Sportvereine

Im Moment läuft gar nichts. Sowohl in den Schulsporthallen als auch im Vereinssport ist Lockdown angesagt. Auch wenn einige Sportlehrer ihren Schülerinnen und Schülern noch „Hausaufgaben“ geben, so ist eher das Computerspielen angesagt. Doch wie sieht es im Vereinssport aus? Gibt es neben dem Einzug des monatlichen Mitgliedsbeitrages irgendeine Bewegung? Anscheinend nicht. Denn in vielen Vereinen wird „still ruht der Ball gespielt“. Dabei leiden die Vereine schon seit Jahrzehnten unter Mitgliederschwund. Gerade in der jetzigen Zeit könnten sie zeigen, dass sie an ihre Mitglieder denken und deshalb zukunftsorientiert handeln.

Mitgliedsbeitrag

Wer nun denkt, er könnte aufgrund fehlender Leistungen vom Verein den Mitgliedsbeitrag zurückfordern, irrt gewaltig. Denn der Mitgliedsbeitrag ist von keiner Gegenleistung abhängig. Außer es wurden bestimmte Leistungsvereinbarungen getroffen. Dabei verkennen gerade Sportvereine ihre Wichtigkeit für die Gesellschaft in der aktuellen Situation. Wer sich nun seit Monaten nicht um seine Mitglieder bemüht, bekommt spätestens beim nächsten Kündigungstermin die Quittung.

Existenzbedrohend

So wird Corona-Lockdown auch viele Sportvereine in eine existenzbedrohende Lage bringen. Dabei sind sie für Gesundheitsvorsorge und sozialem Zusammenhalt in der Gesellschaft unabdingbar. So entwickelt sich deren Lage dramatisch. Laut des neuesten Sportentwicklungsberichts befürchten 52,4 Prozent in den nächsten zwölf Monaten eine „existenzbedrohende Lage“. Als Hauptgrund nennen die über 20.000 befragten Vereine dafür neben einem Rückgang der ehrenamtlichen Arbeit (34,9 Prozent) mit 41,3 Prozent den pandemiebedingten Mitgliederrückgang.

Laut Prognosen könnten bis zu 10 Prozent der 24,27 Millionen registrierten Mitglieder (2020) ihrem Sportverein den Rücken kehren. Vor allem in den vom Lockdown besonders betroffenen Kontakt- und Teamsportarten ist die Lage düster. Eva Straub, Präsidentin des Ju-Jutsu-Verbandes in Bayern, berichtet zum Beispiel von „einem erschreckender Mitgliederrückgang von 30 Prozent“. Alfons Hölzl als Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) befürchtet neben „einem deutlichen Mitgliederschwund“ auch den Verlust von „hochmotivierten Trainern, Betreuern und Funktionären“.

Die Gemengelage bringt viele Vereine in akute Finanznöte: Allein der Bayerische Landessportverband (BLSV) beziffert die Verluste durch die Corona-Krise beispielsweise auf mindestens 200 Millionen Euro. Doch abseits vom Geld ist vor allem der Verlust von Kindern und Jugendlichen aus dem Vereinssport bedenklich, von denen sich viele nach inzwischen zwei Sport-Lockdowns anderweitig orientiert haben.

Folgen für die ganze Gesellschaft

Je länger Sport-Vereine ihrem Zweck nicht nachkommen dürfen, desto schwächer wirken sie als stabilisierendes Element der Gesellschaft. Es geht sozialer Kitt verloren, der gerade in einer individualisierten Zuwanderungsgesellschaft von Bedeutung ist. Damit treffen die Folgen nicht nur die Vereinsmitglieder sondern die gesamte Gesellschaft“, warnt Professor Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln. Er verantwortet als Studienleiter den neuesten Sportentwicklungsbericht, der die Gefahren des Corona-Sport-Lockdowns für die ganze Gesellschaft deutlich werden lässt.

Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit, so der Sportpsychologe Kai Engbert, sei eine der wichtigsten Funktionen der Sport-Vereine für das Sporttreiben und die Gesundheit. „Viele raffen sich deshalb von der Couch hoch. Auch, weil ihnen der Austausch in der sogenannten dritten Halbzeit wichtig ist. Gerade im Breitensport ist diese soziale Motivation sehr wichtig“, so Engbert.

Online-Angebote können das natürlich nicht vollständig auffangen. Zudem wird beim virtuellen Üben ein Großteil der nicht so sportaffinen Bevölkerung gar nicht erreicht – dafür braucht es individuelle Angebote von Sport-Vereinen in der Realität.

Doch Online-Angebote können den Kontakt zwischen Mitglied und Verein am Leben erhalten. Denn wenn auch dieser seidene Faden zerrissen ist, wird er nie wieder herzustellen sein.

Dabei ist hier kein extremer Aufwand zu betreiben. Manchmal reicht eine kurze eMail mit einigen Bewegungs- und Trainingstipps; was gerade für Kinder- und Jugendliche wichtig ist. Aber auch der Blick in verschiedene Youtube-Kanäle kann hilfreich sein. So bieten Youtuber kleine Trainingsvideos, die sich Trainer und Übungsleiter auf Nützlichkeit anschauen und ihrer Trainingsgruppe empfehlen sollten. Es kann alles so einfach sein, wenn Vereinsverantwortliche aktiv werden und endlich ins Handeln kommen.