Eiskalte Hände

Wer jetzt in die Weinberge geht, um die Trauben zu ernten, muss schon abgehärtet sein. Denn Traubenernte ist Handarbeiten – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch es lohnt sich. Trotz frostige Nächte ist eine erfolgreiche Eisweinlese abzusehen. Denn bereits zum dritten Mal in diesem Weinjahr sorgten Temperaturen bis zu minus 10 Grad dafür, dass Winzer die begehrten gefrorenen Weintrauben für die Herstellung von Eiswein einbringen konnten.

Optimale Erntebedingungen

Nachdem die Bedingungen für die Eisweinproduktion in den letzten Jahren oft nicht optimal waren und nur punktuell Trauben bei den für Eiswein vorgeschriebenen Temperaturen von -7°C geerntet werden konnten, können sich in diesem Jahr all diejenigen Weinerzeuger freuen, die in der Hoffnung auf einen besseren Eisweinjahrgang ihre Trauben nicht vollständig abgeerntet hatten. Denn bereits in der Nacht zum 30. November 2020 konnten einige Winzer in den Weinregionen Nahe, Mosel, Rheinhessen, Pfalz, Franken und im Rheingau bei frostigen Temperaturen erfolgreich gefrorene Eisweintrauben lesen. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, war dieser vergleichsweise frühe Zeitpunkt für eine Eisweinlese sehr förderlich für die Weinqualität, da die Trauben für die Eisweinbereitung möglichst gesund sein sollen.

Auch die ersten Wochen des neuen Jahres warteten mit eisweintauglichen Minusgraden auf, so dass am 11. und am 16./17. Januar 2021 das begehrte tiefgefrorene Lesegut auch in anderen Weinregionen in die Keller eingebracht werden konnte. Mit Weinerzeugern aus Baden, von der Hessischen Bergstraße sowie aus den Anbaugebieten Saale-Unstrut, Sachsen und Württemberg ernteten zahlreiche Weinbaubetriebe aus 11 Anbaugebieten die edelsüße Weinspezialität.

Gesunde Trauben

Der sehr gute Gesundheitszustand der Trauben des diesjährigen Jahrgangs bietet beste Voraussetzungen für qualitativ hochwertige Eisweine. Geerntet wurden überwiegend Trauben der Rebsorte Riesling, die sich aufgrund ihrer späteren Reife besonders gut für die Eisweinbereitung eignen, aber auch andere Sorten wie Traminer, Spätburgunder, Weißburgunder oder die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten Cabernet blanc und Souvignier gris bilden eine gute Basis für hervorragende Eisweine.

Für die Eisweinlese gilt: Je kälter es wird, desto höher ist der Konzentrationseffekt in den Traubenbeeren. In Franken sank am Morgen des 30. November 2020 das Thermometer für die Lese der edelsüßen Spezialität sogar bis auf minus zwölf Grad Celsius.

Gekrönte Trauben

Eisweine sind die Krönung eines Weinjahrgangs. Ihr Geheimnis liegt in der dichten Konzentration der Beereninhaltsstoffe. Bei den frostigen Temperaturen gefriert das Wasser in den Beeren und verbleibt in der Weinpresse. Von der Kelter tropft der Saft dann zuckersüß wie Honig. Moste mit derart hohen Zuckergehalten können von den Hefen nur sehr mühsam zu Wein vergoren werden. Dementsprechend haben Eisweine in der Regel sehr hohe natürliche Restzuckergehalte von weit über 100 Gramm pro Liter, weisen aber im Gegensatz zu südländischen Süßweinen nur relativ geringe Alkoholgehalte auf – oftmals nur um sieben Volumenprozent.

Das besondere dieser edlen Tropfen ist, dass sie diese enorme Restsüße, dank der frischen Fruchtsäure dennoch nicht aufdringlich wirkt. Als Rarität und Spezialität genießen sie große internationale Anerkennung.

Eisweine sind grandiose Begleiter festlicher Anlässe und eignen sich hervorragend zum Aperitif. Als Menübegleiter empfehlen sie sich zu fruchtigen Desserts, Eis oder Sorbets.