften und der Regionen. Denn: Der Tourismus zählt zu einer der weltweit größten Branchen – was hier an Trends gesetzt wird, ist Gesetz.

Skisport ist einer der größten Tourismusbereiche in Bayern und der größte in Tirol – es hängt nun von den Entscheidungen der Tourismusentwickler und Liftbetreiber ab, wie die Zukunft des Wintersports aussehen kann.

Die Möglichkeiten sind mannigfaltig: Von der gekennzeichneten Aufstiegsroute bis zur Inkludierung der Disziplin in den Saisonpass. Klassische Wintersportregionen müssen Gästepotenziale nachhaltig sichern und sich produktseitig stärker vom eindimensionalen Ski-Alpin-Modell emanzipieren, fordern deshalb viele Experten. Sie durch Verbote zu vergraueln, ist nicht der richtige Weg. Denn auch in Skandinavien gibt es prima Alpine Skigebiete, die nicht überlaufen sind und darüber hinaus für Pistentourer viel besser geeignet. Wer schon einmal im Skigebiet im norwegischen Lillehammer war, wird nie wieder in die Alpen zurückkehren.